DOMRADIO.DE: Viele verschiedene Frauen an vielen verschiedenen Orten beten gemeinsam über Länder und Konfessionsgrenzen hinweg. Was ist so faszinierend daran?
Irene Tokarski (Geschäftsführerin und theologische Referentin im Deutschen Komitee zum Weltgebetstag der Frauen): Wir haben diese Woche eine E-Mail bekommen von den Frauen aus Simbabwe, mit denen und für die wir dieses Jahr ganz besonders beten. Sie haben geschrieben: Simbabwe wird nie mehr dasselbe sein. Das hat mich unglaublich bewegt. Wenn Menschen rund um den Globus zusammenstehen, sich eine Sache vornehmen und für den Frieden beten, diese Kraft, das verändert uns alle.
DOMRADIO.DE: Sind es denn wirklich dieselben Gebete, die Frauen von Asien über Afrika, Amerika und Australien bis hin nach Europa sprechen?
Tokarski: Ja, die werden jedes Jahr von Frauen in einem Land geschrieben und dann über unser internationales Büro in New York in die ganze Welt geschickt. In jedem Land werden sie dann in die jeweilige Sprache übersetzt. Dabei ist es sehr wichtig, dass wir eng am Ursprungstext bleiben, aber sie auch verständlich machen für die Menschen in den jeweiligen Ländern.
DOMRADIO.DE: Dieses Mal steht am Weltgebetstag der Frauen Simbabwe besonders im Blick. Was steht in dem Land im Vordergrund?
Tokarski: Simbabwe steht kurz vor einer Hungersnot, weil es viel zu wenig geregnet hat. Andere Regionen sind überschwemmt worden und waren auch vom Zyklon Idai vor genau einem Jahr betroffen. Es ist eine ganz schwierige Situation. Die Regierung ist korrupt und unfähig. Wir beten nicht nur so, sondern wir wollen informiert beten, also wirklich die Anliegen der Menschen vor Ort mitnehmen. Andererseits wollen wir betend handeln. Dazu gehört für uns immer auch die Kollekte, die Spenden, damit in Simbabwe, aber auch in vielen anderen Ländern der Welt, die Frauen etwas ändern können.
DOMRADIO.DE: Viele Frauen in der katholischen Kirche sind unzufrieden mit ihrer Rolle und fordern endlich wirkliche Gleichberechtigung. Inwieweit ist Gleichberechtigung von Frauen auch ein Ziel beim Weltgebetstag der Frauen?
Tokarski: Damit ging alles los. Die Geschichte war die: Vor hundert Jahren genau wollten Frauen in den USA als Missionarinnen sozusagen in die Welt ziehen, wie Männer das gemacht haben, als alleinstehende Frauen und nicht als Ehefrau eines Pastors. Die Kirchen haben gesagt: Das geht überhaupt nicht, dass einfach irgendwelche Frauen alleine nach Afrika gehen. Die Frauen haben sich damals gesagt: Wenn sie uns das verbieten, tun wir das, was sie uns nicht verbieten können, und beten zusammen. Daraus ist der Weltgebetstag entstanden.
DOMRADIO.DE: Worauf freuen Sie sich heute am Weltgebetstag der Frauen denn am meisten?
Tokarski: Ich freue mich darauf, mich mit vielen begeisterten Frauen zu treffen, die miteinander beten und singen. Und ich freue mich natürlich auch auf das Essen danach - mit typischem Essen aus Simbabwe.
Das Interview führte Julia Reck.