Diakonie-Präsident Lilie: Pflegekräfte wie Ingenieure bezahlen

Für ein höheres Ansehen

Diakonie-Präsident Ulrich Lilie hat eine finanzielle Aufwertung und Akademisierung des Pflegeberufs gefordert. "Pflege wird immer anspruchsvoller, die Krankheitsbilder immer komplizierter", sagte er.

"Pflege ist mehr als ein Beruf" / © Harald Oppitz (KNA)
"Pflege ist mehr als ein Beruf" / © Harald Oppitz ( KNA )

"Norwegen ist ein Vorbild: Wie dort sollten auch hier akademisch ausgebildete Pflegekräfte wie Ingenieure bezahlt werden", sagte Lilie den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). In Norwegen werde der Pflegeberuf neben der besseren Qualifikation ganz anders bezahlt und genieße ein viel höheres gesellschaftliches Ansehen, sagte er weiter.

Der Pflegeberuf müsse weiterentwickelt werden. "Pflege wird immer anspruchsvoller, die Krankheitsbilder immer komplizierter", warnte er. Lilie sagte auch: "Wir müssen uns in unserer Gesellschaft darüber verständigen, was uns das vierte Gebot eigentlich noch wert ist: Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren. Was sind wir bereit aufzubringen, damit unsere Eltern und Großeltern in Würde im hohen Alter leben können?"

Warnung vor Sterbehilfe-Konjunktur

Angesichts der erheblichen Mängel in der Pflege warnte der Diakonie-Präsident vor einer Sterbehilfe-Konjunktur: "Wenn wir keine anständige Versorgung der ganz alten Menschen hinbekommen, werden wir sehen, dass der assistierte Suizid für viele zur echten Alternative wird. Uns werden dann die guten Argumente dagegen fehlen." Sehr alt und pflegebedürftig zu werden, dürfe in Deutschland keine Horrorvorstellung werden. "Wenn das aber so ist, sagen sich immer mehr Leute: Das erspare ich mir, ich fahre lieber in die Schweiz und lasse mir einen Giftcocktail geben", so Lilie.

Es gebe natürlich "die viel bessere, würdevolle Alternative zum assistierten Suizid: eine qualifizierte und empathische Pflege - auch für hochaltrige Sterbende», erklärte der Theologe. Es gebe sehr gute medizinische und pflegerische Möglichkeiten, Menschen mit schwersten Krankheiten würdevoll aus dem Leben zu geleiten. "Es kann nicht sein, dass unsere Gesellschaft irgendwann den Giftcocktail als ideale Lösung fürs Lebensende betrachtet. Der natürliche und würdevolle Tod muss das Ziel einer humanen Gesellschaft sein", so Lilie.

 


Diakonie-Präsident Lilie / © Norbert Neetz (epd)
Diakonie-Präsident Lilie / © Norbert Neetz ( epd )
Quelle:
KNA