Manche sind so klein, dass man beim Beobachten Angst haben muss, sie aus Versehen einzuatmen. Andere wachsen deutlich über die Maße eines Zwei-Euro-Stücks hinaus und brummen so laut, dass man sie schon aus einiger Entfernung heranfliegen hört. Die Bandbreite der etwa 560 heimischen Wildbienenarten, zu denen auch die Hummeln zählen, ist riesig. Das betrifft längst nicht nur die Größe. Auch ihr Aussehen und ihre Lebensweisen sind facettenreich.
Die Biene ist mithin viel mehr als Maja, mehr also als die allseits bekannte und beliebte Honigbiene. Vor allem ist sie: bedroht. "Ein Großteil unserer heimischen Wildbienen steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten, einige sind sogar schon ausgestorben", sagt Johann Bauch. Gründe dafür seien die intensive Landwirtschaft, die Flächenversiegelung und der Einsatz von Gift, erklärt der Imker, der als Lehrbeauftragter für Biologie-Didaktik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt arbeitet.
Jeder Garten oder Balkon kann etwas tun
"Es ist deshalb wichtiger denn je, dass jeder Garten- oder Balkonbesitzer ein wenig für den Schutz dieser Insekten tut", meint Bauch. Mal ganz ketzerisch gefragt: Warum sollte man das tun?
"Nicht wegen des Honigs", antwortet Bauch. "Den liefern nur Honigbienen." Aber Wildbienen hätten wie jedes andere Lebewesen zunächst mal einen Wert in sich und damit ein Existenzrecht - ob sie dem Menschen nun hülfen oder nicht. "Aber sie tun das sogar", so Bauch. "Wildbienen sind viel emsigere Bestäuber als ihre domestizierten Verwandten. Sie fliegen auch bei Regen und schon ab Temperaturen von zwei Grad." Honigbienen summten erst ab vier Grad los, meist nur im Trockenen.
"Das nutzt natürlich auch uns Menschen, wenn wir an den Obst- und Gemüsebau denken", führt der Imker aus. "Vor allem aber dient es der Natur als Ganzes: Dadurch, dass Wildbienen Blumen, Sträucher und Bäume bestäuben, bilden die Pflanzen Samen und Früchte, von denen zahlreiche andere Tiere leben." Zudem seien die Bienen selbst Futter zum Beispiel für Vögel, Frösche und Spinnen. "Die Schöpfung ist ein großes Ganzes. Alles hängt mit allem zusammen."
Auf regional heimische Pflanzen setzen
Was also kann man tun, um den kleinen Fliegern zu helfen? "Für Naturnähe sorgen", antwortet Marlit Bauch. Sie ist Johann Bauchs Frau und leitet das Informations- und Umweltzentrum Naturpark Altmühltal im mittelfränkischen Treuchtlingen.
Die Expertin rät Garten- und Balkonbesitzern, auf regional heimische Pflanzen zu setzen. Diese lieferten den Insekten viel mehr Nahrung als exotische Gewächse. "Gut ist es, die Blumen so auszuwählen, dass sie vom Frühjahr bis zum Frost blühen. Gefüllte Blüten ohne Pollen und Nektar sollte man vermeiden", erläutert Bauch. Hilfreich seien hingegen etwas Mut zur Unordnung und ein strukturreiches Angebot mit sandigen Offenflächen, Totholz, Wasserstellen und Nisthilfen.
Wer ein paar dieser Ratschläge beherzigt, braucht bestimmt nicht lang auf die ersten Wildbienen zu warten. Und keine Bange: Meist sind sie zu klein, als dass sie Menschen stechen könnten. Zudem kommen sie selten in Schwärmen, sondern leben eher einzeln.
Wertvolle Bestäuber
Langhornbienen mit ihren riesigen Fühlern etwa. Oder enzianfarben schillernde Brummer wie die Blaue Holzbiene. Oder Blattschneiderbienen, die kunstvoll Löcher ins Laub säbeln, um mit den Ausschnitten Brutzellen zu bauen. Oder Kostverächter wie die Zaunrüben-Sandbiene: Als Pollenquelle sind ihr einzig Zaunrüben - unscheinbare Kletterpflanzen - genehm. Und dann gibt's noch die Killer unter Majas wilden Verwandten: die Kuckucksbienen.
Kuckucksbienen leben parasitär. So legt etwa die Gemeine Trauerbiene ihre Eier in die Brutzellen anderer Bienen. Die Larven töten ihren Wirt und fressen dessen Nahrungsvorrat. Das mag unsympathisch klingen, meint Daniela Franzisi, Expertin vom Naturschutzbund Deutschland. "Aber Kuckucksbienen helfen dabei, die Populationen einzelner Insektenarten im Gleichgewicht zu halten." Erst so ergebe sich die Balance der Natur. Zudem seien auch diese Arten wertvolle Bestäuber.