Bei sonnigem Winterwetter fuhr das Oberhaupt der Lateinischen Christen im Heiligen Land von der Jerusalemer Altstadt aus mit einem Autokonvoi über den israelischen Checkpoint in die knapp zehn Kilometer entfernte Geburtsstadt Jesu, wo er von der palästinensischen Bevölkerung begrüßt wurde.
Für das letzte Wegstück durch die frisch restaurierte "Starstreet", das Pizzaballa wie gewohnt zu Fuß zurücklegte, brauchte die Prozession rund zwei Stunden, bis sie den Krippenplatz erreichte. Zahlreiche einheimische und ausländische Besucher säumten den Weg und begrüßten den Patriarchatsleiter mit Jubel.
Viele Kinder waren als Weihnachtsmänner verkleidet. In der feiernden Menge sehe er Hoffnung, sagte Pizzaballa bei seinem Weg durch die Altstadt. "Diese Menschen hier stehen zu sehen, ihr Engagement zu sehen, das ist Weihnachten!", so der Italiener.
3.146 Pfadfinder
Begleitet wurde er bei seinem Weg durch die Bethlehemer Altstadt von Pfadfindern aus dem ganzen Land. 25 Pfadfindergruppen mit insgesamt 3.146 Pfadfindern versammelten sich zu dem traditionellen Umzug mit Trommeln und Dudelsack, sagte der Leiter der Bethlehemer Pfadfinderkommission der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa.
Vom Krippenplatz zog der Erzbischof zusammen mit Bürgermeister Anton Salman sowie weiteren Politik- und Kirchenvertretern zur Feier der Vesper in die katholische Katharinenkirche neben der Geburtsbasilika, die unter Kaiser Konstantin über der traditionell als Geburtsort Christi angesehenen Grotte errichtet wurde.
Auf dem Krippenplatz luden palästinensische Jugendliche unterdessen Besucher dazu ein, sich mit dem Slogan "Jerusalem ist die Hauptstadt Palästinas" fotografieren zu lassen.
Ohne Christen aus dem Gazastreifen
Zur Mitternachtsmesse in der Katharinenkirche hat der palästinensische Präsident Mahmud Abbas wie in den Vorjahren seine Teilnahme angekündigt. Pizzaballa wird in der zentralen Christmette in einem traditionellen Ritus eine Figur des Jesuskindes auf jene Stelle legen, an der die Geburt Christi verehrt wird.
Die Weihnachtsfeiern in Bethlehem werden in diesem Jahr weitgehend ohne die Christen aus dem Gazastreifen stattfinden. Nach Angaben des katholischen Pfarrers von Gaza hatte Israel bis Dienstag lediglich 306 der 950 gestellten Ausreiseanträge von im Gazastreifen lebenden Christen bewilligt.
Von den insgesamt 117 Katholiken aus Gaza erhielten zwanzig eine Ausreisegenehmigung, darunter jedoch keine jungen Christen im Alter zwischen 16 und 35 Jahre.