Für den Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Marc Frings, waren Katholikentage schon seit ihrem Beginn 1848 "ein Motor der Veränderung, eine Plattform zur Gegenwartsbestimmung und ein Seismograf für den Blick in die Zukunft".
Auch weit über die katholisch geprägte Zivilgesellschaft hinaus. Es geht sowohl um die Darstellung der eigenen Position als auch um den öffentlichen Austausch mit anderen.
Politischer denn je
Thematisch kommt vom 25. bis 29. Mai ganz viel von dem vor, was auch in den säkularen Diskursen erörtert wird: etwa die Klimakrise, die in der Programmsuche 47 Treffer aufweist. Corona und die Pandemie führen zu mehr als 30 Ergebnissen, die Stichwörter Krieg und Ukraine zu jeweils einem Dutzend - wobei das Bemühen der Veranstalter spürbar ist, dass das Thema an vielen Stellen im Programm vorkommt.
Signifikante Verschiebungen gibt es indes bei der Präsenz der Parteien. Loriots Satz "Früher war mehr Lametta" gilt vor allem für die Union. Nahmen in früheren Jahrzehnten die Repräsentanten von CDU und CSU mit weitem Abstand den breitesten Raum auf Katholiken- und Kirchentagspodien ein, so lässt sich Spitzenpersonal der Union heute kaum finden. CDU-Vorsitzender Friedrich Merz fehlt, und auch seine fünf Stellvertreter glänzen laut Programmsuche durch Abwesenheit. Keinen Deut besser geht es denen, die CSU-Chef Markus Söder oder einen seiner fünf Stellvertreter erwarten. Das mag auch mit dem Regierungswechsel in Berlin zu tun haben, kann aber zugleich als Ausdruck einer gewachsenen Distanz zwischen Union und Kirche(n) gesehen werden.
Der Bundeskanzler will kommen
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will dagegen nach Stuttgart kommen und über "Deutschlands Politik in unsicheren Zeiten" reden. "Gesellschaft und Politik in Deutschland und Europa" heißt die Überschrift, unter der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier diskutieren will. Das Staatsoberhaupt, das seine SPD-Mitgliedschaft für die Zeit als Präsident ruhen lässt, plant auch seine Teilnahme an der Eröffnung des Katholikentags am Vorabend des Festes Christi Himmelfahrt.
Erwartet werden neben einer Reihe von Bundesministern auch die Regierungschefs aus Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg, Malu Dreyer (SPD) und Winfried Kretschmann (Grüne). Das ist allerdings wenig erstaunlich, denn Dreyer ist und Kretschmann war über viele Jahre Mitglied im gastgebenden ZdK.
Parteiveranstaltungen am Rande des Treffens
Seit langer Zeit eingespielt ist, dass es für geladene Gäste Parteiveranstaltungen am Rande von Katholiken- und Kirchentagen gibt. So auch diesmal. Üblicherweise den Auftakt bildet der Empfang von Konrad-Adenauer- und Hanns-Seidel-Stiftung am Eröffnungstag. Sprechen sollen dort unter anderen ZdK-Chefin Irme Stetter-Karp, Caritas-Präsidentin Eva Welskop-Deffaa und der Vorsitzende der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament, Manfred Weber.
Nicht wenige Gäste dürften die Veranstaltungen verlassen, um zur "Parlamentarischen Nacht" der Grünen zu gehen - für viele ein Höhepunkt. Dorthin wollen die Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Britta Haßelmann, Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt, Kretschmann und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir kommen. Auch hier will Stetter-Karp ein Grußwort sprechen.
Die Linke beteiligt sich mit dem "Politischen Nachtgebet" ihrer Bundesarbeitsgemeinschaft Linke Christ*innen. Hier ist Petra Pau angekündigt. Bei einer Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung werden KAB-Bundespräses Stefan Eirich und der frühere Parteichef Bernd Riexinger erwartet. Noch nicht viel Näheres bekannt ist zu einem Empfang der SPD am Christi-Himmelfahrt-Abend. Abwesend sind FDP und AfD. Zumindest diese Tradition bleibt.