Der Pax Christi-Präsident und Mainzer Bischof Peter Kohlgraf sagte in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Die Position von Kyrill I. halte ich religiös und ethisch für zynisch. Wenn er den Tod russischer Soldaten, die als Kanonenfutter an die Front geschickt werden, als Märtyrertod verklärt, ist das pervers."
Kohlgraf zeigt sich erschreckt
Der 76-jährige Kyrill hatte kürzlich den Tod junger russischer Soldaten - "unserer Jungs" - mit den Worten gerechtfertigt: "Sie erheben sich aus den Schützengräben und gehen dem Tod entgegen." Kyrill hatte zudem Gegner Russlands als "Kräfte des Bösen" und Russlands Präsident Wladimir Putin als wahren Christenmenschen bezeichnet.
Kohlgraf sagte, er hätte sich bis vor einem Jahr nicht vorstellen können, dass im Christentum solche Töne noch einmal hochkämen. "Es erschreckt mich." Es zeige aber auch, dass Religion nichts Harmloses sei, sagte Kohlgraf, der seit Oktober 2019 Präsident der deutschen Sektion der katholischen Friedensbewegung Pax Christi International ist.
Overbeck: Kyrill missbraucht Freiheit
Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck sagte auf die Frage, warum Kyrill I. seine aus westlicher Sicht abwegigen Positionen so ungerührt vertreten könne: "Freiheit ist ein Gottesgeschenk, dem wir als Christen am besten gerecht werden, wenn wir entschieden für die Würde und das Wohl eines jeden Menschen eintreten.
Aber zur Freiheit gehört auch, dass sie in die Abgründigkeit von Schuld und Bösem führen kann. Das erleben wir hier unter einem religiösen Deckmantel und mit der damit verbundenen Autorität." Der Essener Bischof Overbeck (58) ist seit 2011 Militärbischof der Bundeswehr.