Eine theologische Betrachtung zum Dreikönigsfest

Liebe, Achtung und Mitmenschlichkeit als wahre Schätze

Gold, Weihrauch und Myrrhe - die Heiligen Drei Könige schenkten dem neugeborenen Kind das Wertvollste ihrer Zeit. Was daraus geworden ist, bleibt unklar. Klar ist aber: Bei Jesus zählen ganz andere Geschenke im Leben.

Autor/in:
Fabian Brand
Die Anbetungsszene mit den Heiligen Drei Königen auf der Stirnseite des Schreins. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Die Anbetungsszene mit den Heiligen Drei Königen auf der Stirnseite des Schreins. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

"Bares für Rares", so heißt eine Sendung, die seit vielen Jahren im Fernsehen läuft. Menschen kommen mit dem, was sie zuhause gefunden haben, was sie daheim als Kostbarkeit aufbewahren. Oftmals hoffen sie, dass sie einen lang gehüteten Schatz ihr Eigen nennen, dass sie etwas Kostbares besitzen, was tatsächlich etwas wert ist. Nicht selten werden Menschen in dieser Sendung enttäuscht: Denn was wertvoll ist, hängt oft vom Markt ab. Jemand muss das Objekt der Begierde ja auch wieder kaufen, damit die Händler nicht auf der Ware sitzenbleiben. Die Gesichter sind dann lang, wenn sich herausstellt, dass der vermeintliche Schatz ziemlich wertlos ist.

Bares und Rares haben auch die Sterndeuter aus dem Osten dabei als sie zur Krippe kommen, um dem neugeborenen König der Juden zu huldigen. Gold bringen sie mit und dazu noch die seltenen Schätze Weihrauch und Myrrhe. All das haben sie von ihrem Zuhause mitgenommen, weil sie meinen, dass es für einen König angemessen ist. Was bringt man denn auch jemandem, der im Königshaus die nachfolgende Generation darstellt? Doch wohl das, was man selbst als kostbar und wertvoll einschätzt. Das, wovon die Männer aus dem Osten glauben, dass es der größte Schatz ist, den sie besitzen, bringen sie zur Krippe und legen ihn vor dem Jesuskind nieder.

Bedeutungslose Geschenke der Sterndeuter

Ob in die Gesichter der Sterndeuter auch die Enttäuschung eingeschrieben war, erfahren wir nicht. Denn im Haus der Heiligen Familie scheinen diese Geschenke keine große Aufmerksamkeit zu erregen. Nirgendwo in den Evangelien erfahren wir davon, was die Heilige Familie mit Gold, Weihrauch und Myrrhe angestellt hat. Die wertvollen Gaben versinken wieder in Vergessenheit. Die Geschenke, die die Sterndeuter aus dem Osten als so kostbar und wertvoll eingestuft haben, bleiben für das Leben Jesu bedeutungslos.

Die Heiligen Drei Könige in der Darstellung der Krippe / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Die Heiligen Drei Könige in der Darstellung der Krippe / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Wertvoll wird im Leben Jesu hingegen etwas ganz anderes: die Hinwendung zu den Menschen, die Liebe, die ihn immer wieder an die Ränder der Gesellschaft führt. Das Rare ist in den Augen Jesu diese Liebe, die wir jedem Menschen, der uns begegnet, erweisen müssen. Sie ist rar geworden, auch in unserer Gesellschaft, ebenso wie gegenseitige Achtung und die Mitmenschlichkeit.

Gott an unserer Seite

Das sind Werte, die für Jesus wirklich bedeutungsvoll sind. Von ihnen hören wir im Evangelium immer wieder: Jesus geht auf die Menschen zu, er nimmt sie an, so, wie sie sind. Er begleitet sie in ihrem Leben und zeigt ihnen so, dass er wirklich der Immanuel ist: der Gott, der an unserer Seite ist. Der menschgewordene Gott, der uns in allem immer wieder seine unendliche Liebe zeigen will.

Diese Liebe Gottes zu uns Menschen ist mehr wert als Gold, Weihrauch und Myrrhe zusammen. Diese Liebe ist auch weitaus kostbarer als die prächtigen Gewänder, die wir den sogenannten Heiligen Drei Königen gerne anziehen. Prächtig werden sie in vielen Krippen dargestellt - begleitet von einer Karawane aus Elefanten, Kamelen und Pferden. Aller Reichtum, den man aufbieten kann, kommt am 6. Januar zur Krippe.

Menschen stehen vor einer Jesus-Figur vor der mit Blumen geschmückten Kathedrale Saint Mary's in Rangun  / © David Maung (KNA)
Menschen stehen vor einer Jesus-Figur vor der mit Blumen geschmückten Kathedrale Saint Mary's in Rangun / © David Maung ( KNA )

Und doch ist die Erkenntnis beim Blick in das Angesicht des Jesuskindes ernüchternd: Gott lacht uns in einem Menschenkind an, er kommt als Mensch in unsere Mitte. Verletzlich und wehrlos liegt er in der Krippe, schutzlos und ausgeliefert, wie alle Menschenkinder. Der größte Reichtum wirkt bedeutungslos, wenn wir Gottes Antlitz anschauen, wenn wir sehen, dass er gekommen ist, um uns zu erlösen.

Fürstliche Entlohnung

"Bares für Rares" gibt es im Glauben nicht. Und doch wird der Mensch, der liebt, fürstlich entlohnt. Denn das hat uns Jesus zugesagt: dass jeder, der die Menschen annimmt und ihnen mit Liebe begegnet, selbst zu einem König wird. Dass wir selber zu königlichen Menschen werden, weil wir Anteil erhalten an Gottes Reich, das im Jesuskind schon in unsere Welt gekommen ist. Gold, Weihrauch und Myrrhe sind wertlos, im Vergleich mit jener Liebe, die Gott uns in Jesus Christus schenkt. Mit jener Liebe, die wir weitergeben sollen, weil es das Kostbarste ist, was wir Menschen uns gegenseitig schenken können.

Heilige Drei Könige

Vieles an der Geschichte der Heiligen Drei Könige liegt im Dunkeln. Köln wurde Dank ihrer Gebeine zu einem der größten Wallfahrtsorte.

Screenshot: Heilige Drei Könige / © afp (AFP)
Screenshot: Heilige Drei Könige / © afp ( AFP )
Quelle:
KNA