Die Diskussion laufe in "die völlig falsche Richtung", so Dominik Schwaderlapp im Interview mit domradio.de-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen am Montag (24.01.2011). Es werde keine Weitergabe des Christentums geben ohne Hingabe. "Wenn Priester nicht mehr bereit sind, sich ganz zu verschenken für diese Aufgabe, dann wird es auch mit mehr Priestern nicht gelingen."
Man müsse die Frage um Priestermangel ernst nehmen, aber auch feststellen, dass "Klagen auf hohem Niveau" handle. Die Menschen müssten wieder den Wert der Heiligen Messe als das große Geschenk entdecken und bereit sein, dafür auch längere Wege zurückzulegen, sagte Schwaderlapp mit Blick auf die Entfernung zum Gottesdienstort. Hier seien auch die Priester gefordert, den Gläubigen zu helfen, "das zu verstehen" und sich auch "innerlich auf den Weg zu machen". (Lesen Sie hier das Gespräch in voller Länge nach.)
Posselt kritisiert Vorstoß
Auch CSU-Vorstandsmitglied Bernd Posselt kritisierte die Forderung prominenter CDU-Politiker nach einer Abkehr vom Zwangszölibat für Priester. Die Unterzeichner des Vorstoßes, zu denen Bundestagspräsident Norbert Lammert und Bundesbildungsministerin Annette Schavan gehören, tummelten sich "an der falschen Front".
Die Frage der Ehelosigkeit von Priestern falle "in die Zuständigkeit des päpstlichen Lehramtes und nicht in die von Parlamenten", betonte der CSU-Europaabgeordnete. Dabei gebe es auf parlamentarischem Gebiet für christliche Politiker "mehr als genug zu tun" - zum Beispiel im Kampf gegen eine Zulassung der Präimplantationsdiagnostik (PID), gegen "die skandalösen Abtreibungszahlen" oder bei der Stärkung von Ehe und Familie.
Die CDU-Politiker hatten die deutschen Bischöfe in einem Brief aufgefordert, sich im Vatikan für die Weihe verheirateter Männer zu Priestern einzusetzen. Es sei "dringend geboten", die deutschen Bischöfe angesichts der "besorgniserregenden Zunahme des Priestermangels" zu bitten, die Zulassung sogenannter viri probati ("bewährter Männer") zum Priesteramt zu ihrem Anliegen zu machen. Neben Lammert und Schavan haben das Schreiben unter anderen auch die früheren Ministerpräsidenten Bernhard Vogel, Erwin Teufel und Dieter Althaus unterzeichnet.
Katholische Jugend: Zeit, zu reden
Für "wenig hilfreich" halten katholische Jugendverbände die zurückhaltende Reaktion der Deutschen Bischofskonferenz. Es sei an der Zeit, "dass wir in der katholischen Kirche über alle Themen reden müssen", so der der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Dirk Tänzler, im Interview mit domradio.de. Dazu gehöre auch der Zölibat.
Der Münchner Benediktiner und Altabt von St. Bonifaz und Andechs, Odilo Lechner, bezweifelt die Notwendigkeit des Zölibats für Weltpriester. Es ergebe sich die Frage, "ob jeder Priester, jeder Pfarrer in diesem Stand leben soll und muss", sagte er ebenfalls gegenüber domradio.de. Wichtig sei vor allem, dass alle Gemeinden in Deutschland Eucharistie feiern könnten und dafür "ein Vorsteher" da sei. Deshalb gebe es gegenwärtig die Überlegung, "ob man jetzt bewährte Männer, die ein gutes Lebenszeugnis gegeben haben, nicht auch weiht".
Grundsätzlich will Lechner die Bedeutung des Zölibats nicht nicht Frage stellen. Die Ehelosigkeit "um des Himmelsreiches Willen, wie wir es als Ordensleute auch haben" sei ein Zeichen, "dass es etwas Wichtiges gibt", wofür man auf alles andere verzichte.
Die Debatte um den Zölibats-Appell einiger CDU-Politiker hält an
Neue alte Z-Frage
Gegenüber domradio.de bezweifelt Altabt Lechner die Notwendigkeit der Ehelosigkeit für Weltpriester, der BDKJ-Vorsitzende Tänzler fordert die Bischöfe auf, sich der Diskussion zu stellen. Der Kölner Generalvikar Schwaderlapp bezeichnet den Aufruf als "kontraproduktiv" und fordert einen "Aufbruch im Glauben".
Share on