In seiner Predigt im Limburger Dom erinnerte Bätzing am Freitag laut Redemanuskript an die Worte im Johannes-Evangelium: "Und er neigte das Haupt und übergab den Geist." In dieser Stille stünden die Gläubigen an Karfreitag, sagte der Limburger Bischof. "Ob wir sie aushalten können - und nicht flüchten in die Geschäftigkeit dessen, was noch alles vor Ostern zu tun ist?"
"Was Jesus gibt, daraus leben wir"
Die Liturgie der Kirche halte die Stille bis zum Beginn der Osternachtfeier aufrecht. Bätzing sprach von einem heiligen Augenblick. "Was Jesus gibt, daraus leben wir", sagte er. Jesus, der Heiland und Erlöser, habe sich durch den Tod am Kreuz dem Vater zur Verfügung gestellt, damit er durch ihn im Reich des Todes wirken könne, sagte Bätzing. «Während wir, die Lebenden auf Erden, die Stille der Grabesruhe halten, geschieht im Reich des Todes ein geheimnisvoller Wandel." Der Sohn Gottes sei tot mit den Toten.
Gott handle und trage seine Solidarität, seine Liebe, sein Erbarmen und seinen Sohn dorthin, wohin für den Lebendigen eigentlich keine Brücke führe. "Gott höhlt den Tod von innen aus. Dazu muss der Sohn ins Reich des Todes hinab", sagte der Bischof. Dies sei der "Nachklang" des letzten Atemzuges Jesu. Das Verklingen dieses letzten Atemzuges habe eine unglaubliche Kraft in sich. "Seit Gottes Sohn für uns den Tod erlitten hat, trennt unser eigener Tod uns nicht mehr von Gott", erklärte Bätzing.
Zur Leidensgeschichte Jesu gehörten "nicht nur seine Demütigung, seine Schmerzen, sein grauenhafter Tod". Auch das Schweigen im Tod gehöre zu seinem erlösenden Leiden. Stille auszuhalten sei heute umso wichtiger "in einer Welt, die sich so leicht ablenken lässt, die sich all den Geräuschen, Klängen, Reden und Stimmen nicht so gut entziehen kann", sagte Bätzing.
Münsteraner Bischof Genn verteidigt Karfreitag als stillen Feiertag
Der Münsteraner Bischof Felix Genn hat dafür geworben, den Karfreitag zu Einkehr und Besinnung zu nutzen. Der Karfreitag sei zu Recht ein stiller Tag, sagte Genn laut Predigttext am Freitag im St.-Paulus-Dom in Münster. Er ermögliche allen, innerlich wahrzunehmen, was in den überlieferten Ereignissen rund um Jesu Kreuzigung "für die Menschheit und für jeden Einzelnen von uns sich ereignet hat". Das stehe im Zentrum des christlichen Glaubens, betonte der Bischof. Deshalb werde in der Karfreitagsliturgie das Kreuz verehrt.
An Karfreitag würden Christen des Sterbens Jesu und seines inneren und äußeren Leidens gedenken, führte Genn weiter aus. Gottes Herz selbst sei zerrissen "angesichts dessen, was sein innerstes Anliegen und seine tiefste Passion und Leidenschaft für den Menschen gewesen ist und was daraus als Antwort entstand."
"Es geht aber auch um das Mitleiden"
Der Bischof rief in der modernen Gesellschaft zu mehr Mitmenschlichkeit auf. "Es geht um das eigene Herz. Es geht aber auch um das Mitleiden", sagte er. Damit sei nicht gemeint, von oben herab zuzuschauen und zu jammern, sondern teilzunehmen an der Last des anderen und dessen Leid zu übernehmen. "Das Mitleiden ist die Antwort, die die Ohnmacht vertreibt, durch Gemeinschaft mit den Leidenden, durch Liebe, durch Tränen."
Trierer Bischof: Spannungen der Welt nicht fromm übertünchen
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hat in seiner Karfreitagspredigt darauf hingewiesen, dass die Welt trotz der von Christen zu Ostern gefeierten Auferstehung Jesu nicht perfekt sei. Christen seien zwar überzeugt, dass sich mit dem Tod und der Auferstehung Jesu Christi die Situation der Welt und der Menschen grundlegend geändert hätten, sagte Ackermann laut Redetext. Zugleich sei ihnen bewusst, dass man das der Welt nicht oder kaum ansehe. Auch an Gläubigen nage angesichts des Leids in der Welt immer wieder der Zweifel: "Wir spüren die Spannung, die bleibt, und die nicht fromm zu übertünchen ist."
Als Beispiele für millionenfaches Leid nannte der Trierer Bischof die Situation der Menschen in Syrien, im Jemen oder in der Ukraine. Leid erlebten auch Menschen, die jahrelang körperliche oder seelische Qualen litten und keine wirksame Hilfe fänden.
Overbeck: Ukraine-Krieg ist "Karfreitag unserer Kultur"
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck rief dazu auf, sich mit Menschlichkeit gegen Gewalt und Leid in der Welt zu stellen. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine sei ein "Karfreitag unserer Kultur", sagte er laut Predigttext beim Karfreitags-Kreuzweg in Bottrop. Angesichts des Leids seien Mitmenschlichkeit und Widerstand nötig. «Widerständige Menschlichkeit» widerstehe dem Recht des Stärkeren und trage zur Stärke des Rechts bei, sagte er.
Jesus sei "die offene Tür"
Der Eindruck, dass noch längst nicht alles vollbracht sei, sei berechtigt, sagte Ackermann. Zugleich gebe es jedoch auch Hoffnung, denn mit Jesus sei derjenige gestorben, "von dem wir glauben, dass sich in ihm Himmel und Erde berühren und den wir deshalb 'Sohn Gottes' nennen". Jesus sei "die offene Tür, durch die wir nicht nur die neue Welt Gottes sehen können, sondern die wir durchschreiten können, um Anteil zu bekommen an seinem Leben, an seinem Licht, an seinem Frieden".