DOMRADIO.DE: Die Schwerpunktregion bei Ihrem Monat der Welt-Mission ist Nordostindien. Warum diese Region?
Pfarrer Dirk Bingener (Präsident des katholischen Hilfswerkes Missio Aachen): Diese Region ist im Nordosten nur mit einer ganz schmalen Landzunge mit dem Rest Indiens verbunden. Hier treffen sie im Grunde genommen viele indigene Völker an: etwa 200 an der Zahl. Oftmals fühlen sie sich als Bürger zweiter Klasse. Die Verhältnisse sind instabil. Es gibt noch einige gewaltige Konflikte. Warum sage ich das? Dort hat natürlich die Kirche eine besondere Aufgabe. Es ist eine sehr junge Kirche und sie steht immer an der Seite der Menschen. Wir sind hier wirklich an den Rändern, um es mit den Worten von Papst Franziskus zu sagen. Hier ist unsere Hilfe besonders notwendig.
DOMRADIO.DE: Die überwiegende Mehrheit der 46 Millionen Einwohner sind Hindus und Muslime. Wie ist denn die Situation der Christen dort genau einzuschätzen?
Bingener: Zunächst einmal sind viele Christen sehr arm. Wir haben es zudem auch mit Menschenhandel zu tun. Hier setzt im Grunde diese junge missionarische Kirche an. Ich mache das an zwei Beispielen fest. Einmal gibt es sogenannte "Touring-Sisters". Das sind Ordensschwestern, die gehen in die entlegenen Dörfer und haben dort eine Art "mobile Sozialstation" oder es gibt Barfuß-Anwälte. Die Anwälte beraten Opfer von Menschenhandel besonders auf den Teeplantagen. Das heißt, Sie finden hier eine Kirche vor, die sehr an der Seite der Armen ist und versucht, deren Rechte zu stärken.
DOMRADIO.DE: Während des gesamten Oktobers stellen die Gäste aus Nordostindien in Deutschland auf rund 250 Veranstaltungen ihre Arbeit vor. Liegt Ihnen da ein Gast oder eine Veranstaltung besonders am Herzen?
Bingener: Zunächst einmal jetzt am Sonntag der große weltpolitische Erntedank-Gottesdienst in Münster. Ich bin sehr froh, dass die Katholische Landjugend dabei ist, auch die Katholische Landvolk-Bewegung. Da ist quasi das ganze Bistum Münster unterwegs und schaut gemeinsam nach Nordostindien. Ich freue mich sehr auf die Veranstaltung, weil sie auch öffentlich ist, weil sie auf dem Domplatz ist, weil alle Menschen vorbeikommen können. Ich glaube, dass das ein guter Auftakt ist.
DOMRADIO.DE: Das Motto lautet "Mission Leben". Wie wird sich das genau zeigen?
Bingener: Angeführt vom Erzbischof Menamparampil kommen zehn Gäste direkt aus Indien. Sie werden zunächst einmal von ihrer Arbeit erzählen. Dann bin ich davon überzeugt, dass es zu einem Austausch kommen wird. Es wird um die Frage gehen: Was heißt eigentlich, eine Mission zu haben. Da bin ich froh, dass die Teilnehmenden auf dem Domplatz gemeinsam mit unseren Gästen aus der Weltkirche darüber ins Gespräch kommen können. Wir haben ja die Hashtag-Aktion #mymission. Was ist eigentlich meine persönliche Mission? Was hat Gott mit mir vor? Und wozu kann ich "Ja" sagen aus vollem Herzen. Das wird eine wichtige missionarische Frage sein.
DOMRADIO.DE: Diese Aktion wird am Dienstag eröffnet. Wie ist das denn bei Ihnen persönlich? Was ist für Sie ein missionarischer Mensch?
Bingener: Für mich ist ein missionarischer Mensch, ein Mensch, der attraktiv ist - nicht im Sinne von gut aussehend, sondern eher im Sinne von strahlend. Sie begegnen diesem Menschen und gehen froher aus der Begegnung heraus, als Sie gekommen sind. Das ist für mich ein missionarischer, ein strahlender, ein attraktiver Mensch. Warum ist der so? Ich glaube, dass Menschen sich von Gott gewollt und geliebt fühlen können. Und das strahlen sie auch aus. Das tun unsere Partner in der Weltkirche und hoffentlich tun wir es auch.
Das Interview führte Aurelia Rütters.