Eine Landesausstellung würdigt das Weihnachtslied an neun Orten

Salzburg feiert 200 Jahre Erstaufführung von "Stille Nacht"

Noch knapp drei Monate, dann erklingt zu Heiligabend wieder "Stille Nacht". Vor 200 Jahren wurde das Lied erstmals im österreichischen Oberndorf aufgeführt. Daran erinnert nun eine große Ausstellung im Land Salzburg.

Autor/in:
Von Barbara Just
Stille Nacht / © Michael Kappeler (dpa)
Stille Nacht / © Michael Kappeler ( dpa )

Die Originalkirche im österreichischen Oberndorf Sankt Nikola steht schon lange nicht mehr. Jenes Gotteshaus, wo einst an Heiligabend 1818 zum ersten Mal "Stille Nacht" erklang, wurde 1906 abgerissen. Heute findet sich hier nahe der Salzach, wo einst die Schifferleute die Salzfässer transportierten, eine Art "Stille Nacht"-Erlebnisplatz mit Museum und anderen Attraktionen rund um das weltberühmte Weihnachtslied. Vor allem aber steht an dieser Stelle die 1924 begonnene und 1937 eingeweihte "Stille Nacht"-Kapelle. Sie ist, fotografiert mit viel Schnee rundum, eines der beliebtesten romantischen Zeitschriftencover zur Weihnachtszeit.

Die Erstaufführung des Liedes vor 200 Jahren ist für das Land Salzburg nun eine Herausforderung zu zeigen, dass zur Geschichte dieser Gegend als Kulturgut neben Wolfgang Amadeus Mozart und den Festspielen noch mehr gehört. Unter dem Titel 2200 Jahre Stille Nacht! Heilige Nacht!" findet vom 29. September bis 3. Februar eine große dezentrale Landesausstellung statt. Neben den Museen in Oberndorf und Salzburg sind auch jene in Hallein, Hochburg-Ach in Oberösterreich, Arnsdorf, Mariapfarr, Hintersee, Wagrain und Fügen im Zillertal (Tirol) beteiligt.

Keine Dauerbeschallung

Wer Angst hat, dass nun fünf Monate lang dort nichts anderes mehr gespielt wird als rund um die Uhr "Stille Nacht", den können die Verantwortlichen beruhigen. Bei der Präsentation am Dienstag in Oberndorf betonte der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP): "Wir haben hohen Respekt vor der Privatheit des Liedes für jeden Einzelnen." Tatsächlich soll es in den beteiligten Museen nur am 24. Dezember zu hören sein. Viel wichtiger sei letztlich die Friedensbotschaft, die mit dem Titel verbunden sei. Und so sind insgesamt rund 600 weitere Veranstaltungen geplant, die sich dem Lied in seiner Vielfalt annehmen sollen.

Der Text für den Weihnachtshit stammt aus der Feder des Pfarrers Joseph Mohr (1792-1848). Gern griff dieser zur Gitarre und gab Gstanzl, lustige Spottgesänge, zum Besten. Bereits 1816 hatte er in Mariapfarr jene sechs Strophen niedergeschrieben, die sich später auf die heute bekannten drei konzentrieren sollten. Für die Christmette in Oberndorf, wohin er inzwischen versetzt worden war, holte der Geistliche diese wieder heraus. Er gab sie seinem Freund, dem Lehrer und Organisten Franz Xaver Gruber (1787-1863), mit der Bitte, eine Melodie dazu zu komponieren.

Das erste Mal mit Gitarrenbegleitung

Nach dem Hochamt erklang dann an der Krippe mit Gitarrenbegleitung "Stille Nacht". Gruber sang Bass, Mohr Tenor. "Das Lied hat gefallen", hieß es später. Dass angeblich die Orgel ausgefallen war, gar eine Maus den Blasebalg zernagt hatte - mit all diesen Mythen räumt Thomas Hochradner in dem neu erschienen Sachbuch "Stille Nacht" auf. Sie alle seien im Laufe der Zeit dazugedichtet worden. Allem Anschein nach sei das vorhandene Instrument spielbar gewesen. Zeitgenössische Dokumente berichteten nur, dass der Klang den Kirchenraum nicht zu füllen vermochte.

Warum aber dieses Lied, das letztlich Zillertaler Sänger in die Welt hinaustrugen, sich so ins Ohr einschmeicheln konnte, darauf weiß auch der Fachmann keine Antwort. "Einfache musikalische Struktur, warme Dur-Tonart, beruhigende Wirkung und ein wiegender 6/8-Takt", nennt Hochradner von der Universität Mozarteum als Kennzeichen.

Vielleicht sind es ja der religiöse Moment in der Christmette und das, was jeder selbst an Erinnerungen vom Singen dieses Liedes im Familienkreis mit sich trägt, die den Titel so "unkaputtbar" machen. Jedenfalls haben nicht mal Versionen von Elvis oder den Toten Hosen seine Strahlkraft mindern können.


Quelle:
KNA