Eine Einschätzung zum Verzicht von Kardinal Marx auf den DBK-Vorsitz

"Ein Zeichen der Kollegialität"

Den Synodalen Prozess hat er im Januar noch gemeinsam mit den Laien auf den Weg gebracht: Nun will er nicht weiter Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz bleiben: Reinhard Kardinal Marx. Eine erste Einschätzung von DOMRADIO.DE-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen. 

Kardinal Reinhard Marx / © Lino Mirgeler (dpa)
Kardinal Reinhard Marx / © Lino Mirgeler ( dpa )

DOMRADIO.DE: Kardinal Marx tritt nicht erneut für die Wahl des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz an. Ist das eine überraschende Nachricht?

Ingo Brüggenjürgen (Chefredakteur DOMRADIO.DE): In der Tat eine Überraschung. Ich glaube, da hat die katholische Welt nicht mit gerechnet. Jedenfalls diejenigen, die jetzt alle noch beim Synodalen Weg zusammen waren in Frankfurt, die zusammengesessen haben, in Hintergrundgesprächen mit Journalisten und überall im Saal und im Frankfurter Dom. Auch für mich ist diese Meldung brandneu.

DOMRADIO.DE: Gibt es schon Informationen über die Hintergründe?

Brüggenjürgen: In dem Schreiben, das Kardinal Marx an seine lieben Mitbrüder im Amt gerichtet hat, geht er auf die Gründe ein. Der Zeitpunkt ist gut gewählt im Vorfeld der Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz in Mainz Anfang März. Turnusgemäß steht da die Wahl des Vorsitzenden ganz normal wieder auf dem Programm. Bis dato sind wirklich alle davon ausgegangen, dass Kardinal Marx sich auf eine weitere Amtszeit einlässt. Er hat jetzt gesagt, er habe das schon länger für sich überlegt. Schon seit einiger Zeit stehe für ihn fest, dass er nicht mehr zur Verfügung stehen will.

Das teilt er seinen Mitbrüder im Amt mit und sagt auch, das Alter habe da eine Rolle gespielt. Am Ende einer möglichen zweiten Amtszeit wäre er 72 Jahre alt. Eigentlich ist das für einen Vorsitz der Bischofskonferenz jedoch kein Alter. Wir wissen aus der Geschichte, dass das eigentlich immer sehr große, lange Strecken waren.

Wir erinnern uns an Kardinal Lehmann oder davor noch an den Wechsel der Vorsitzenden zwischen Köln und München. Da waren die Bischöfe doch stets sehr lange im Amt und auch Vorsitzende der Bischofskonferenz. Vielleicht ist das jetzt aber auch ein Signal, dass Kardinal Marx im Zuge der ganzen Diskussionen um die Macht, die ja jetzt auch beim Synodalen Weg noch einmal auf dem Prüfstand ist, an die deutsche Kirche senden möchte: "Ich setze selber ein Zeichen. Das kann auch auf andere Schultern gelegt werden. Ich muss das nicht alles alleine tragen."

Insofern wäre das in meinen Augen ein Zeichen der Kollegialität an die Bischöfe und im Blick auf die Zukunft ein gutes Signal.

DOMRADIO.DE: Wie ist denn das weitere Prozedere? Was passiert als nächstes?

Brüggenjürgen: Jetzt wird natürlich diskutiert, ganz ähnlich wie in der CDU. Das Rennen ist wieder ganz offen. Bis dato galt Marx einfach als gesetzt. Da hat sich eigentlich gar keiner Gedanken darüber gemacht, ob es andere Kandidaten gibt. Nach diesem klaren Verzicht wird jetzt im Hintergrund schon der eine oder andere überlegen, wie das denn jetzt weitergeht. Und das wird jetzt spannend.

Information: Weitere Einschätzungen zur aktuellen Entwicklung an der Spitze der Deutschen Bischofskonferenz in Kürze auf DOMRADIO.DE


Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen / © Edgar Schoepal (DR)
Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen / © Edgar Schoepal ( DR )
Quelle:
DR