Weltgebetstag der Frauen mit Fokus Simbabwe

"Lasst uns nicht allein"

In Simbabwe werden Lebensmittel unerschwinglicher, die medizinische Versorgung bricht zusammen. Zum Weltgebetstag wünschen sich die Frauen Solidarität und Unterstützung. Sie wollen die Hoffnung auf Wandel nicht begraben.

Autor/in:
Silvia Vogt
Frau betet / © Rawpixel.com (shutterstock)

Als Rebecca Chimukwanda und Regai Mratu vor rund zwei Jahren mit den Vorbereitungen für den Weltgebetstag der Frauen begannen, war gerade Umsturzzeit in Simbabwe.

Langzeitherrscher Robert Mugabe war geschasst, die Menschen hegten Hoffnung auf einen Wandel: auf mehr Freiheiten, auf wirtschaftlichen Aufschwung. Erfüllt hat sich das nicht. Und wenn die simbabwischen Frauen jetzt die Liturgie zum Weltgebetstag unter dem Motto "Steh auf, nimm deine Matte und geh!" um die Welt schicken, ist der Aufruf für sie aktueller denn je.

In der Krise versunken

Das Motto erinnere sie daran, dass die immensen Probleme - vor allem für Frauen - in Simbabwe "nicht meine Hoffnung auf Licht am Ende des Tunnels auslöschen sollten", sagt Regai Mratu. Die Frauen dürften sich nicht entmutigen lassen, betont die 43-Jährige aus Zimre Park in der Nähe der Hauptstadt Harare. "Wir müssen an unserem Überlebenskampf festhalten, für unsere Familien und das Land überhaupt."

Simbabwe, einst als Brotkorb des südlichen Afrikas bekannt, ist nach Misswirtschaft und Gewalt um die Jahrtausendwende tief in der Krise versunken. Auch der Machtwechsel hat keinerlei Entspannung gebracht. Lebensmittel sind vielfach kaum erschwinglich, die medizinische Versorgung liegt im Argen, Krankenhäusern gehen die Medikamente aus. Zudem setzt der Klimawandel die Bauern unter Druck, seit Jahren gibt es keine ausreichenden Niederschläge, während gleichzeitig der Tropensturm "Idai" vor einem Jahr Teile des Landes verwüstete. In der Entwicklungsindex-Rangliste liegt Simbabwe weit hinten, gut die Hälfte der 16 Millionen Simbabwer benötigen humanitäre Hilfe.

Die Frauen hätten die größten Bürden im täglichen Ringen um die Versorgung der Familien, berichtet Mratu. "Um es auf den Nenner zu bringen: Frauen sind die Lastenträger der Familien." Dabei fielen Frauen bei der Bildung noch immer hinten runter, würden als minderwertig angesehen, sagt Rebecca Chimukwanda, die sich ebenfalls in der Kirche engagiert. Auch die frühe Verheiratung von Mädchen sei nach wie vor ein großes Problem. Ärztemangel und schlechte Versorgung treffe Schwangere und Kinder besonders schwer. Wenn eine werdende Mutter ins Krankenhaus gehe, "erwartet sie, ihr Kind zu bekommen, aber es ist sehr schmerzlich, das Krankenhaus mit leeren Händen zu verlassen", sagt Chimukwanda nach eigenen einschlägigen Erfahrungen im Dezember.

"Bürger zweiter Klasse"

Frauen würden häufig weiter "als Bürger zweiter Klasse" angesehen, erklärt Sinikiwe Machanja von der Stiftung "Envision Zimbabwe Women's Trust", die seit 2015 auch vom Weltgebetstag unterstützt wird. Den Haushalt müssten in der Regel die Frauen stemmen, das Geld dafür verwalte der Mann - nicht immer verantwortungsvoll. "Das macht die Frauen zunehmend ärmer." Bei der Schulbildung würden zudem Mädchen gegenüber ihren Brüdern benachteiligt. "Auch das trägt zur Armut von Frauen in Simbabwe bei."

Dass nach dem Sturz Mugabes auch politisch keine Entspannung kam, macht die Lage noch schwieriger. Menschenrechtler prangern auch unter der neuen Regierung schwere Menschenrechtsverletzungen und Drangsalierung der Opposition an. "Vieles bleibt unverändert, die Menschenrechtssituation in Simbabwe ist auf Abwärtskurs", sagt Machanja. Auch deshalb bedeute das Motto des Weltgebetstags eine Menge für sie, betont die 39-Jährige. "Der Slogan ruft zum Einsatz für den Wandel auf." Und er zeige, dass es Hoffnung gebe, solange man für bessere Bedingungen arbeiten könne. Nicht zuletzt verweise er auf die große Liebe Christi für Menschen in Not.

Nicht alleingelassen zu werden, ist so ein großes Anliegen der Frauen in Simbabwe zum Weltgebetstag. "Der Solidaritätsgedanke ist den Simbabwerinnen sehr, sehr wichtig", sagt die Frankfurter Bildungsreferentin Ulrike Kress, Mitglied des deutschen Weltgebetstagskomitees. "Allein der Gedanke 'Du bist mir wichtig' zählt viel, dass die Menschen auf dieses Land schauen". Unterstützung durch Gebet, gesellschaftlicher Rückenwind für die Frauen und finanzielle Hilfe sind die Punkte, die auch Rebecca Chimukwanda aufzählt.

"Dazu wird der Weltgebetstag in diesem Jahr ganz konkret und politisch", sagt Kress: Per Unterschriftenlisten wird die Bundesregierung aufgerufen, Schulden aus der Entwicklungszusammenarbeit mit Simbabwe zu erlassen - unter der Bedingung, dass das Geld in die dringend nötige Gesundheitsversorgung fließt.


Quelle:
epd