Europäische Kirchen gegen Umwandlung von Hagia Sophia

Diplomatische Mittel einsetzen

Die Konferenz Europäischer Kirchen hat ihr "tiefes Bedauern" über die Umwandlung der Hagia Sophia in Istanbul von einem Museum in eine Moschee ausgedrückt. Man rief dazu auf, die Pläne durch diplomatische Mittel zu verhindern.

Blick auf die Hagia Sophia / © Lizavetta (shutterstock)
Blick auf die Hagia Sophia / © Lizavetta ( shutterstock )

Das durch die türkische Regierung unterstützte Vorgehen könne religiösem Hass und Gewalt den Boden bereiten, erklärte der Dachverband am Mittwoch in Brüssel. Der KEK-Präsident, der französische Protestant Christian Krieger, rief dazu auf, die Pläne durch diplomatische Mittel noch zu verhindern. Das erste muslimische Freitagsgebet in der Hagia Sophia soll am 24. Juli stattfinden.

Appell an die Unesco

"Wir fordern die Unesco auf, konkrete Schritte gegenüber der türkischen Regierung zu unternehmen, um die Umwandlung des Weltkulturerbes Hagia Sophia zu verhindern", heißt es in einem Schreiben an Unesco-Generalsekretärin Audrey Azoulay und die Direktorin des Unesco-Welterbezentrums, Mechtild Rössler. Die Umwandlung der historischen Stätte von einem Museum in eine Moschee sei "unangemessen und gefährlich".

Die KEK vereint mehr als 100 protestantische, orthodoxe, anglikanische und altkatholische Kirchen in ganz Europa, darunter auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). Von den großen Konfessionsfamilien sind nur die Katholiken nicht Mitglied.

Brücke zwischen Ost und West

Der KEK-Vizepräsident, Metropolit Cleopas von Schweden, sagte, als Museum bringe die Hagia Sophia Menschen und Kulturen aus aller Welt zusammen. Das sakrale Bauwerk sei eine Brücke zwischen Ost und West und symbolisiere das friedliche Miteinander der Menschen. Dies würde sich bei einer Umwandlung in eine Moschee unweigerlich verändern.

Die Hagia Sophia wurde als "Kirche der göttlichen Weisheit" im Jahr 537 geweiht und war fast ein Jahrtausend lang die christliche Hauptkirche Konstantinopels. Als die Osmanen 1453 die Stadt eroberten, wurde sie zur Moschee umfunktioniert. 1935 wurde sie in ein Museum umgewandelt. Die Hagia Sophia ist als Teil der Altstadt von Istanbul seit 1985 Unesco-Weltkulturerbe. Sowohl Christen als auch Muslime erheben Anspruch auf die ehemalige christliche Kirche. 

Hagia Sophia

Die Hagia Sophia in Istanbul / © Phil Pasquini (shutterstock)
Die Hagia Sophia in Istanbul / © Phil Pasquini ( shutterstock )

Die Hagia Sophia (griechisch: "Heilige Weisheit") ist eines der berühmtesten Gebäude der christlichen und auch der islamischen Religionsgeschichte. Unter Kaiser Justinian wurde sie von 532 bis 537 erbaut. Das Werk der Architekten Isidoros von Milet und Anthemios von Tralleis wurde zum grundlegenden Modell späterer religiöser Bauwerke. Nach dem Fall von Konstantinopel 1453 wandelte Sultan Mehmet II. die damalige Hauptkirche des orthodoxen Christentums in eine Moschee um.

Quelle:
epd