Theologe Tück relativiert Kritik an Impfstraße im Stephansdom

"Dennoch bleibt ein leises Unbehagen"

Der Wiener Theologe Jan-Heiner Tück hat seine Kritik an Impfstraßen in Kirchen teilweise zurückgenommen. In seinen Augen bleibt aber dennoch "ein leises Unbehagen". Er fordert weiter zum Nachdenken über den Wert sakraler Räume auf.

Stephansdom in Wien (Archiv) / © Matyas Rehak (shutterstock)
Stephansdom in Wien (Archiv) / © Matyas Rehak ( shutterstock )

In einem Gastbeitrag für das Portal katholisch.at (Weihnachten) nannte der Wiener Dogmatik-Professor Jan-Heiner Tück seine kürzlich geäußerte Warnung vor einer "Profanierung des Sakralen" überzogen; "dennoch bleibt ein leises Unbehagen, weil die Stätte des Heiligen hier für eine Funktion in Anspruch genommen wird, die problemlos auch an anderen Orten hätte erfüllt werden können".

Tück hatte in einem Zeitungs-Essay von der Kirche ein neues Nachdenken über die Gegenwart Gottes gefordert. Das "Friedenspotenzial des Advents freizulegen", wäre "heilsamer als die Profanierung des Sakralen voranzutreiben und Impfstraßen in Kathedralen zu errichten, als gäbe es dafür nicht andere Orte". Dafür sowie für seine Forderung, Kathedralen sollten nicht als "verlängerter Arm staatlicher Gesundheitspolitik missbraucht" werden, erntete er heftigen Widerspruch.

Gesundheit nicht gegen Seelenheil ausspielen

Nun differenzierte der Theologe, die Impfstraße im Wiener Stephansdom sei "ein Angebot, das zweifellos von vielen dankbar angenommen wird; das überdies wohl auch Menschen in die Kirche bringt, die sonst eher draußen bleiben". Die Frage nach der Zulässigkeit sei "komplex", dürfe man doch die Gesundheit des Körpers nicht gegen das Seelenheil ausspielen.

Dabei gelte allerdings auch: "Ist es nicht wohltuend und gut, Räume der Stille und Sammlung zu haben, die einen zu den hektischen Lebenswelten auf Distanz gehen lassen? Anders-Orte des Sakralen, welche die Funktions- und Leistungsimperative der Gesellschaft unterbrechen? Stätten, die zur Begegnung mit dem Unbegreiflichen einladen, der sich selbst begreiflich machen wollte?"

Verborgene Gegenwart des Allerheiligsten

In katholischen Kirchenräumen mache "ein ganzes Ensemble von Zeichen" die Präsenz des Heiligen bewusst, so Tück. Er verweist etwa auf das Weihwasser beim Übertreten der Schwelle; als Einladung, "der Taufe zu gedenken". Ähnlich tiefgehende Bedeutung hätten auch Altar, Ambo, Osterkerze und das Ewige Licht, das die verborgene Gegenwart des Allerheiligsten im Tabernakel anzeige.


Jan-Heiner Tück, Professor für Dogmatische Theologie an der Universität Wien / © Dieter Mayr (KNA)
Jan-Heiner Tück, Professor für Dogmatische Theologie an der Universität Wien / © Dieter Mayr ( KNA )
Quelle:
KNA
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