Wie will ich leben? Woran richte ich mich aus? Welche Werte sind mir wichtig? Was will ich eines Tages meinen Kindern mitgeben? Diese Fragen begleiten Marc Isaak schon lange. Denn mit seinen 30 Jahren will der gebürtige Bonner nun endlich ankommen. Gleich in zweifacher Hinsicht: Geografisch und auch religiös will er sesshaft werden, das unstete "Nomadenleben" der vergangenen Jahre mit Gelegenheitsjobs in unterschiedlichen Ländern aufgeben und Heimat finden.
Und dazu gehört für ihn in allererster Linie, sich zu seinem Glauben an Gott zu bekennen, der für ihn nicht erst seit kurzem zum Dreh- und Angelpunkt seines Denkens und Handelns geworden ist. "Eigentlich hat mich in meinem Leben schon immer eine große Zuversicht geleitet: nämlich dass am Ende alles gut wird", begründet er seine grundsätzlich optimistische Weltsicht. "Und irgendwann hatte ich dann klar, dass es etwas Größeres, das über allem Erfahrbaren steht, geben muss und dass das für mich Gott ist."
Im Sommer hat Isaak die Konsequenzen gezogen und sich taufen lassen. "Dieses Sakrament war für mich das entschiedene Bekenntnis zu einem Prozess, der unterschwellig immer schon mitgelaufen ist, auch wenn ich mir das erst heute eingestehe, zumal ich nicht in einem gläubigen Umfeld groß geworden bin, es hier also keinen Automatismus und auch keine Vorbilder gab. Umso mehr ist die Taufe für mich eine Art Initialzündung: Ich will noch einmal neu starten, mein Leben an meiner Überzeugung ausrichten und die Dinge gezielt anders angehen als früher."
Dazu gehört auch, dass der junge Mann nach jahrelangem Unterwegssein im europäischen Ausland nun zielstrebig sein Studium "International Relations" in Kleve beenden will, um danach – läuft alles nach Plan – eine Arbeit im sozialpolitischen Bereich anzusteuern und langfristig Menschen zu helfen, die, wie er sagt, "nicht von Zuversicht geprägt sind".
Marc Isaak: Der missionarische Gedanke gehört mit dazu
"Mein Anspruch ist, ein bewusstes und rechtschaffenes Leben zu führen, offene Augen und Ohren für andere zu haben und zu helfen, wo Hilfe nötig ist. Meinem Bekenntnis zum Glauben soll ein sichtbares Zeichen nach außen folgen, dass es mir ernst damit ist", betont Isaak. "Trotzdem will ich nicht das Schild der Weltverbesserung vor mir hertragen, sondern mich verfügbar machen, in den Dienst nehmen lassen und meinen Beitrag in Kirche und Gesellschaft leisten." Da spiele auch mit hinein, etwas von dem, was er bisher als so selbstverständlich positiv in der eigenen Persönlichkeitsentfaltung erlebt habe, zurückgeben zu wollen. "Schließlich habe ich wirklich allen Grund, dankbar zu sein."
Ausdruck dieser Dankbarkeit ist auch, seinen "Neuanfang" am liebsten mit möglichst vielen Menschen teilen zu wollen. "Mir ist wichtig auszustrahlen, dass sich für mich nun etwas ganz wesentlich verändert hat, und daran auch die in meinem Umfeld teilhaben zu lassen, die nicht religiös sind und sich keine Gedanken darüber machen, ob Gott existiert. Der missionarische Gedanke dabei – nämlich von dem offen und frei zu erzählen, was mir mein Glaube bedeutet, ohne anderen etwas aufdrücken zu wollen – gefällt mir und gehört ja auch irgendwie mit dazu", erklärt Marc Isaak.
"Ich will eben von meiner Freude über die noch frische Zugehörigkeit zur katholischen Kirche etwas abgeben und – wenn möglich – bei dem einen oder anderen eine Diskussion über diese Entscheidung anstoßen", sagt er. "Vielleicht bewirke ich damit ja etwas Gutes, wenn ich davon berichte, was da all die Jahre in mir gearbeitet hat."
Trotz Kontaktes mit der Kirche nie richtig dazu gehört
Die Taufe, so sagt der Politik-Student, sei für ihn ein großer Eckpfeiler; ein Anker, an dem er sich nun festmache. "Ich sehe, dass ich unter dem Dach der Kirche meine Werte unterbringen, hier meinen ganz individuellen Weg beschreiten kann. Und diese Erfahrung, was es für das eigene Leben bedeutet, zu glauben und Gott in den Alltag einzubeziehen, will ich eines Tages auch meinen Kindern vermitteln. Damit will ich ihnen Halt und ein Wertefundament geben, weil ich den Weg des Glaubens für einen guten Weg halte", fügt er mit Nachdruck noch hinzu. "Das Tiefste, das in einem Menschen steckt, ist ein Du, zu dem man spricht. Und dieses Du ist Gott."
Obwohl er schon als Jugendlicher immer wieder in Kontakt mit religiösen Themen gekommen, aus eigenem Antrieb auch oft in die Kirche gegangen sei, habe er doch irgendwie nie dazugehört, stellt er fest. "Trotzdem habe ich einen Zugang zu diesem Ort gefunden, auch ohne einer Konfession anzugehören. Denn hier herrschen Ruhe und Friede; in einer Kirche lässt sich zwischendurch einkehren; oder ich begegne jemandem, der mein Bewusstsein für Gott und seine unermessliche Liebe wecken will, der mir die Botschaft der Bibel und viele alte Traditionen dahinter zeitgemäß übersetzt, und sie dadurch aktuell bleiben. Und hier ist meine Entscheidung gereift, mich taufen zu lassen."
Taufe ist Mahnung, einem Ideal nachzueifern
Allein schon bei der Vorstellung, dass Katholiken auf der ganzen Welt dieselben Rituale pflegten – ihre Hände falteten, die gleichen Gebete formulierten, dieselben Evangelien hörten – bekäme er Gänsehaut, beschreibt Isaak. "Diese Zugehörigkeit zu etwas Großem ist geradezu überwältigend und berührt mich emotional einfach ungemein. Über alle Grenzen hinweg eine Verbundenheit im Glauben zu spüren, zu wissen, dass viele Menschen gleichzeitig für etwas Gutes aufstehen und für positive Schwingungen sorgen, inspiriert mich sehr, gibt mir Kraft und macht mich glücklich." Intuitiv habe er sich schon lange genau danach gesehnt.
"Für mich ist die Taufe nicht nur ein folgerichtiger Schlusspunkt nach einem 30-jährigen Suchprozess", betont er, "sondern fast eine Art Jungbrunnen: Ich bin voller Tatendrang und will von jetzt an in dieser Kirche mitarbeiten. Denn für mich ist die Taufe kein Beipackzettel, sondern immer wieder auch Ansporn und Mahnung, sein Bestes zu geben und einem Ideal nachzueifern." Der Glaube sei etwas zutiefst Lebendiges, ist Marc Isaak überzeugt, müsse aber auch täglich neu mit Leben gefüllt werden.