Dombaumeister erklärt aktuelle Arbeiten am Kölner Dom

"Gerüste sind grundsätzlich ein gutes Zeichen"

Ein gerüstfreier Kölner Dom wäre zwar ein toller Anblick, doch für Dombaumeister Peter Füssenich auch ein Zeichen dafür, das die Kathedrale nicht gepflegt wird. Im Interview erklärt er die aktuellen Arbeiten in und um den Kölner Dom.

Schutzgerüst im Bereich der Nordquerhausorgel im Kölner Dom / © Mathias Peter (DR)
Schutzgerüst im Bereich der Nordquerhausorgel im Kölner Dom / © Mathias Peter ( DR )

DOMRADIO.DE: Der Legende nach geht die Welt unter, wenn der Dom vollendet ist. Eine Kathedrale sieht ohne Gerüste zweifellos erstmal gut aus. Das bedeutet aber auch, dass sie nicht gepflegt wird, oder?

Kölner Dombaumeister Peter Füssenich / © Henning Kaiser (dpa)
Kölner Dombaumeister Peter Füssenich / © Henning Kaiser ( dpa )

Peter Füssenich (Dombaumeister von Köln): Genauso ist das. Und wie Sie sagen, laut Legende geht die Welt unter, wenn der Dom fertig ist. Wir haben aber mindestens bis ins Jahr 2070 nichts zu befürchten, denn so lange sind die Arbeiten hier am Kölner Dom geplant und danach werden das sicher die Nachfolgerinnen und Nachfolger noch weiter betreiben.

Peter Füssenich

"Wir haben aber mindestens bis ins Jahr 2070 nichts zu befürchten, denn so lange sind die Arbeiten hier am Kölner Dom geplant"

Dass Gerüste am Dom sind, ist also grundsätzlich ein gutes Zeichen. Das bedeutet nämlich, dass der Dom erhalten bleibt.

DOMRADIO.DE: Einige Gerüste am und im Dom fallen optisch unterschiedlich stark ins Gewicht. Jetzt zum Beispiel gab es einige Wochen lang einen Bauzaun auf der Domplatte. Da musste man ein bisschen um den Bereich des südlichen Westturms herumgehen. Was wird da am Turm gemacht?

Am südlichen Westturm werden die Schallluken des Glockenstuhls erneuert. / © Mathias Peter (DR)
Am südlichen Westturm werden die Schallluken des Glockenstuhls erneuert. / © Mathias Peter ( DR )

Füssenich: Die Bauzäune kehren auch wieder zurück. Wir haben die zum Fronleichnamsfest am vergangenen Donnerstag zurückgebaut, weil da natürlich viele Menschen unterwegs waren.

Die Arbeiten gehen aber weiter und zwar im Glockenstuhl. Die Schallluken, die den Schall der Glocken nach außen tragen, sind in die Jahre gekommen und müssen erneuert werden. Das heißt, alle Holzbretter, die auch mit Blei verschalt sind, werden erneuert.

DOMRADIO.DE: Auch im Dom gibt es Gerüste, besonders auffällig ist eins, das im Bereich der Nordquerhaus-Orgel relativ aufwändig gebaut ist. Was wird da gerade saniert?

Füssenich: Dieses Gerüst steht im Eingang zum Chorumgang, es ist ein reines Schutzgerüst. Wir arbeiten nämlich über den Gewölben an den sogenannten preußischen Kappendecken. Das ist eine in diesem Feld baufällige Konstruktion, die abgebaut und erneuert werden muss.

Das Gerüst im Bereich der Hauptorgel ist ein Schutzgerüst. / © Mathias Peter (DR)
Das Gerüst im Bereich der Hauptorgel ist ein Schutzgerüst. / © Mathias Peter ( DR )

Die preußischen Kappendecken wurden im 19. Jahrhundert bei der Fertigstellung des Domes eingebaut. Das sind Eisenträger mit dazwischen gemauerten Kappen aus Backsteinen, die extra in ihrer Größe für den Dom angefertigt wurden. Da haben wir in den letzten Jahren schon zahlreiche Voruntersuchungen gemacht und in diesem Fall muss dieses Feld erneuert werden.

DOMRADIO.DE: Das klingt immer erst mal schwierig, wenn man hört, da muss eine Decke abgebaut werden. Wie kompliziert ist denn so ein Verfahren?

Füssenich: Das ist nicht so ganz leicht, weil wir natürlich aus dem Dach heraus den Abtransport der Steine, des Bauschutts und ähnliches vornehmen müssen.

