"Wir dagegen verstehen uns als Betroffenenbeirat, der nicht nur fordert, sondern aktiv echte Arbeit leistet und etwas bewegt", so Bringmann-Henselder am Freitag in Berlin.
Der Missbrauchsskandal werde als Vehikel für andere Forderungen benutzt, etwa für die Forderung nach Weiheämtern für Frauen: "Und insofern benutzt und missbraucht man wieder einmal die Betroffenen."
Proteste für Samstag angekündigt
Katholische Laien sowie Frauen- und Jugendverbände wollen am Samstag vor dem Tagungshaus des Erzbistums in der Kölner Innenstadt protestieren. Dort sind derzeit zwei Gesandte des Papstes untergebracht, die die Vorgänge rund um die Missbrauchsaufarbeitung in Deutschlands mitgliederstärkster Diözese untersuchen sollen.
Die Protestaktion geht zurück auf eine Initiative des Dormagener Pfarrers Klaus Koltermann, der mit Unterstützern am Samstag von Nievenheim nach Köln läuft. Mit dem etwa 30 Kilometer langen Fußweg solle "ein sichtbares Zeichen für neue Anfänge, einen neuen Aufbruch der Kirche, nicht nur in Deutschland", gesetzt werden. Inzwischen seien auch die beiden päpstlichen Prüfer eingeladen, die Proteste vor dem Tagungshaus zu besuchen, so der Pfarrer. Als einziger Priester im Erzbistum Köln hat Koltermann öffentlich den Rücktritt des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki gefordert.
Im Erzbistum Köln wird seit mehr als einem Jahr über die Missbrauchsaufarbeitung debattiert. Ein im März veröffentlichtes Gutachten weist hohen Amtsträgern Fehler im Umgang mit früheren Fällen sexueller Gewalt durch Geistliche nach. Woelki selbst wird in dem Report juristisch entlastet. Kritiker werfen ihm jedoch moralische Fehler vor. Die Gesandten des Papstes sollen auch seinen Umgang mit Missbrauch überprüfen.
Betroffenenbeirat mit Gutachten zufrieden
Bringmann-Henselder erklärte, der Betroffenenbeirat sei mit dem Ergebnis des Gutachtens sehr zufrieden. "Wir arbeiten mit an den Maßnahmen, die sich aus dem Gutachten ergeben, und fordern die notwendigen Dinge ein." Im Erzbistum gebe es sehr wohl Aufklärung, Ursachenbekämpfung und persönliche Konsequenzen der Verantwortlichen.
2019 hatte das Erzbistum den Beirat für Betroffene sexueller Gewalt in der Kirche gegründet. Ende 2020 traten die beiden Sprecher Patrick Bauer und Karl Haucke zurück, weil sie sich von der Erzdiözese unter Druck gesetzt fühlten. Sie und weitere Mitglieder verließen das Gremium. Sowohl frühere als auch derzeitige Mitglieder des Beirats führten in dieser Woche Gespräche mit den beiden päpstlichen Gesandten.