Von Knoblauchschälern bis zum Steifftier: Im Oxfam-Laden für Secondhand-Ware in Nürnberg sind unter vielen bunten Kleidern schon manche Kuriositäten gelandet. Verkauft wird von der Tochterfirma der Nichtregierungsorganisation Oxfam auf rund 150 Quadratmetern jedoch größtenteils Kleidung.
Auf Bügeln hängend warten Taschen, Anzüge und Shirts - nach Farben sortiert - auf ein neues Zuhause. Ausgewählte Bücher reihen sich aneinander, und auch die "Dies und Das"-Ware wie Spielzeug und Porzellan steht feinsäuberlich etikettiert in den Regalen.
Erlöse gehen an die Nothilfe und Projekte der Entwicklungsorganisation
Jedes Produkt ist versehen mit einem Zahlencode: Alles, was nach drei Wochen nicht verkauft wird, kommt zurück ins Lager und wird an andere Hilfswerke weitergegeben. Doch selbst Teile mit eigenwilligsten Designs fänden hier einen neuen Besitzer, weiß der frühere Shop-Leiter Jürgen Heußner. Seit der Eröffnung und damit seit 15 Jahren arbeitet der heute 79-Jährige in dem kleinen Laden.
Zu finden ist der Secondhand-Shop - einer von bundesweit 55 - in der Nürnberger Innenstadt. Die Erlöse kommen allesamt der Nothilfe und Projekten der Entwicklungsorganisation im Ausland zugute; etwa in Syrien, Tadschikistan oder Südafrika. "Natürlich sind wir auf die Einnahmen angewiesen", erklärt Heußner. Andrehen wolle man den Kunden jedoch nichts. "Wenn jemandem ein Teil nicht steht, sagen wir das den Menschen direkt ins Gesicht." Anlügen wolle das Team niemanden. "Das haben wir nicht nötig", sagt Heußner und lacht.
Meiste Spenden aus Haushaltsauflösungen
Geht es nicht gerade um Kleidung, kämen die meisten Spenden aus Haushaltsauflösungen. Andere brächten früheren Lieblingsschmuck vorbei, weil sie ihn in dem Shop gut aufgehoben wüssten. "Hinter vielen Dingen steckt eine Geschichte, die die Menschen erzählen wollen." Diese Zeit nehme er sich, genauso wie alle anderen Ehrenamtlichen im Laden.
Mittlerweile sind in dem Geschäft rund 70 Mitarbeitende tätig, die zwei Ältesten sind 87 Jahre alt. Pro Schicht arbeiteten in der Regel sieben Frauen und Männer - anders könnten sie die Bergen an Klamotten auch nicht bewältigen, so Heußner. Denn bis ein Kleid für den Verkauf bereitsteht, muss es durch viele prüfende Hände: Erst werden die gespendeten Teile im Lager dokumentiert, dann sortiert, bepreist und schließlich aufgehängt.
Klare Regeln für Spenden
Eine Liste, die allerlei Marken führt, hilft bei der Preisfindung. Aus einem Korb, in dem sich Shirts und Hosen türmen, fischt eine Mitarbeiterin ein schwarz-gelbes Kleid des deutschen Labels "VaBene". "Hochwertiger Stoff, keine Flecken, saubere Nähte, 16 Euro", resümiert sie.
Was gespendet werden darf und was nicht, ist klar geregelt. Ausgenommen sind etwa Pelzmäntel und Schmuck aus Elfenbein. Solche Dinge könnten aus Tier- und Artenschutzgründen nicht angenommen werden, sagt Heußner. Auch auf Elektrogeräte sowie zu sperrige Ware müsse aus Sicherheits- und Platzgründen verzichtet werden.
Was bleibt, ist Platz für die schönen Dinge. So warten im Lager kleine-Micky-Mouse Figuren auf ihren Einsatz in neuen Kinderzimmern, ebenso handverzierte Krüge. Einfach kaufen, was ihnen selbst gefällt, dürfen die Mitarbeitenden nicht. Jedes einzelne Teil muss zuerst im Laden angeboten werden.
Immer mehr junge Kundinnen und Kunden
Mit der Anzahl an Kundinnen und Kunden ist Heußner nach eigenen Worten zufrieden. Außerdem kämen im Vergleich zu früher immer mehr junge Menschen in den Laden. Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit habe sich geändert. Trotzdem shoppen Menschen in Deutschland im Schnitt 60 neue Teile pro Jahr. Viele von ihnen können sich das hauptsächlich wegen der Fast-Fashion-Industrie leisten: Produziert wird zu Niedrigstpreisen im Ausland, um das Sortiment recht günstig auf den Markt zu bringen.
Die Folgen: Die Billigproduktion ist meist nicht nur an menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, sondern auch an massive Umweltverschmutzung gekoppelt. Allein für die Produktion eines T-Shirts werden laut Hilfswerk rund 2.700 Liter Wasser benötigt. Das entspreche der Menge, die eine Person etwa zweieinhalb Jahre versorgen würde. Und das, obwohl diese Ressource weltweit immer knapper wird. Kleidungsstücke von Fast-Fashion-Marken würden für gewöhnlich jedenfalls nicht im Laden weiterverkauft: "Aus Prinzip", meint eine Mitarbeiterin.