Langsam kehren Ministranten wieder in die Kirchen zurück

"Die Messdiener haben gefehlt"

Viele Ministranten hatten seit dem Beginn der coronabedingten Einschränkungen Zwangspause. In einzelnen Gemeinden gibt es aber mittlerweile Konzepte, wie sie trotzdem wieder am Gottesdienst mitwirken können - so wie in Hürth-Efferen.

Ministrant mit Vortragekreuz / © Harald Oppitz (KNA)
Ministrant mit Vortragekreuz / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie kam es bei Ihnen zum Neustart?

Alexander Daun (Pastoralreferent in Sankt Maria Geburt, Hürth-Efferen): Ganz viele haben gefragt, wann sie wieder dienen dürfen und deswegen überlegt, wie das jetzt wieder gehen kann, sodass man das auch verantwortungsvoll machen kann. Auch bei steigenden Infektionenzahlen wollen wir nicht dazu beitragen, dass da was passieren kann.

DOMRADIO.DE: Wie war das denn die ganze Zeit ohne Messdiener?

Daun: Die Gesamtsituation und der Start der Gottesdienste war insgesamt geprägt durch eine Leere, eine Andersartigkeit. Die Messdiener haben gefehlt. Der Gesang ist ja bis heute noch nicht möglich. Die Leute sitzen verstreut in der Kirche, es waren weniger Besucher da.

DOMRADIO.DE: Welche Gedanken haben sich jetzt die großen Messdiener gemacht, die ja auch die kleinen Ministranten in der Gemeinde betreuen?

Daun: Insgesamt war zu spüren, dass auch große Messdiener sagen: Wir wollen wieder dienen, wir wollen überlegen und verantwortungsvoll überlegen, ob und wie das Ganze gehen kann. Ein bisschen spielt auch der Gedanke mit, dass es immer schwieriger wird die Kinder wieder zu "reaktivieren", je länger die Auszeit ist. Es ist ja auch ein Prozess, in dem man drin ist.

Dann haben sie sich überlegt, auf was sie achten müssen. Aber man muss auch sagen, dass große Messdiener einfach fit im Umgang mit der Krise und den Corona-Maßnahmen sind. Ich nehme an, die Kids auch. Die kennen die Regeln aus der Schule, aus der Umgebung und der Gesellschaft.

DOMRADIO.DE: Sie haben auch einen Testlauf gemacht, wie es der gelaufen?

Daun: Der ist ganz gut gelaufen. Sie haben Maßnahmen vereinbart: Wenn wir in die Kirche gehen, dann gehen wir nicht durch die Seitentür direkt in der Sakristei, sondern wir gehen durch das Hauptportal rein, dort, wo die Möglichkeit ist, sich die Hände zu desinfizieren, dort, wo man seine Adresse abgeben kann, damit man für die Rückverfolgbarkeit auch die Daten hat. Sie sind mit Mundschutz in die Sakristei reingegangen, haben sich dort umgezogen, haben Mund-Nasebedeckung aufgelassen. Sie haben sich vorher Gedanken gemacht, auch was Markierungen angeht: Wo kann man sitzen, wo kann ich stehen? Wo könnten Wege sein? Das Prozedere haben wir dann nachher noch reflektiert. Die Regeln sind recht eingängig.

Wo es, glaube ich, einfach noch mal drauf ankommt, ist ein gutes aufeinander Achten im Altarraum, weil es ja weitere Mitspieler gibt, den Priester, den Lektor, den Kommunionhelfer, sodass das alles gut zusammenpasst und man manchmal vielleicht auch einen Schritt zur Seite treten muss.

DOMRADIO.DE: Aber das heißt auch, dass es nicht alle Dienste geben kann. Also alles kann im Altarraum nicht passieren, oder?

Daun: Nein, es gibt eine Reduzierung auf den Leuchterdienst hier in Efferen. Das Schellen haben wir bewusst ausgenommen. Wir möchten nicht etwas riskieren, sodass es eine mögliche Infektion gibt, wenn weitere Personen die Gaben anfassen. Deswegen ist das ein Dienst, auch einer der Hauptdienste der Messdiener, der dann wegfällt.

DOMRADIO.DE: Wie können denn die jüngeren Messdiener jetzt mitmachen? Wie sieht das dann konkret aus?

Daun: Die können jetzt sonntags dazukommen. Wir planen nur zwei Messdiener ein, begleitet durch einen größeren Messdiener, der mit schaut. Die Reduzierung auf zwei ist auch noch mal eine Vorsichtsmaßnahme, um zu sagen: Wir wollen nicht den Normalzustand, wollen auch nicht den Eindruck erwecken, es kann alles so einfach laufen. Die können mitmachen und wir haben die Regeln vorher kommuniziert. Das klingt ein bisschen viel. Aber ich merke immer wieder: Das ist ja nichts Neues. Das sind Regeln, die überall gelten. Und wenn man einfach hinkommt, es probiert, ist man da ganz schnell mit drin.

DOMRADIO.DE: Wichtig ist Ihnen noch, dass es keine Verpflichtung zum Messdienen gibt. Warum formulieren Sie das so?

Daun: Wer bei uns mitmacht, macht das freiwillig und tut das dann. Aber ich finde, dieses Gebot ist gerade noch mal in dieser Zeit besonders wichtig. Wir erleben steigende Infektionszahlen. Wir müssen sehr vorsichtig damit umgehen. Es ist ein verständlicher Wunsch, jetzt wieder zu beginnen. Ich finde es aber auch genauso verständlich, wenn jemand sagt: Bei uns lebt die Oma mit in der Familie, die zur Risikogruppe gehört. Wir möchten dann noch ein bisschen Abstand halten, weil uns das Ganze nicht geheuer ist. Da habe ich genauso viel Verständnis für.

Das Interview führte Dagmar Peters.

 

Ministrantin mit Leuchter / © Harald Oppitz (KNA)
Ministrantin mit Leuchter / © Harald Oppitz ( KNA )

 

Ministrant mit Mundschutz / © Corinne Simon (KNA)
Ministrant mit Mundschutz / © Corinne Simon ( KNA )
Quelle:
DR