"Gott hat Euch eine Stimme gegeben, und auch Ihr gebt ihm mit Eurem Gesang eine Stimme." Mit diesem herzlichen Willkommensgruß wandte sich Hauptzelebrant Dr. Thomas Weitz gleich zu Beginn des morgendlichen Kapitelsamtes an die Mädchen des B-Chores, die heute zum ersten Mal auf dem Chorpodest im südlichen Seitenschiff stehen durften und damit ihre Dom-Premiere erlebten. Weitz wünschte den Nachwuchssängerinnen des Mädchenchores am Kölner Dom, die zum Großteil aus der Kölner Domsingschule kommen, viel Freude beim Singen und gute Erfahrungen in dieser großen Gemeinschaft. Dabei ließ er nicht unerwähnt, dass die älteren Sängerinnen unter ihnen demnächst – bei einer Reise nach Südafrika – sogar ihre Stimmen bis an die Grenzen der Erde tragen würden, um dort ebenfalls vom Lob Gottes zu singen.
Offizielle Aufnahme in den Mädchenchor im nächsten Jahr
Dem Anlass entsprechend aufgeregt waren dann auch die Acht- und Neunjährigen des sogenannten B-Chores, als sie zunächst in feierlicher Prozession – und eingerahmt von den über 100 älteren Chorkolleginnen – durch das Mittelschiff in die Kathedrale einzogen, um die Sonntagsliturgie mitzugestalten. Genauso groß aber war auch die Konzentration darauf, die vielen Hinweise von Chorleiter Oliver Sperling, die er dem Chornachwuchs bei der Vorbereitung auf diesen großen Moment in den letzten Tagen gegeben hatte, zu beherzigen und möglichst eins zu eins umzusetzen.
Neu für die jungen Sängerinnen war vor allem, dass sie nun – erstmals nach ihrer Erstkommunionfeier, als sie mit eigenem Lied von den Stufen des Altares gesungen hatten – in der ersten Reihe des großen Ensembles deutlich sichtbar für die ganze Gemeinde standen und schon einmal den "Ernstfall" zu probten. Wenn der auch erst zu Beginn des kommenden Jahres eintritt. Dann nämlich werden alle Nachwuchssängerinnen und -sänger der jetzt dritten Schuljahre offiziell durch Dompropst Gerd Bachner im Rahmen eines feierlichen Zeremoniells in die A-Chöre der Kölner Dommusik aufgenommen und von da an regelmäßig im Dom auftreten. Jetzt konnten sie eher schon einmal probeweise testen, wie es sich anfühlt, die älteren Sängerkolleginnen bei der sonntäglichen Eucharistiefeier gesanglich zu unterstützen und somit wichtiger Bestandteil des feierlichen Hochamtes zu sein.
Engagement und Fleiß zahlen sich aus
Bislang zweimal, aber bald schon dreimal in der Woche treffen sich die Drittklässlerinnen – unter ihnen auch externe Schülerinnen aus anderen Schulen – mit Chorleiter Sperling im Lindenthaler Chorzentrum der Kölner Dommusik in der Clarenbachstraße, wo alle vier Domchöre – auch die beiden Erwachsenenchöre – beheimatet sind. Hier findet auch der Instrumentalunterricht für die Kinder und Jugendlichen statt, mit dem die Dommusik alle ihre Sänger fördert. Dass sich so viel Engagement und Fleiß auszahlen, war dann für die große Domgemeinde und auch die Familien der Mädchen, die diesen ersten Domauftritt in jedem Jahr mit sehr viel Spannung begleiten, deutlich zu hören.
Und natürlich war den kleinen Sängerinnen selbst auch anzumerken, dass es schon einer gehörigen Portion Mut bedarf, bei einer Live-Premiere – schließlich überträgt jeden Sonntag DOMRADIO.DE aus dem Kölner Dom – trotz der vielen Hilfestellungen durch Chorleiter Sperling und Chorassistentin Elena Szuczies alles richtig zu machen und den musikalischen Anforderungen einer lateinischen Messe gewachsen zu sein. Denn immerhin galt als Messlatte die "Missa sine nomine" von Claudio Casciolini, die der Domkantor für seinen Chor traditionell zu diesem Anlass auswählt und bei der der zukünftige Chornachwuchs unter Beweis stellen muss, dass er den Herausforderungen der neuen Aufgabe durchaus gewachsen und mit großem Ernst bei der Sache ist.