Der Kurs von Papst Franziskus stehe in Einklang mit dem seiner Vorgänger, versicherte der Dekan des Kardinalskollegiums. Sowohl Johannes Paul II. als auch Benedikt XVI. hätten sich - mit Blick auf die Lage der Katholiken in China - für Dialog eingesetzt. An dem mit der chinesischen Regierung 2018 geschlossenen Abkommen über die Ernennung von Bischöfen habe man "mehr als 20 Jahre lang" gearbeitet.
Der Prozess sei von jedem der drei Päpste unterstützt worden. Dies, so Re, stehe im Gegensatz zu Zens Auffassung.
Kritiker der China-Politik des Vatikan
Hongkongs früherer Bischof ist der profilierteste Kritiker der China-Politik des Vatikan. Immer wieder äußerte Zen öffentlich entsprechende Bedenken. Vor einigen Monaten erneuerte er in einem Interview der "Welt" seinen Protest gegen die Vereinbarung zwischen Heiligem Stuhl und Peking vom September 2018.
Damals hatte der Vatikan mit China ein vorläufiges Abkommen zur Regelung von Bischofsernennungen geschlossen. In dem Zusammenhang hob der Papst die Exkommunikation mehrerer ohne seine Zustimmung geweihter Bischöfe auf, die allerdings von den chinesischen Behörden anerkannt sind. Umgekehrt erkannte Peking bislang nur wenige sogenannte Untergrundbischöfe an. Der letzte Schritt des Verrats an den Gläubigen sei ein Dokument vom Juni gewesen, so Zen, in dem der Vatikan Kleriker ermutigte, sich staatlich registrieren zu lassen.
Völlig andere Auffassung
Re vertritt in seinem Brief an das Kardinalskollegium eine völlig andere Auffassung: Die pastoralen Leitlinien vom Juni seien dazu gedacht, den Glauben "in schwierigen und komplizierten Situationen" zu schützen. Die "schweren Verwürfe" Zens gegen den Kurs des Papstes seien "schmerzlich", zumal Franziskus ihm stets zugehört habe. Solche Konflikte zeigten, wie schwierig der Weg der Kirche in China nach wie vor sei. Re mahnt alle Kardinäle, auf diesem Weg eng an der Seite des Papstes zu bleiben.
Schätzungen zufolge sind 9 bis 10 Millionen der knapp 1,4 Milliarden Einwohner der Volksrepublik China Katholiken; amtliche Angaben sprechen von 6 Millionen. Neben einer regierungsnahen, staatlich zugelassenen "Patriotischen Vereinigung" gibt es die sogenannte Untergrundkirche in erklärter Gemeinschaft mit dem Papst.