"Beim Vatikan kommt an: 'Wir haben die Lösung. Wir müssen gar nicht darauf achten, wie es in anderen Ländern ist'- das wird einfach als Bedrohung aufgefasst!"
"Da muss man noch mal fragen: warum fühlt ihr euch denn bedroht? Es sind doch nur Impulse, Vorschläge, die der Synodale Weg für die Weltkirche geben will!"
Eine Stunde lang diskutieren die beiden DOMRADIO.DE-Redakteure Mathias Peter und Renardo Schlegelmilch über den Synodalen Weg - konkret und ohne Scheu vor den Konfliktpunkten zwischen Rom und den deutschen Laien und Bischöfen.
Das ganze Streitgespräch gibt es hier als Podcast:
Themen gibt es in dem Podcast genug: Stoppschilder aus Rom, dazu Synodale, die aus dem Reformvorhaben öffentlichkeitswirksam austreten. In dieser Woche geht Deutschlands großes Reformprojekt mit der letzten Synodalversammlung in Frankfurt vorerst zu Ende.
In Erinnerung bleibt vor allem der Ärger mit Rom und der Eklat beim Synodalen Weg im September 2022 um das Papier "Leben in gelingenden Beziehungen – Grundlinien einer erneuerten Sexualethik", das bei den Bischöfen keine notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit gefunden hatte. Zudem gab es immer wieder Mahnungen von anderen Bischofskonferenzen, aber auch viel Zuspruch zum Reformvorhaben.
Übers Ziel hinausgeschossen?
DOMRADIO.DE-Redakteur Renardo Schlegelmilch hat als Vatikankenner alle Versammlungen begleitet und sieht mehrere Knackpunkte. Zu viele Themen seien in zu kurzer Zeit angepackt worden. Die Bischöfe und Laien würden zudem zu wenig auf die Weltkirche schauen: "Wir müssen in diesen realistischen Rahmenbedingungen bleiben, was wir in Deutschland verändern können." Der Synodale Weg sei über das Ziel hinausgeschossen und ignoriere weitgehend die Einwände aus dem Vatikan.
DOMRADIO.DE-Redakteur Mathias Peter, Diplom-Theologe und aus dem reformfreudigen Bistum Limburg stammend, hält die Rede vom deutschen Sonderweg für übertrieben: "Die Fragen sind doch überall die gleichen, und das ist der Trend weltweit, dass es immer weniger akzeptiert wird, dass man gewisse Gruppen diskriminiert."
Reformen mit oder gegen den Vatikan?
Schlegelmilch glaubt nicht, dass es klug ist, kirchliche Reformen gegen den Vatikan anzugehen: "Alles immer nur auf Konfrontation fahren: So kann die Kirche nicht reformiert und nicht gearbeitet werden!" Dem widerspricht Mathias Peter und sagt, dass viele Ideen wie die Religionsfreiheit erst vom Vatikan abgelehnt und später dann doch angenommen worden seien. "Man sollte schon eine Vision für die Kirche haben und dann schauen, was sich ändern sollte."
Deutscher Eifer und römische Stoppschilder
Doch wann kommt es zu Reformen? Schlegelmilch mahnt Geduld an, beim Thema Frauen und Ämter habe der Papst jetzt wenigstens den Akolythendienst für Laien und damit auch für Frauen als Regelfall erlaubt, man müsse beim Vatikan in größeren zeitlichen Zusammenhängen denken.
Widerspruch kommt prompt vom DOMRADIO.DE-Kollegen. Peter glaubt, dass die Zeit drängt: "Viele Themen werden doch schon seit Jahrzehnten diskutiert, es braucht irgendwann eine Entscheidung - man muss sich die kirchliche Erosion in Europa anschauen, ich bin mir nicht sicher, ob wir in 50 Jahren als Christen noch in erheblicher Zahl da sind, wenn wir so weitermachen."
Einer Meinung sind beide darin, dass die Katholische Kirche Reformen braucht - doch ob der Synodale Weg hierfür das richtige Mittel ist, darüber herrscht auch nach der Diskussion keine Einigung.