Domdechant Robert Kleine predigte am heutigen Sonntag im Kölner Dom zum Verständnis der Jünger Jesu. Dafür beleuchtete Kleine die Reise Jesu und seiner Jünger nach Jerusalem, wie sie im Markusevangelium beschrieben wird. Der Theologe hob hervor, dass Jesus während der Reise drei Mal versucht hatte, seinen Jüngern die bevorstehenden Leiden und seinen Tod in Jerusalem zu erklären: "Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert und sie werden ihn töten." Trotz seiner klaren Vorankündigung verstanden die Jünger die wahre Bedeutung seiner Worte nicht und scheuten sich davor, Fragen zu stellen. Es sei ein Schicksal, so Kleine, das sie zunächst nicht verstehen konnten oder wollten.
Der Kölner Dom- und Stadtdechant betonte, dass die Jünger sich lieber mit Fragen der Rangordnung und des eigenen Ansehens beschäftigten, statt die tiefere Bedeutung von Jesu Worten und dessen Auftrag zu erfassen. "Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen sein und der Diener aller sein." Jesus’ Lehren drehen sich um Demut und Dienst, nicht um Macht oder Status. "Wo Eifersucht und Ehrgeiz herrschen, da gibt es Unordnung und böse Taten jeder Art.", so Kleine.
"Liebt einander, wie ich euch geliebt habe"
Diese Selbstbezogenheit stehe im scharfen Kontrast zu dem Dienst- und Opfergeist, den Jesus lehrte und vorlebte. Dies wird besonders durch die symbolischen Handlungen wie die Fußwaschung verdeutlicht. "Liebt einander, wie ich euch geliebt habe. Das ist der wichtigste Posten, den wir haben können – den Posten des Liebenden."
In der Predigt verknüpfte Kleine dieses biblische Beispiel mit der heutigen Zeit, in der ähnliche Tendenzen von Ehrgeiz und Selbstzentriertheit zu beobachten seien. So warnte Kleine auch vor den Gefahren von Eifersucht und dem Streben nach persönlicher Größe, die zu Unordnung und bösen Taten führen können, wie im Jakobusbrief beschrieben.
Demut und Dienst am Nächsten
Monsignore Robert Kleine schloss seine Predigt mit einem Aufruf zur wahren Nachfolge Christi: Es sollte um die innere Einstellung, Demut und den Dienst am Nächsten gehen, und nicht um die Erlangung von Macht oder Status. Die wahren Größen in der Nachfolge Jesu sind diejenigen, die Liebe und Demut in ihrem Alltag praktizieren. "Wir selber sind tagtäglich zu dieser Liebe eingeladen. Jesus zeigt uns den Weg."
Das Vokalensemble Kölner Dom singt unter der Leitung von Eberhard Metternich die Missa "O quam gloriosum" von Tomás Luis de Victoria, "Ubi caritas et amor" von Ola Gjeilo und "O sacrum convivium" von Olivier Messiaen. An der Orgel: Winfried Bönig.
„Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein. Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, …“ (Mk 9,35 f.)
Impuls zum Evangelium Mk 9,30-37
Die Jünger verstehen nicht, was Jesus ihnen sagen will, und sprechen über ein anderes Thema, das sie beschäftigt: wer der Größte sei. Für Jesus ein Anlass, etwas Grundsätzliches darüber zu sagen. Wer der Erste sein will, soll der Letzte und der Diener aller sein. Als Verdeutlichung seiner Worte stellt Jesus ein Kind in die Mitte. Kinder zur Zeit Jesu zählten wenig, waren wehrlos und ausgeliefert. Wer ein solches Kind aufnimmt, so Jesus, der nimmt ihn auf und mit ihm den Vater, der ihn gesandt hat. Nachfolge Jesu beginnt dort, wo Menschen arm, bedürftig, rechtlos sind. Dort ist unser Platz. Jede Begegnung mit Armen, Leidenden und Suchenden kann zu einer Christus- und Gottes-begegnung werden.
Bernd Strohmaier. Aus: TeDeum – Das Stundengebet im Alltag, September 2024, www.tedeum-beten.de