Es rattert in der großen Post-Halle. Tausende Briefe rauschen durch die Anlagen im Saarbrücker Verteilzentrum, als an einem Sommertag im Juli dort der Nikolaus vorbeischaut. Er prüft den Einsatz seines Nikolaus-Stempels. Bis zum 31. August 2024 werden Sendungen mit dem Nikolaus-Stempel gestempelt und versendet, mehr als eine Million sind es bereits.
Mit dem kuriosen Stempel macht die Post auf die Aktion des Nikolaus-Postamtes im Warndt aufmerksam. In dem waldreichen Gebiet befindet sich in einer kleinen Straße diese besondere und temporäre Post-Station. Die Initiative dazu entstand vor rund 60 Jahren, nachdem immer mehr Weihnachtsgrüße bewusst aus dem kleinen Örtchen Sankt Nikolaus versendet werden sollten. Anfangs schrieben noch die Postbeamten diese Briefe, später entstand die Tradition des einmaligen Postmitarbeiters.
"Wir erhalten über das gesamte Jahr Post von Kindern", berichtet Nikolaus, der seit mehr als 15 Jahren hier sein Amt ausführt. Er ist bereits der dritte Post-Nikolaus. Weit mehr als 30.000 Briefe erreichten ihn im vergangenen Jahr, diese kommen aus allen Ecken Deutschlands - aber auch schon mal aus China.
Kinder wünschen sich eine heile Welt
"Das ist viel Arbeit. Alle Briefe werden in Handschrift beantwortet", berichtet sein Chef und Leiter des Saarbrücker Verteilzentrums, Jörg Bahls. Für die Beantwortung benötigt der Nikolaus Verstärkung - etwa 40 Personen unterstützen ihn bei dieser ehrenamtlichen Arbeit. "Es fing damals klein an, in den eigenen Hallen der Post", sagt Bahls.
Heute erreichen neben den klassischen Wunschbriefen in der Adventszeit, den Nikolaus über das gesamte Jahr hinweg viele Urlaubsgrüße. Auch diese werden beantwortet, allerdings erst ab dem 5. Dezember. Die Versandkosten dieser Nikolaus-Grüße für die Kinder übernimmt die Post. Die Kinder müssen kein Porto zahlen.
"Gesundheit - vor allen Dingen Gesundheit, das wünschen sich die Kinder", verrät der Nikolaus. Sie denken dabei auch an die Eltern und Großeltern. Manche wünschen sich auch, dass die getrennten Eltern wieder zueinander finden. "Aber da kann ich nur die Daumen für die Kinder drücken." Im Dezember können Familien ihn auch besuchen kommen, das Postamt präsentiert sich dann wie ein kleiner Weihnachtsmarkt. Es versteht sich als ein immaterielles Kulturerbe des Saarlands.
Nikolaus-Briefe auch in Braille-Schrift
"Aber ich gehe auch in die Schulen und werde demnächst auch eine Einrichtung für Blinde besuchen", sagt Nikolaus. Seit dem Jahr 2023 werden auch Briefe in Braille-Schrift für Mädchen und Jungen mit eingeschränktem Sehvermögen versendet. "Ich kann diese Briefe selber nicht lesen, aber wir haben extra jemanden in unserem Team, der das kann", zeigt sich der Nikolaus erfreut. Eine weitere Neuerung ist der Einsatz eines QR-Codes auf den Antwortbriefen, hinter dem sich eine kleine Überraschung verbirgt.
Um das Angebot dieser Nikolaus-Sendungen noch bekannter zu machen, wird der Einsatz des besonderen Maschinen-Stempels im Saarbrücker Verteilzentrum ein zweites Mal verlängert, ursprünglich sollte die Aktion Ende Juli auslaufen. Sorgfältig wird der Stempel nach den Schichtenden abgedeckt, so dass er nicht austrocknet.
Damit ein normaler Brief oder eine Postkarte mit diesem Nikolaus-Sommerstempel versehen wird, muss die Sendung in einen Briefkasten im Zuständigkeitsbereich des Saarbrücker Briefzentrums eingeworfen werden. Dazu zählen Kommunen wie etwa Zweibrücken und Kusel in Rheinland-Pfalz sowie die Städte und Dörfer im Saarland. Auch weiter entfernt wohnende Briefmarken-Sammler können über die Post-Stelle Saarbrücken eine so gekennzeichnete Sendung erhalten.