Die derzeit geführte Migrationsdebatte erschüttert den ehemaligen Präsidenten des Deutschen Caritasverbands, Peter Neher. "Dass das Thema Migration so eng geführt wird, ist skandalös. Mich erschüttert das Bashing von Migranten", sagte Neher im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Und: "Große Verdienste von Menschen mit Migrationsgeschichte werden einfach vergessen." Zugleich betonte er, dass es eine nüchterne Sicht auf dringend nötige Klärungen in der Migrationsfrage brauche. Diese müsse auf europäischer Ebene stattfinden.
In sozialen Fragen hat sich nach Nehers Beobachtung der Ton verschärft. "Das Thema Sozialhilfeempfänger musste immer schon für polemische Debatten herhalten", sagte der katholische Seelsorger. Schon Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder habe hier zugespitzt oder auch der verstorbene Ex-Außenminister Guido Westerwelle: "Aber es ist eine Eskalationsstufe mehr, wenn Bürgergeldempfänger pauschal als Arbeitsverweigerer dargestellt werden", mahnte Neher. Zumal die Unionsfraktion bei der Reform zum Bürgergeld im Bundestag zugestimmt habe.
In ihrem Koalitionsvertrag haben sich Union und SPD darauf verständigt, das Bürgergeld durch ein Grundsicherung zu ersetzen. Diese Leistung soll restriktiver gehandhabt werden.
Neher stand 18 Jahre an der Spitze des Deutschen Caritasverbands. Am 1. Mai feiert er seinen 70. Geburtstag.