Die Weltbischofssynode im Vatikan endet an diesem Wochenende

Mit der Bibel über die Datenautobahn

Die zweite Weltbischofssynode im Pontifikat von Papst Benedikt XVI. geht an diesem Wochenende zu Ende. Das Treffen befasste sich mit einem Thema, das dem Papst schon seit seiner Zeit als Theologieprofessor besonders am Herzen liegt: Die Bibel und ihre Rolle für die katholische Kirche. Das Thema ist, anders als bei den Kirchen der Reformation, für die katholische Kirche keine Selbstverständlichkeit.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Denn ihre Grundlage ist nicht "allein die Schrift", wie Martin Luther einst verkündete, sondern ein geschichtlich gewachsenes Ganzes aus Schrift, Tradition, Theologie, Philosophie und - seit einigen Generationen - historisch-kritischer Wissenschaft.

Bei der Weltbischofssynode in Rom ging es neben diesen grundsätzlichen Fragen, die eine Trennungslinie zwischen aufgeklärtem Christentum und allen Varianten des Fundamentalismus markieren, auch um Praktisch-Seelsorgerisches. So waren sich die 350 Synodalen aus aller Welt einig, dass das Wort Gottes noch deutlicher zum Lebens-Mittelpunkt der Kirche und jedes Gläubigen werden müsse.

"Das Wort Gottes muss durch die Straßen der Welt fließen"
Konsens bestand, dass dies in ökumenischem Geist, durchaus mit Anleihen beim Judentum, aber in Abgrenzung von einem Fundamentalismus erfolgen muss, wie er von Sekten und Freikirchen mit Erfolg vertreten wird.

"Das Wort Gottes muss durch die Straßen der Welt fließen, über die heutigen Informationswege von Fernsehen und Internet", betonten die Bischöfe in einem eigenen Schlussappell.

Das eigentliche Ergebnis der dreiwöchigen Beratungen ist in rund 50 halbseitigen "Empfehlungen" festgehalten, aus denen der Papst demnächst ein Lehrschreiben erstellt. Dabei hat der Theologe auf dem Papstthron diesmal deutlicher als sonst in die Beratungen eingegriffen. Benedikt XVI. brach eine Lanze für die historisch-kritische Exegese. Er trat einem Mainstream in der Synode entgegen, der Berührungsängste gegenüber diesem akademischen Zugang zur Heiligen Schrift offenbarte und stattdessen für die Geistliche Schriftlesung plädierte. Beide Wege gehörten zusammen, so der Papst. Die Synodalen griffen das auf und nannten die wissenschaftliche Methode in ihrer "Botschaft" ein "Gegengift gegen einen Fundamentalismus".

Denn Zentrum des Christentums sei nicht ein erstarrter Schriften-Kanon sondern eine Person, der menschgewordene Christus, waren sich die Synodalen einig. Daher sei das Christentum auch keine Schriftreligion wie der Islam. Dabei dominierten in der Synodenaula diesmal kritische Töne gegenüber der muslimischen Welt, vor allem ihrem Familien- und Rechtsverständnis. Dennoch war man sich einig, dass der Dialog unverzichtbar sei.

Geringes Medienecho
Das Medienecho auf die 12. Ordentliche Bischofssynode war geringer als in früheren Jahren. Das lag auch an der starken Sachorientierung der Debatten. Es fehlten diesmal - von Indien und Irak abgesehen - die Länderberichte über Verfolgungen und soziale Missstände. Und es fehlten auch die klassischen Reizthemen wie Zölibat, Kommunionempfang für Abtreibungs-befürwortende Politiker oder die Priesterweihe der Frau.

Dabei suchte die Synode 2008 nach neuen Wegen. Erstmals sprach ein nicht-katholisches Kirchenoberhaupt - Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel. Sein Vortrag in der Sixtinischen Kapelle war ein Höhepunkt des Bischofsgipfels. Erstmals gab es auch Redezeit für einen Rabbiner. Dass Shear-Yashuv Cohen aus Haifa das Kirchenforum auch für einen Solidaritätsappell gegen die anti-israelischen Drohreden von Irans Mahmud Ahmadinedschad nutzte, gefiel nicht allen.

Und dann gab es für die Synodalen auch noch ein Konzert zum Paulus-Jahr, einen Film zum 30. Wahltag von Johannes Paul II. und eine Gedenkmesse für Pius XII. Diese Ereignisse sorgten für breites Medieninteresse, hinter denen das Sachthema Bibel zurücktrat. Umso gespannter ist man daher auf das Schluss-Dokument. Vielleicht, so Spekulationen, macht Benedikt XVI. es sogar zur Enzyklika.