Einfluss der Kirche in der Demokratischen Republik Kongo

"Ein Episkopat, der frei von Angst ist"

Das zweitgrößte Land Afrikas ist ein Vielvölkerstaat mit mehr als 200 Ethnien. Religion ist im Alltag der Kongolesen allgegenwärtig; die katholische Kirche hat bedeutenden politischen und gesellschaftlichen Einfluss.

Autor/in:
Von Andreas Gutenbrunner
Katholischer Gottesdienst im Kongo / © Harald Oppitz (KNA)
Katholischer Gottesdienst im Kongo / © Harald Oppitz ( KNA )

Die Demokratische Republik Kongo ist nach Algerien der zweitgrößte Flächenstaat Afrikas und das Land mit den meisten Katholiken auf dem Kontinent. Auf einem Gebiet, das etwa einem Viertel der Größe der USA entspricht, leben Schätzungen zufolge mehr als 100 Millionen Menschen, darunter bis zu 45 Millionen Katholiken. Das Land im Zentrum Afrikas, das 1960 seine Unabhängigkeit von Belgien erlangte und von 1971 bis 1997 Zaire hieß, ist ein Vielvölkerstaat mit mehr als 200 Ethnien.

Jahrzehnte der Gewalt

Vor allem im rohstoffreichen Osten des Kongo kämpfen seit vielen Jahren diverse Rebellengruppen um die Vorherrschaft. Konflikte in den Nachbarstaaten tragen ebenfalls zu einer politisch instabilen Lage bei. Hinzu kommt eine meist schwache Zentralregierung in Kinshasa. Jahrelang wurde das Land unter Diktator Joseph-Desire Mobutu ausgeplündert. 1997 folgte auf Mobutu der ehemalige Rebellenführer Laurent-Desire Kabila; nach dessen Ermordung gelangte 2001 sein Sohn Joseph Kabila an die Macht. Seit Anfang 2019 amtiert Felix Tshisekedi (58).

Ausbeutung und vielfach brutale Menschenrechtsverletzungen durch die belgischen Kolonialherren sowie der seinerzeit überstürzte Übergang des Kongo in die staatliche Unabhängigkeit sind weitere Gründe, warum das Land immer wieder von Krisen und Gewalt erschüttert wird. Schon seit 1999 versuchen die Vereinten Nationen, mit ihrer UN-Mission Monusco den Demokratisierungs- und Friedensprozess im Kongo voranzubringen.

Starke katholische Kirche

Religion ist im Alltag der Kongolesen allgegenwärtig. Schätzungen zufolge gehören rund 40 bis 45 Prozent der Bevölkerung der katholischen Kirche an, rund ein Drittel sind Protestanten und Pfingstler, 9 Prozent Muslime. Die katholische Ortskirche gliedert sich in 6 Erzdiözesen (Kinshasa, Bukavu, Kananga, Kisangani, Lubumbashi, Mbandaka-Bikoro) und 42 Diözesen und gilt als wichtige Mittlerin im Land. Sechs Millionen Schülerinnen und Schüler besuchen katholisch geführte Schulen. Rund 40 Prozent der Gesundheitseinrichtungen des Landes stehen in kirchlicher Trägerschaft. Das verleiht der Ortskirche nicht nur soziale Legitimität, sondern auch politisches Gewicht.

Dieser bedeutende politische und gesellschaftliche Einfluss stammt auch aus der Zeit der Unabhängigkeit des Landes. "Es ist eine Tradition bei uns, dass der Episkopat ein Bewusstsein für seine prophetische Mission hat, indem er ermutigt oder anprangert, was getan werden muss", erklärte Bischofskonferenz-Generalsekretär Donatien Nshole dem Nachrichtenportal "La Croix Africa". "Wir hatten ziemlich mutige Hirten, die unter Einsatz ihres eigenen Lebens nicht gezögert haben, gefürchtete und mächtige Personen anzuprangern. Das ist in der Tat ein Episkopat, der frei von Angst ist."

Kirche prangert Ungerechtigkeiten an

So zögerte etwa Kardinal Joseph-Albert Malula (1917-1989) während der Mobutu-Diktatur nicht, als Erzbischof von Kinshasa Ungerechtigkeiten anzuprangern. Als sich der Konflikt 1972 zuspitzte, ging Malula für mehrere Monate ins Exil nach Rom. Auch seine Nachfolger in Kinshasa, die Kardinäle Frederic Etsou Nzabi Bamungwabi (1930-2007) und Laurent Monsengwo Pasinya (1939-2021), gerieten immer wieder mit den Machthabern aneinander.

Kardinal Fridolin Ambongo Besungu, Erzbischof von Kinshasa (Kongo) / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Fridolin Ambongo Besungu, Erzbischof von Kinshasa (Kongo) / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Amtierender Erzbischof von Kinshasa ist seit 2018 Kardinal Fridolin Ambongo (63). Der Kapuziner gilt als engagierter Seelsorger mit einer hohen Sensibilität für Menschenrechte. Ambongo war auch einer der Väter des sogenannten Silvesterabkommens von 2016, das am Ende der Kabila-Jahre einen friedlichen Übergang der Macht im Land einläuten sollte. Im selben Jahr sagte er vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag über die Aktivitäten lokaler Warlords aus.

Demokratische Republik Kongo

Die Demokratische Republik Kongo ist nach Algerien der zweitgrößte Flächenstaat Afrikas und fast siebenmal so groß wie Deutschland. Auf einem Gebiet, das etwa einem Viertel der Größe der USA entspricht, leben rund 90 Millionen Menschen. Der Kongo ist ein Vielvölkerstaat mit mehr als 200 Ethnien. Das Land im Zentrum Afrikas, das von 1971 bis 1997 Zaire hieß, hat gemeinsame Grenzen mit Kongo-Brazzaville, der Zentralafrikanischen Republik, dem Südsudan, Uganda, Ruanda, Burundi, Tansania, Sambia und Angola.

Eine Hütte an einem Hang in Burhale im Kongo ist von Bäumen und Stauden umgeben / © Harald Oppitz (KNA)
Eine Hütte an einem Hang in Burhale im Kongo ist von Bäumen und Stauden umgeben / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA