"Bereits 2020 ist unter dem Vorwand des Kampfes gegen die Corona-Pandemie die Verkündigung des Evangeliums in China deutlich schwieriger gemacht worden", erklärte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der katholischen Bischofskonferenz, Bischof Bertram Meier, am Dienstag in Bonn. "Doch im vergangenen Jahr hat die Dynamik der Unterdrückung der Religionen in China noch einmal spürbar zugenommen."
Restriktive Vorschriften über religiöse Aktivitäten
Nach seinen Worten wurden restriktiven Vorschriften über die religiösen Aktivitäten, den Dienst der Amtsträger und die religiösen Stätten am 1. März neue "Maßnahmen für die Verwaltung religiöser Informationsdienste im Internet" hinzugefügt. "Diese Maßnahmen werden eine religiöse Information und Kommunikation über das Internet und in den sozialen Medien in absehbarer Zeit so gut wie unmöglich machen", betonte der Augsburger Bischof. Bereits jetzt gehe die Zahl der in China sehr wichtigen Blogs und Internetforen, die sich mit christlichen Themen befassen, dramatisch zurück. Ältere Beiträge würden gelöscht.
Meier äußerte sich zum katholischen Weltgebetstag für die Kirche in China, der am 24. Mai begangen wird. Er wies zugleich darauf hin, dass das bereits seit längerem bestehende Verbot, Kinder und Jugendliche mit Religion in Kontakt kommen zu lassen, in allen Teilen Chinas immer konsequenter durchgesetzt werde. Religiöse Bildung werde so fast gänzlich unmöglich gemacht.
Verhaftung Kardinal Zens Maßnahme zu Einschüchterung
"Gerade in besonders katholischen Regionen Chinas wird die Bedrängung von Bischöfen, Priestern und Schwestern, die sich nicht der staatlich aufgenötigten offiziellen Vertretung des Katholizismus in China, der Patriotischen Vereinigung, anschließen, immer nachdrücklicher", so der Augsburger Bischof.
Er verwies auf Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, der vor einigen Tagen kurzzeitig verhaftet wurde – was als Maßnahme zur Einschüchterung der Kirche verstanden werden müsse. Der emeritierte Bischof von Hongkong ist als deutlicher Kritiker der restriktiven chinesischen Religionspolitik hervorgetreten. "Es geht der Kommunistischen Partei Chinas darum, die Amtsträger unter Kontrolle zu bringen und auf diesem Weg die Gläubigen zu kontrollieren und zu beeinflussen. Für manche Bischöfe sind Hausarrest und Gefängnis ein dauerhafter Lebenszustand", betonte Meier.