DOMRADIO.DE: Einen Menschen auf seinem allerletzten Weg auf Erden würdig zu begleiten, das ist eine große Aufgabe. Was ist Ihnen da besonders wichtig?
Bettina Hünermund (Leiterin des Mutter-Teresa-Hospizes in Heiligenstadt): Ganz besonders wichtig ist es uns, einen Menschen, der vielleicht nur noch Tage, Wochen oder Monate zu leben hat, in dieser Zeit so gut es geht zu versorgen.
Das heißt, dass wir auf seine persönlichen Bedürfnisse und Wünsche eingehen. Das heißt, dass der Gast - so heißen die Menschen, die bei uns ihren letzten Abschnitt verbringen - im Mittelpunkt steht und eine optimale Ausschöpfung der Schmerztherapie und Symptomkontrolle durch uns und die Mitarbeiter geschieht.
DOMRADIO.DE: Sie haben erst im Sommer den Neubau des Hospizes bezogen. Das ist wirklich ein besonderer Bau. Wie sieht der aus und inwiefern spiegelt er auch die Inhalte Ihrer Arbeit wider?
Hünermund: Der Hospizbau hat die Form einer liegenden Acht. Das ist ein äußeres Zeichen dafür, dass wir Christen darauf hoffen, dass wir nach dem Tod bei Gott beheimatet sind, denn die liegende Acht kommt aus der Mathematik und symbolisiert das Unendliche. Alles fließt ohne Anfang und Ende - wir Menschen und das irdische Leben.
Wir beschreiben alles mit dem Lauf vom Anfang zum Ende. Aber gerade das ist es: Der christliche Glaube geht davon aus, dass unsere Zeit auf Erden ausgerichtet ist auf Erfüllung und die Zeit in Gott und auf die Ewigkeit. Und das soll dieser besondere Bau auch darstellen.
DOMRADIO.DE: Im Hospiz gibt es einen Raum der Stille. Welche Bedeutung hat so ein Raum für Ihre Patientinnen und Patienten und deren Angehörige?
Hünermund: Der Raum der Stille ist der Mittelpunkt unseres Hospizes. Dieser Raum der Stille kann für Veranstaltungen genutzt werden, zum Beispiel auch für Verabschiedungen.
Wenn die Gäste oder Angehörigen es wünschen, ist es für unsere Gäste möglich, auf dieser Empore, die sich diesem Raum der Stille anschließt, selbst daran teilzunehmen.
Sei es denn, wenn er da wirklich bewusst noch teilnimmt oder wenn er bereits verstorben ist, so dass alle Angehörigen dabei sind. Aber im Hospiz geht es nicht nur um das Sterben, sondern auch um das Leben.
Darum, dass wir dort Veranstaltungen wie demnächst ein schönes Adventskonzert abhalten können. Oder dass wir uns mit den Ehrenamtlichen und den Hospizbegleitern zu einer Buchlesung oder einem schönen Konzert treffen.
Das ist alles möglich mit diesem wunderbaren Raum, der den Mittelpunkt dieses Hospizes bildet.
DOMRADIO.DE: Wen können Sie überhaupt in Ihrem Haus aufnehmen?
Hünermund: In unserem Haus können wir Menschen aufnehmen, die an einer unheilbaren Erkrankung leiden, wo keine Krankenhausaufenthalte mehr sinnvoll sind, die eine lebensbedrohliche Krankheit haben. Es geht um Fälle, wo die Pflege zu Hause nicht mehr möglich ist.
Diese Menschen können bei uns dann mit einem Attest des Hausarztes aufgenommen werden.
DOMRADIO.DE: Ihr Hospiz ist nach der heiligen Mutter Teresa benannt. Warum passt das?
Hünermund: Mutter Teresa hat sich für die Kranken und für die Sterbenden aufgeopfert. Sie hat versucht, sich in sie hineinzuversetzen, hat ihnen geholfen. Und das ist auch unser Anliegen, dass wir als Team da sind für diese Menschen.
Wir wollen ihnen die Zeit noch so gut es möglichst geht schmerzfrei gestalten und sie auch noch einmal ein Stück auffangen. Und ganz besonders wollen wir die Angehörigen nicht alleine lassen.
Ein Gast, der zu uns kommt, der ist nicht erst seit dem Tag der Aufnahme krank, sondern da geht meist eine große Leidenszeit voraus.
Das Interview führte Carsten Döpp.