DOMRADIO.DE: Wie funktioniert die Zeitumstellung bei der Kölner Domuhr?
Guido Assmann (Kölner Dompropst): Wir haben eine historische Uhr im Kölner Dom, die vor einigen Jahren sehr, sehr aufwendig restauriert worden ist. Heute sind wir sehr froh darüber, dass man diese alte Uhr nicht irgendwann abgebaut hat und durch eine digitale ersetzt hat, wie das in vielen Kirchen gemacht worden ist. Solch historische Uhren gibt es nur noch ganz selten an solchen großen Gebäuden. Natürlich bedeutet das auch, dass sie aufwendiger ist: Sie muss gepflegt werden und muss jede Woche aufgezogen werden.
Wir haben einen Uhrmacher, Christian Schnurbus, der diese Restaurierung vor einigen Jahren vorgenommen hat und ein bis zweimal in der Woche auf den Dom hochsteigt und die Gewichte wieder aufzieht. Das ist ähnlich wie bei einer alten Pendeluhr, die vielleicht manche noch kennen oder der ein oder andere vielleicht noch zu Hause hat. Das Aufziehen wird ganz manuell, also per Hand, gemacht. Das wird dann auch immer genutzt, um die Uhr um einige Sekunden umzustellen. Das hängt vom Wetter ab, je nachdem, ob es kalt oder warm ist. Die Mechanik verändert sich bei Temperaturschwankungen entsprechend.
Das heißt auch, dass man bei der Zeitumstellung nicht digital auf ein Knöpfchen drücken kann und damit wird in der Nacht die Uhr entsprechend vorgestellt - oder im Herbst eine Stunde zurückgestellt. Sie kann auch nicht digital angehalten werden, sondern da steigt dann wirklich jemand hoch und macht das dann auch in dieser Nacht.
DOMRADIO.DE: Also wird das Pendel mit der Hand angehalten und bekommt dann wieder einen Schubs?
Assmann: So kann man sich das vorstellen. Ich hab mir das einmal zeigen lassen. Ich könnte es nicht - dafür muss man schon ein Fachmann sein. Aber ich habe aus der Erzählung dieses Uhrmachers in Erinnerung, wie begeistert er von dieser Uhr erzählt. Ich glaube, da lässt er auch keinen anderen dran, das möchte er schon selber machen. Es ist eine ehrenvolle Aufgabe.
In den alten Unterlagen, die im Domblatt zusammengestellt worden sind, habe ich gelesen, dass es früher ein eigenes Amt für die Sorge um die Domuhr gab. Es war immer ein Kölner Uhrmacher, der dieses Amt innehatte. Ein bisschen so ist es auch heute.
Die Restaurierung hat viel Geld gekostet, das war aufwendig. Aber das Stellen der Uhr wird nun ehrenamtlich gemacht: mit großer Liebe und Freude zu dieser Uhr.
DOMRADIO.DE: Sollte die Sommerzeit irgendwann ein Ende hat - wird dann Trauer beim Uhrmacher herrschen?
Assmann: Ob er dann traurig wäre, weiß ich nicht. Auch so steigt er ja ein, zweimal in der Woche dort hoch und kümmert sich um die Uhr, schaut, ob alles in Ordnung ist, ob etwas nachgestellt oder justiert werden muss. Solange es diese Uhr gibt - hoffentlich noch sehr, sehr lange - jetzt immer Menschen geben, die das tun müssen. Und ich glaube, auch wenn es jemand tut mit einer Begeisterung, wie der das derzeit macht, dann werden wir auch immer jemand finden.
Das Gespräch führte Uta Vorbrodt.