Der Dalai Lama in Nordrhein-Westfalen

Zum Dialog bereit

Der Dalai Lama hat bei der Fortsetzung seines Deutschlandbesuchs in Bochum der chinesischen Regierung den Dialog angeboten. Tibet brauche China bei seiner wirtschaftlichen Entwicklung, sagte das religiöse und weltliche Oberhaupt der Tibeter. Bundespolitiker machten sich erneut für die Tibeter stark.

 (DR)

Der Präsident des Bundestags, Norbert Lammert (CDU), und Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) forderten einen Einsatz für die Menschenrechte in Tibet.

Im Rathaus trug sich der Dalai Lama in das goldene Buch der Stadt ein. Am Nachmittag sprach er vor 3.000 Zuschauern im Bochumer RuhrCongress.

Der Dalai Lama sagte, für eine Zusammenarbeit mit China sei die Anerkennung der tibetischen Umwelt, Kultur und Sprache die Voraussetzung. "Es geht uns nicht um Unabhängigkeit, sondern darum unsere Kultur zu bewahren", betonte er.

Keine Vormachtstellung
Er bestehe nicht auf seinem Privileg als Oberhaupt Tibets. "Wenn das tibetische Volk fühlt, meine Autorität sei nicht länger gebraucht, dann werde ich meine historischen Rechte als Dalai Lama unverzüglich an eine lokale tibetische Regierung übergeben", sagte er. Die jetzige chinesische Regierung habe einen Kurs der Liberalisierung eingeschlagen. Dies unterstütze er zu einhundert Prozent.

Die Kritik einiger junger Tibeter am Kurs der Gewaltlosigkeit könne er verstehen. "Es geht jedoch nicht nur um Öffentlichkeit, es geht um eine konkrete Lösungsmöglichkeit des Tibet-Konflikts", sagte der Dalai Lama. Die Kritik könne er nicht abschalten. Dies wolle er gar nicht, sagte der Dalai Lama. Solche Kritik sei ein wichtiger Teil der Demokratie.

Bundestagspräsident Lammert sagte, Tibet sei längst ein exemplarischer Fall geworden, wenn über die Zukunft der Menschheit geredet werde. Wenn Deutschland die Einhaltung der Menschenrechte in Tibet fordere, dann reklamiere dies nicht den Anspruch für ein einzelnes Volk. "Menschenrechte sind unteilbar", sagte Lammert. Er erwarte von China nicht mehr und nicht weniger, als dass die Regierung den Wortlaut der chinesischen Verfassung gelten lasse.

"Keine Unabhängigkeit für Tibet"
Ministerpräsident Koch bemängelte, dass die chinesische Regierung den Dalai Lama ständig kritisiere. Dabei habe das tibetische Oberhaupt schon oft betont, dass Tibet keine Unabhängigkeit anstrebe, sondern auch mit China kooperieren wolle. Er sprach sich für einen entschiedenen Einsatz für die Menschenrechte in Tibet aus. "Wir drücken nicht nur die Daumen, sondern erheben auch unsere Stimme", sagte Koch.

Am Samstag reist der Dalai Lama auf seiner bis Montag andauernden Deutschlandreise weiter nach Mönchengladbach. Weitere Stationen sind Nürnberg und Bamberg. Am Abschlusstag ist ein Treffen mit Bundesentwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) geplant.

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