Wegen der Coronapandemie fand die Wortgottesfeier in der Kapelle St. Nikolaus auf der Wülzburg, oberhalb von Weißenburg, ohne Besucher und unter Hygienemaßnahmen statt. Die Fernsehredaktion des Bistums Eichstätt hat den Gottesdienst live auf ihrer Homepage und den Sozialen Medien übertragen.
Gastgeberin und Dekanin Ingrid Gottwald-Weber von der evangelischen Kirchengemeinde Weißenburg führte in ihrer Begrüßung in das diesjährige Thema der Woche für das Leben, "Leben im Sterben" ein. Seit 1994 engagiert sich die katholische und evangelische Kirche in der gemeinsamen Initiative für den Schutz des menschlichen Lebens in allen Phasen. Man wolle damit aufmerksam machen auf die Bereiche unserer Gesellschaft, in denen das menschliche Leben gefährdet sei. "Informationen und Diskussionen sollen das Bewusstsein dafür schärfen, wie sehr Leben immer wieder Schutz braucht", sagte Gottwald-Weber. Die menschenwürdige Antwort auf die Bedürfnisse von Schwerstkranken sei eine bedarfsgerechte Palliativ- und Hospizversorgung. "Wir sind dankbar für die vielfältigen Initiativen, die in diesem Bereich durch die Haupt- und Ehrenamtlichen gewachsen sind."
Die Woche für das Leben findet im Bistum Eichstätt vom 17. bis 24. April statt. Im Mittelpunkt steht die Sorge um Sterbende - sei es durch palliative und seelsorgliche Begleitung oder durch die Zuwendung von jedem Menschen.
Hanke: Nicht querdenken, sondern vorausdenken
In seiner Ansprache ging Bischof Gregor Maria Hanke auf die Verbundenheit mit den Menschen ein, die auf die stationäre und ambulante Hospizarbeit angewiesen sind und für die das Motto "Leben im Sterben" existenzielle Wirklichkeit werden könne. "Sie schöpfen daraus Kraft und Hoffnung, angenommen und begleitet zu sein". Hanke betonte die Osterbotschaft Jesu: "Wie ein Weizenkorn in der Erde eröffnet Jesus im Sterben neues Leben."
Die Osterbotschaft mache die Christen leidsensibel und zugleich hoffnungsvoll: "Gott ist da, auch im Leben, Leiden und Sterben. Wir wollen und können aus der Hoffnung der Auferstehungsbotschaft heraus Leidenden und Sterbenden menschlich beistehen und sie nicht sich selbst überlassen", sagte Hanke. Das Symbol der Osterkerze sei ein Licht im Dunkeln. Nicht querdenken, sondern vorausdenken in die Zukunft Gottes, die seit Ostern offenstehe, setze das Vertrauen auf den Gott des Lebens frei und befähige zu liebender Hingabe für jene im Schatten des Todes. "Lasst und beten, dass der Dienst aller in der Hospiz- und Palliativarbeit als tröstendes, wärmendes Licht in der Dunkelheit erfahren wird", verdeutlichte Hanke.
Von Weyhern: Wir Menschen brauchen einander - im Leben und im Sterben
Bischöfin Elisabeth Hann von Weyhern, Bischöfin des evangelischen Kirchenkreises Nürnberg, entzündete symbolisch für alle Betroffenen sowie die Haupt- und Ehrenamtlichen in der Palliativarbeit eine Kerze. In ihrer Predigt ging sie auf die Angst der Menschen ein, alleine zu sterben. Ein zentrales Merkmal einer Gesellschaft sei es, wie sie mit ihren Kranken und Sterbenden umgehe. In diesen Pandemiezeiten sei der Zugang zu Hospizen, Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern für Angehörige eine besondere Herausforderung. "Ich bin froh, dass dieses Anliegen mit großem Aufwand immer mehr erfüllt werden kann. Wir Menschen brauchen einander – im Leben und im Sterben", sagte die Bischöfin. Denn die nahende Begegnung mit dem Tod lasse niemanden kalt. Sterben gehöre zum Leben.
"Der Tod ist der größte Schock, den wir Menschen zu verarbeiten haben und wir brauchen Glauben, Liebe und Hoffnung, um mit dem Gedanken an den Tod Leben zu können. Wir in der Kirche wollen gemeinsam mit denen, die sich engagieren, in den Hospizen, in den Pflegeheimen Gelegenheit dafür bieten, sich mit existentiellen Fragen auseinanderzusetzen. In unseren Gottesdiensten, in der Seelsorge, in den Angeboten von Caritas und Diakonie", betonte Hann von Weyhern. Man trete dabei ein für den Schutz der Würde des Lebens bis zum Schluss – entgegen der aktuellen Debatte um assistierten Suizid.
