Er ist kleiner als man denkt, ca. 1,70m groß, sehr geduldig, lässt viel über sich ergehen - und er hat sehr weiche Hände. Das sagen viele Leute, die Papst Franziskus persönlich begegnen durften. Menschen sind dem Argentinier wichtig.
Das ist auch einer der Gründe, warum er im Gegensatz zu seinen Vorgängern nicht im Apostolischen Palast lebt, sondern im Gästehaus Santa Marta. Vatikangäste, die nur ein oder zwei Tage dort sind, zeigen sich immer wieder verwundert, dass der Pontifex normal in der Kantine speist und auch mit neuen Gästen das Gespräch sucht.
Der klassische Weg dem Papst zu begegnen sind aber die Audienzen, ob alleine oder in Gruppen, von denen er unzählige jede Woche über sich ergehen lässt. Selbst wenn er (vor der Pandemie) 250 Menschen nacheinander die Hände schüttelt, lächelt er höflich und entspannt und wechselt mit jedem ein paar Worte, meistens auf Italienisch, seiner Muttersprache Spanisch, aber ein paar Fetzen Deutsch sind auch hin und wieder zu hören.
Kenner raten Besuchern immer, bei der Begegnung nur auf Franziskus zu achten, und nicht auf die Aufpasser drumherum. Die wollen die Leute möglichst schnell abfertigen. Franziskus selbst ist da entspannter. Ein Satz, der von den Besuchern dann hinterher gerne fällt: "Was hat der für weiche Hände? Wir müssen mal rausfinden, welche Handcreme er benutzt!"
Kein Mann fürs Protokoll
Dabei passt das vatikanische Audienz-Prozedere eigentlich so gar nicht zum hemdsärmeligen Argentinier. Durch eine lange Reihe von Sälen und Gängen wird man durch den Apostolischen Palast geführt. Je näher man kommt, umso üppiger werden die Verzierungen und umso mehr Schweizergardisten stehen Spalier. Alles kein Zufall. Der zunehmende Prunk soll die Besucher einschüchtern und ihnen verdeutlichen, dass sie der Begegnung mit dem Stellvertreter Christi auf Erden Raum für Raum näher rücken. Ob das im Sinne von Papst Franziskus ist, sei dahingestellt.
Für Franziskus sind es aber eher die zufälligen, spontanen Begegnungen, die ihm ein herzliches Lachen aufs Gesicht zeichnen. Anekdoten darüber gibt es viele. 2016 hat er mal spontan jugendlichen Pilgern auf dem Petersplatz die Beichte abgenommen. Einer seiner ersten – ungeplanten – Streifzüge durch den Vatikan hat den 2013 frisch gewählten Pontifex auf den Campo Santo, den deutschen Friedhof im Vatikan geführt, wo er einsam und alleine einem Seminaristen begegnet sein soll, der gerade vom Joggen kam, und dem neuen Papst spontan eine Führung geben durfte.
Franziskus litt im Lockdown
Solche Geschichten sind in der Pandemie natürlich seltener geworden. Mehr als das Alter hat man Franziskus im Lockdown aber vor allem angemerkt, dass ihn der fehlende Umgang mit Menschen belastet hat. In die Geschichte eingehen werden sicher die Bilder vom einsamen Papst auf dem leeren Petersplatz im März 2020, der sein Urbi et Orbi im Regen gesprochen hat.
Wirklich selbstverständlich scheinen ihm allerdings die Pandemie-Regeln wie Masken und Abstand nicht immer zu sein, ob es am argentinischen Blut, am Alter oder anderem liegt. Es gab 2021 zwar viele Papstbilder mit Maske und Abstand, aber gefühlt mindestens genau so viele, auf denen er Gardisten die Hand entgegenstreckt oder Pilger ohne Maske umarmt. Wenn man 85 Jahre lang auf Menschen zugegangen ist, scheint das auch eine Pandemie nicht so leicht aus einem raus zu bekommen.