Peter Füssenich

"Das sind immer wieder logistische Meisterleistungen, die wir da vollziehen müssen."

Das sind immer wieder logistische Meisterleistungen, die wir da vollziehen müssen. Aber die Dombauhütte findet immer eine Lösung.

DOMRADIO.DE: Es fallen auch Bänder an den Säulen im Bereich der Nordquerhaus-Orgel auf. Da sind schwarze Bänder oder Seile um die Säulen herum angebracht. Welchen Zweck erfüllen die?

Auch die Bänder um die Säulen dienen dem Schutz vor Schäden durch mögliche Erschütterungen durch die U-Bahn. / © Mathias Peter (DR)
Auch die Bänder um die Säulen dienen dem Schutz vor Schäden durch mögliche Erschütterungen durch die U-Bahn. / © Mathias Peter ( DR )

Füssenich: Bei diesen Bändern handelt es sich auch um Schutzmaßnahmen. Damals wurden die aufgrund der Erschütterungen durch die U-Bahn angebracht, weil wir hier noch mittelalterliche Säulen-Stellungen haben, wo die einzelnen Dienste vor die Säulen gemauert wurden.

Das war dann im 19. Jahrhundert anders. Das heißt, die sind etwas sensiblere Bauteile, die wir dann schützen mussten. Diese Bänder sind noch so lange da, bis wir diese Dienste am Säulenschaft dann vernadelt haben. Dann sitzt das auch alles wieder sicher.

DOMRADIO.DE: Jetzt haben Sie eben die Dombauhütte erwähnt. Ihre Werkstatt ist unmittelbar am Dom. Aber es gibt ein erhebliches Problem mit der Decke. Die ist schon länger undicht und in dem Zusammenhang haben Sie von einer Tropfsteinhöhle gesprochen. Was genau ist das Problem?

Füssenich: Diese "Tropfsteinhöhlen" in den Werkstätten existieren seit mehr als 20 Jahren aufgrund von Undichtigkeiten im Oberbodenbelag. Aktuell ist die Stadt Köln in Zusammenarbeit mit der Dombauhütte daran, diese Schäden zu beseitigen.

Die Stadt wird die ganzen Bereiche um das Museum herum sanieren und auch alle Abdichtungen erneuern. Und dann hoffen wir, dass endlich wieder kein Wasser mehr in die Werkstätten eindringt. Das war für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Dombauhütte über Jahre eine große Belastung.

DOMRADIO.DE: Der Fußgängerweg zwischen der Werkstatt und dem Museumskomplex auf der Domplatte ist  zurzeit noch gesperrt. Wird der bald geöffnet?

Der Durchgang zwischen den Werkstätten der Dombauhütte und dem römisch-germanischen Museum ist wegen der Abdichtungsarbeiten derzeit nicht möglich. / © Mathias Peter (DR)
Der Durchgang zwischen den Werkstätten der Dombauhütte und dem römisch-germanischen Museum ist wegen der Abdichtungsarbeiten derzeit nicht möglich. / © Mathias Peter ( DR )

Füssenich: Der Grund für die Sperrung ist die Sanierung dieser Deckenbereiche über der Dombauhütte. Im Herbst soll der Bereich wieder zugänglich sein und dann können die Menschen endlich wieder auf der Südseite am Dom vorbeigehen.

DOMRADIO.DE: Vor einiger Zeit wurde das große und sehr lange Gerüst am nördlichen Westturm abgenommen. Wird es in absehbarer Zeit wieder ein ähnlich großes Gerüst an einem der Türme geben?

Impressionen vom Gerüstabbau am Kölner Dom. / © Johannes Schröer
Impressionen vom Gerüstabbau am Kölner Dom. / © Johannes Schröer

Füssenich: Dieses große Hängegerüst haben wir im Herbst 2021 abgebaut. Zurzeit finden da auch noch ein paar Arbeiten statt. Wir werden die Ecken, also die Fialtürme an der Nord-West-Ecke des Nordturms aufbauen. Die Werkstücke warten schon auf ihre Versetzung. Auch dort werden im Herbst für diese Arbeiten noch ein paar Gerüste aufgestellt.

Ein weiteres Hängegerüst am Nordturm werden wir auf jeden Fall noch bekommen. Das wird aber wahrscheinlich erst im Laufe des nächsten Jahres angebracht - so lange kann man also noch Fotos von der gerüstfreien Westfassade machen.

Das Interview führte Mathias Peter.

Quelle:
DR