Franziskus will keine Profitorientierung im Gesundheitswesen

Der Papst und die Kranken

Sein Krankenhausaufenthalt im Sommer hat Papst Franziskus sichtlich bewegt. Zum einen wegen der guten Pflege in der römischen Gemelli-Klinik, aber auch wegen der Frage, wie die Kirche mit ihren Kliniken umgehen sollte.

Autor/in:
Anna Mertens
Franziskus will keine Profitorientierung im Gesundheitswesen / © Harald Oppitz (KNA)
Franziskus will keine Profitorientierung im Gesundheitswesen / © Harald Oppitz ( KNA )

Papst Franziskus ist ausdauernd, ja hartnäckig. Hat er etwas aufgegriffen, das ihm am Herzen liegt, lässt er es so rasch nicht fallen. Ein Thema, das in den vergangenen Monaten viel päpstliche Aufmerksamkeit gewonnen hat, ist die Gesundheitsversorgung. Seit der Pandemie und verstärkt seit seiner eigenen Krankenhaus-Erfahrung im Juli diesen Jahres in der römischen Gemelli-Klinik treibt das Thema den Pontifex hörbar um.

Papst bedankt sich für Behandlung in der Gemelli-Klinik

So bedankte sich Papst Franziskus am Freitag erneut bei den Mitarbeitern der Poliklinik Gemelli, Lehrkrankenhaus der Katholischen Universität "Sacro Cuore", für deren Pflege und Zuneigung bei seinem Krankenhausaufenthalt. Bei einer Messe zur 60-Jahr-Feier der Medizinisch-Chirurgischen Fakultät auf dem Campus der Gemelli-Klinik nannte er den Sitz der Universität "ein Geschenk", für das er dankbar sei. Franziskus hatte sich in der Klinik wegen einer Darmerkrankung operieren lassen.

Es sei wichtig, sich gerade während der Pandemie auch an die leidvollen Zeiten zu erinnern. Denn ohne "die Kunst der Erinnerung", die in diesen hektischen Zeiten oftmals zu kurz komme, verliere man die Fähigkeit zum Mitgefühl, so Franziskus weiter. Ebenso brauche es in der Gesundheitsversorgung Leidenschaft und Trost. Trotz vieler Fortschritte gebe es auch in der Medizin weiterhin seltene und schwer behandelbare Krankheiten; es sei eine große Herausforderung, mit Entwicklungen immer Schritt zu halten.

Papst: Kranke in den Mittelpunkt stellen

Gesundheitsversorgung muss dabei aus Franziskus' Sicht vor allem am Menschen ausgerichtet sein. Medizinische Forschung solle den Kranken und nicht die Krankheit in den Mittelpunkt rücken. So warb er unmittelbar nach seiner Darm-OP im Juli dafür, möglichst überall "ein gutes, für alle zugängliches Gesundheitswesen" anzubieten. "Wir dürfen dieses wertvolle Gut nicht verlieren", forderte er damals. Dafür sollten sich alle engagieren.

Aber Franziskus treibt auch die Frage von Wirtschaftlichkeit um. So hatte er im Juli erklärt, dass auch die Kirche mitunter versucht sei, eigene Einrichtungen, etwa Krankenhäuser, zu veräußern, wenn es diesen wirtschaftlich schlecht gehe. Doch die Sendung der Kirche sei es nicht, Geld zu machen, betonte Franziskus.

In der Vergangenheit gab es wiederholt Berichte über teils massive Finanzierungsschwierigkeiten kirchlicher Krankenhäuser. Angesichts steigender Kosten und hartem Wettbewerb fällt es kirchlichen Einrichtungen zunehmend schwerer, ihr besonderes christliches Potenzial zu entfalten. Hinzu kommen Fälle von teils eklatantem Missmanagement.

"Stiftung für das katholische Gesundheitswesen"

In Rom gilt dies etwa für das vom Orden der "Söhne der Unbefleckten Empfängnis" geführte Istituto Dermopatico dell'Immacolata, eine fachlich angesehene, aber wirtschaftlich in Schlagseite geratene Hautklinik. Auch um das Krankenhaus Fatebenefratelli auf der Tiberinsel, das von den Barmherzigen Brüdern vom heiligen Johannes von Gott geführt wird, steht es wirtschaftlich schlecht. Wobei seit kurzem ein Sanierungsplan in Kooperation mit der italienischen Krankenhausgruppe San Donato vorliegt.

Als Mann der Tat gründete Franziskus daher Anfang Oktober eine "Stiftung für das katholische Gesundheitswesen" insbesondere für Einrichtungen, die von Orden geführt werden. Ziel der Stiftung ist es, "das Charisma der Gründer" zu erhalten und bedrohte Einrichtungen "in das Netz ähnlicher Strukturen der Kirche" einzubinden. Angesichts von Nachwuchs- und Finanzkrisen vieler Orden und ihrer Einrichtungen will der Vatikan dazu beitragen, dass diese ihren "segensreichen Zweck gemäß den Geboten der Soziallehre" weiter ausüben können.

Vor allem wolle man verhindern, dass Ordensgemeinschaften und andere kirchliche Träger unter wirtschaftlichem Druck übereilte Entscheidungen wie etwa einen kompletten Verkauf treffen. Denn, so Franziskus' Credo, letzten Endes müsse der Dienst der Kirche am Kranken immer unentgeltlich sein. Es trifft sich daher, das Italiens reichster Industrieller, Leonardo Del Vecchio, laut Medienberichten 100 Millionen Euro für die neue Stiftung geben will.


Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA
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