"Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem."
So steht es in den Versen eins bis zwölf des zweiten Kapitels des Evangeliums nach Matthäus: Herodes versammelt seine Schriftgelehrten und Hohepriester und erfährt, dass der sogenannte König der Juden in Bethlehem geboren werden soll. "Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist. Und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige."
Über die Männer, die heute als Heilige Drei Könige bezeichnet werden, sagt der Text hingegen eher wenig, bemerkt der Theologe Manfred Becker-Huberti: "In diesem Text ist die Rede von Sterndeutern. Magier. Das sind in jener Zeit die Priester eines heidnischen Kultes im Osten von Jerusalem gewesen. Heute geht man davon mehrheitlich aus, dass es möglicherweise in Kleinasien gewesen sein muss. Ein Bereich, der von Persien her beeinflusst war."
Gold, Weihrauch und Myrrhe
Diese Magier ziehen also nach Bethlehem und bringen dem erwarteten König ihre Geschenke, die 200 Jahre später von Origenes eine theologische Deutung erhalten: "Gold stehe für die Königswürde, Weihrauch für die Gottheit und Myrrhe für den Tod. Aus der Dreizahl der Geschenke schlossen die Menschen außerdem auf die Dreizahl der Magier," so Becker-Huberti. Das Evangelium färhrt fort: "Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land."
Es ist der Karmelit Johannes von Hildesheim, der die Legende um die Heiligen Drei Könige weiter ausarbeitet. Er schreibt es Helena, der Mutter Kaiser Konstantins, zu, die Reliquien der drei auf einer Pilgerreise von Jerusalem nach Konstantinopel gebracht zu haben. Konstantin soll sie darauf als Geschenk an den Erzbischof von Mailand weitergegeben haben. Danach kann die Entwicklung wieder belegt werden.
1158 beginnt Friedrich III., genannt Barbarossa, mit der Belagerung Mailands. Der römisch-deutsche König wird sechs Jahre später für seine Geduld belohnt und erringt als Trophäe die Gebeine der Heiligen Könige. Um die Unabhängigkeit vom Papst zu stärken und die eigene Macht zu sichern, will Barbarossa die Reliquien dem Kölner Erzbischof Rainald von Dassel schenken.
Der Weg nach Köln
Theologe Becker-Huberti: "Er schrieb einen Brief nach Köln und teilte mit, auf welchem Weg er die Reliquien zum Rhein bringen werde. Und alle seine Feinde legten sich auf alle anderen Wege und versuchten, ihn dort abzufangen. Aber er hatte sie nicht getäuscht. Er hatte den wirklichen Weg angegeben, und auf diesem Weg belästigte ihn niemand."
Am 23. Juli 1164 kommt Barbarossa in Köln an, und um aus dem neuen Besitz der Reliquien auch wirtschaftlichen Nutzen zu ziehen, denkt man an den Neubau des Kölner Doms und an den Entwurf des wertvollsten Heiligenschreins seiner Zeit.
Der Schrein der Heiligen Drei Könige
"Wenn man ihn von vorne sieht, sieht er aus wie eine Pagode. Wenn man ihn von hinten sieht, sieht er aus wie drei übereinander gestellte Särge. In ihm enthalten sind nicht drei Skelette, sondern fünf. Drei Skelette, die als die Könige gelten, sind im Mittelalter in einer Form behandelt worden, wie wir das vielleicht heute nicht täten. Man hat nämlich die Schädel abgetrennt, die Schädel liegen auf einem sogenannten Häupterbrett, so dass man vorne trapezförmig einen Teil abdecken und diese gekrönten Schädel sehen kann, an bestimmten Festtagen, wie zum Beispiel den Dreikönigstag.
Gleichzeitig sind in diesem Schrein zwei weitere Skelette enthalten, nämlich die der Heiligen Felix und Nabor, die ebenfalls aus Mailand mitgeführt wurden, nach Köln," erklärt Experte Becker-Huberti.