Die Geschichte "Arizona 1880" war 1946 die Geburtsstunde von Lucky Luke - damals noch mit Pausbacken und ohne seine schwarze Weste: Er bringt drei Gangster hinter Gitter und hat dabei noch einen launigen Jodler auf den Lippen. Der Vorzeige-Cowboy, der am 14. November 75 Jahre alt wird, schießt auch im hohen Alter noch schneller als sein Schatten, kämpft für das Gute und die Gerechtigkeit - und ist cool wie eh und je. Erfunden hat ihn der Belgier Maurice de Bévère (1923-2001), besser bekannt als Morris.
Ab 1947 erscheint Lucky Luke regelmäßig im belgischen Comic-Magazin «Spirou». In den folgenden Alben verfeinert der Autor die Eigenarten der Figuren und entwirft bis ins Detail die Welt seiner Westernparodie, für die Lucky Luke steht. Dazu gehören die notorisch erfolglose Verbrecherbande der Dalton-Brüder, der vertrottelte Gefängnis-Wachhund Rantanplan und natürlich Lukes treues Pferd Jolly Jumper.
Zwei Giganten treffen sich
Nicht selten fügt Morris einen bekannten Schauspieler als "Bösewicht" oder Nebenfigur in seine Geschichte ein - der erste war Jack Palance als Hauptfigur in dem Abenteuer "Phil Steel". In "Der einarmige Bandit" rund um die ersten Glücksspielmaschinen hat Louis de Funès eine tragende Rolle. In "Calamity Jane" scheitert der Brite David Niven in der Rolle eines Benimm-Lehrers am Umgangston und -stil von Calamity Jane, die ihre Gäste mit vorgehaltener Waffe dazu zwingt, die von ihr gebackenen, steinharten Kekse zu essen.
1948 treffen sich zwei Giganten des Comics in Amerika: Zeichner Morris ist dort, um die Orte, an denen mögliche Lucky-Luke-Abenteuer spielen können, selbst kennenzulernen. Dort tritt er den Texter René Goscinny (1926-1977), heute vor allem als Asterix-Co-Autor bekannt. Von 1955 an planen und entwickeln sie die Geschichten um Lucky Luke gemeinsam.
"Die Eisenbahn durch die Prärie" ist der erste große gemeinsame Erfolg. In den folgenden 20 Jahren veröffentlichen sie je ein bis drei Alben, nach dem Tod von Morris wird der Franzose Achdé Lucky-Luke-Zeichner.
Von Anfang an steht der hochintelligente Apfelschimmel Jolly Jumper Luke zur Seite. Er kann Kaffee kochen, Seil springen, zählen, klettern und Schach - und ist immer da, wenn es gilt, Lucky Luke aus der Klemme zu helfen. Und auch nach 75 Jahren hört er geduldig zu, wenn Luke am Ende eines jeden Abenteuers im letzten Bild sein Lied vom "armen, einsamen Cowboy" anstimmt: "I'm a poor lonesome cowboy and a long way from home."
Aus der Kippe wurde ein Grashalm
In den siebeneinhalb Jahrzehnten hat Luke nur kleine Veränderungen durchlaufen: Über viele Jahre war er selbstdrehender Kettenraucher, bevor er 1983 den Glimmstengel für immer ausdrückte und seitdem einen Grashalm im Mundwinkel trägt. Und ganz am Anfang war er noch kleiner und rundlicher als heute. Davon abgesehen hat Lucky Luke einen hohen Wiedererkennungs-Wert: weißer Hut, rotes Halstuch, gelbes Hemd, schwarze Weste und blaue Jeans.
"Lucky Luke ist anspruchslos, ehrlich, hat Sinn für Humor", so beschrieb Morris seinen Helden einmal. Dessen Erzfeinde sind die Daltons: Joe, Jack, William und der ewig hungrige Averell, denen immer wieder die Flucht aus einem Gefängnis glückt und die stets von Lucky Luke eingefangen und wieder hinter Gitter gebracht werden.
Lukes Welt ist die des klassischen Westerns voller Klischees, er selbst der Schrecken aller Viehdiebe und Falschspieler. Es geht um berühmt-berüchtigte Wildwest-Legenden, die Kavallerie, verfeindete Clans, schwierige Siedler, hitzköpfige Dampfschiffer, um Eisenbahnen, Postkutschen, Öl- oder Goldrausch, Saloons, Planwagenfahrten und Kopfgeldjäger.
Neben den Comicbänden - allein in Deutschland sind bislang mehr als 30 Millionen Bände verkauft worden - sind vor allem die Zeichentrickserien erfolgreich. Hinzu kamen vier lange Zeichentrickfilme. Während die Realverfilmung 1991 mit Terence Hill als Hauptdarsteller ein Erfolg war, geriet ein 2004 gedrehter Streifen mit Til Schweiger als Lucky Luke zum Flop.
Sonderhefte im Jubiläumsjahr
Der Verlag Egmont-Ehapa hat im Jubiläumsjahr mehrere Sonderhefte auf den Markt gebracht. In "Die Ursprünge von Western - Gestern" trifft der Cowboy auf sein frühes Selbst der Jahre 1946/47, in "Zarter Schmelz" ehrt der deutsche Comiczeichner Ralf König den Cowboy, ein Lucky-Luke-Lexikon mit 1.650 Stichworten erscheint Anfang November.
Und dann gibt es noch ein Kochbuch, in dem der Held selbst auf 144 Seiten und in 50 Rezepten tatsächlich nur ein einziges Mal seine eigene Kochkunst präsentiert: Er bereitet eine Kanne schwarzen Kaffee zu. Für eine Geburtstagsparty eindeutig zu wenig.