Ein Kommentar zum synodalen Prozess der Weltkirche

Die Kirche auf dem Weg ins Ungewisse

Der synodale Prozess soll die Weltkirche reformieren - wie diese Reform aussieht, kann und will aber niemand sagen. Ist das wirklich der beste Weg, die dringenden Probleme der Kirche anzugehen? Ein Kommentar.

Blick von den Vatikanischen Museen auf den Petersdom im Nebel / © Alessandro Zanarini (shutterstock)
Blick von den Vatikanischen Museen auf den Petersdom im Nebel / © Alessandro Zanarini ( shutterstock )

An diesem Wochenende hat Papst Franziskus einen Prozess gestartet, der für die Kirche völlig neu ist. Eine Synode, die Entscheidungen nicht dadurch trifft, dass Bischöfe aus aller Welt vier Wochen im Vatikan zusammenkommen, sondern dadurch, dass die Gläubigen selbst gefragt werden, was sie sich von ihrer Kirche wünschen. Zwei Jahre Zeit sind für das Verfahren eingeräumt, um erst in den Gemeinden und Bistümern, dann den Ländern und Kontinenten und schließlich auf Ebene der Weltkirche über Reformen zu beraten.

Das Problem daran: Keiner weiß, was dabei rauskommen wird. Die Kirche begibt sich sehenden Auges auf einen Weg ins Ungewisse. Das kann und muss so sein, wenn sie das Konzept der Synodalität ernst nehmen will. Papst Franziskus betont das immer wieder, auch bei den Eröffnungsveranstaltungen an diesem Wochenende: Der Prozess dürfe nicht zu einem Parlament werden, wo Politiker mit fertigen Lösungen auftreten und versuchen, eine Mehrheit dafür zu finden. Franziskus will etwas anderes: Synodalität. Ein gemeinsamer Weg des Zuhörens soll gegangen werden, bei dem jeder bereit sein soll, auch von seinen festesten Überzeugungen abzuweichen.

Kann das funktionieren?

Gibt es bei einer so unterschiedlich aufgestellten Weltkirche überhaupt einen Kompromissweg? Alleine in Deutschland scheint das im Moment in weiter Ferne. Progressive sehen als einzigen Ausweg aus der Missbrauchskrise die Weihe von Frauen oder die Abschaffung des Zölibats. Konservative sehen das Problem darin, dass die Gesellschaft nicht mehr nach den Werten des Evangeliums lebt und es deshalb kaum noch Priesterweihen und Gottesdienstbesucher gibt.

Wie soll nun hier aber ein synodaler Kompromiss aussehen? Im Endeffekt muss eine Seite den Kürzeren ziehen, alles andere ist gar nicht möglich. Fragt man die Organisatoren der Synode, was am Ende dabei herauskommen soll, dann bleiben sie vage. Der Heilige Geist soll den Weg weisen. Gebet und Spiritualität kommen in vielen kirchenpolitischen Debatten sicher oft zu kurz. Aber ist das wirklich der beste Weg auf die drängenden Fragen von Gerechtigkeit und Mitbestimmung zu reagieren? Ich kann mir schwer vorstellen, wie eine Lösung aussehen soll. Aber vielleicht ist das auch der Sinn eines synodalen Prozesses, dass man am Anfang noch nicht weiß, wo das Ende des Weges liegen wird.

Renardo Schlegelmilch

Zum Autor: Renardo Schlegelmilch ist Redakteur bei DOMRADIO.DE und begleitet in Rom die Eröffnung der Weltsynode.


Renardo Schlegelmilch / © Marion Sendker (privat)
Renardo Schlegelmilch / © Marion Sendker ( privat )
Quelle:
DR