Impulse zur Seelsorge von Sterbenden und deren Angehörige
In sechs Impulsen kamen bei der meditativ gestalteten Andacht zahlreiche Kooperationspartner sowie Haupt- und Ehrenamtliche, die sich in der Paliativarbeit und in der Seelsorge um Sterbende und ihre Angehörige kümmern, zu Wort. Dr. Christian Maune, ärztlicher Direktor der Palliativmedizin im Klinikum Altmühlfranken, sprach über die paliative Versorgung in den Krankenhäusern. Man müsse sich Zeit nehmen, offen Fragen mit den Patientinnen und Patienten zu besprechen, "denn die Palliativmedizin möchte den letzten Monaten, Wochen und Tagen Leben geben."
Stellvertretend für die Klinikseelsorger betonte Matthias Heim, Klinikseelsorger in Weißenburg, in seinem Impuls: "Leben im Sterben ermöglichen bedeutet, für die Klinikseelsorgerinnen und Klinikseelsorger, besonders für die Sterbenden einen Raum zu eröffnen, welcher Hoffnung geben kann und Ängste mindert. Es ist ein Mitaushalten und Bestärken."
Um das Sterben zu Hause zu ermöglichen, müsse man die ganze Familie im Blick haben und neben der Unterstützung in Trauer und Versorgung auch Trauer und Ängste zulassen, verdeutlichte Ulrike Haarmann, Pflegerische Leiterin der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) Südfranken.
Eva-Maria Schork vom Caritas Palliative Care des Caritasverbands Eichstätt sprach über die palliative Versorgung in den stationären Einrichtungen: "Verantwortliche, Pflegende und Betreuende in den Heimen versuchen, mit den ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen, eine gute palliative Versorgung und würdevolle Begleitung dieser Menschen zu gewährleisten", gerade in der Pandemie sei dies eine extreme Herausforderung.
Letzte Schritte würdevoll begleiten
Jürgen Wagner, ehrenamtlicher Hospizbegleiter im Hospizverein Weißenburg verdeutlichte, wie Begleitung am Sterbebett gelingen kann: Er habe einmal einen 87-Jährigen das Lied "Von guten Mächten wunderbar geborgen…" von Dietrich Bonhoeffer vorgesungen und seine Hand gehalten. Wenig später sei der zuvor unruhige Mensch friedlich verstorben. "Die Aktiven unseres Hospizvereins schenken Schwerstkranken und Sterbenden etwas von ihrer Zeit. Dieses Ehrenamt erfüllt mich mit großer Zufriedenheit, ich mache das gerne", sagte Wagner.
Peter Löw, Facharzt für Innere Medizin aus Treuchtlingen, sprach über das Thema Patientenverfügung und zeigte in seinem Impuls, dass es kein Leidensweg sein müsse, letzte Schritte würdevoll zu begleiten: "Der palliative Gedanke hat nicht erst am unmittelbaren Lebensende seinen Raum. Man kann zu jedem Zeitpunkt andere Therapieziele in der Patientenverfügung festlegen. So kann die Auseinandersetzung mit der Patientenverfügung auch Ängste nehmen, da auch der schlimmste vorstellbare letzte Schritt aus dem Leben dank der Möglichkeiten der Palliativmedizin nicht mehr bewusst erlebt werden muss."
Die Fürbitten, die Dorothea Eidam, Schulleiterin der Berufsfachschule für Pflege der Rummelsberger Dienste in Weißenburg, vortrug waren vor allem kranken Menschen, den Verantwortlichen in der Paliativarbeit und Politik sowie den Verstorbenen gewidmet.
Abschließend dankte Konrad Bayerle, Dekan in Weißenburg, allen Menschen, die sich in der Palliativarbeit und Seelsorge engagieren. Ziel sei es, "dem Leben nicht mehr Tage, sondern den verbleibenden Tagen mehr Leben zu geben", damit dies möglich bleibe engagieren sich viele Menschen haupt- und ehrenamtlich in der Begleitung und Betreuung ihrer Angehörigen und ihrer Mitmenschen. "Deshalb möchte ich für allen Einsatz in diesem Bereich ein herzliches Dankeschön und Vergelt’s Gott sagen!"
Hier gibt es weitere Informationen und eine Aufzeichnung des Gottesdienstes zum Nachschauen.