Der Kalender liefert eine Steilvorlage: In diesem Jahr feiern die Kirchen den 1.700. Jahrestag des Konzils von Nizäa - und damit auch die Festlegung des für die Christen so wichtigen Ostertermins im Jahreskreis. Zugleich fallen 2025 die Ostertermine der westlichen - katholischen und protestantischen - Kirchen und der orthodoxen Kirchen auf denselben Termin, den 20. April.
Anlass genug also, um ein uraltes Kalenderproblems zu lösen: einen gemeinsamen Ostertermin aller christlichen Kirchen.

Doch die Kirchen haben die Steilvorlage nicht genutzt: Bereits 2022 hatte der orthodoxe Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel mit Blick auf das Jubiläum des Konzils erklärt, die Zeit sei reif für ein gemeinsames Datum zur Feier der Auferstehung Christi. Im September 2024 hatte sich Papst Franziskus mit Nachdruck für einen gemeinsamen Ostertermin aller christlichen Kirchen ausgesprochen. Das wäre ein wichtiges Zeichen der Einheit, sagte er.
Konflikt in orthodoxen Kirchen
Seit Jahrhunderten ist der Ostertermin ein Zankapfel in der Christenheit. Alle Päpste seit Paul VI. (1963-1978) haben deshalb ihre Bereitschaft bekundet, die bisherige katholische Praxis zugunsten eines gemeinsamen Ostertermins aufzugeben. Auch der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) ist seit Jahrzehnten um eine Vereinheitlichung bemüht - bislang ohne Erfolg.

Ein auf einer Kirchenkonferenz 1997 erarbeiteter Vorschlag verlief im Sand: wegen großer Widerstände in den orthodoxen Kirchen, die über solche Fragen in den 1920er Jahren schon einmal einen bis zur Kirchenspaltung hochkochenden Konflikt erlebt hatten. Seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine dürfte es zudem ausgeschlossen sein, dass die den Krieg unterstützende russisch-orthodoxe Kirche an einem ökumenischen Signal interessiert sein könnte.
Dass der Ostertermin - anders als der Weihnachtstermin - so sprunghaft durch den Kalender wandert, hat mit dem jüdischen Passahfest und seiner Abhängigkeit vom Mondkalender zu tun. Das Passahfest wird alljährlich am 14. Nissan, am Tag des ersten Frühjahrsvollmonds, gefeiert - unabhängig davon, um welchen Wochentag es sich dabei handelt. Da Jesus laut Bibel unmittelbar vor dem Passah-Fest gekreuzigt wurde, orientierten sich auch die ersten Christen an diesem Datum. Allerdings legten sie Wert darauf, dass das Fest immer an einem Sonntag gefeiert wird.
Frühlingsvollmond als Richtschnur
Seit dem Konzil von Nizäa im Jahr 325 galt die Faustregel: Ostern wird in den christlichen Kirchen immer am ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond gefeiert. Als Frühlingsbeginn gilt dabei der 21. März; frühester Ostertermin ist deshalb der 22. März, spätester der 25. April. Es sind also insgesamt 35 verschiedene Ostertermine möglich.

Das Problem dabei: Seit dem 16. Jahrhundert folgen östliche und westliche Kirchen unterschiedlichen Kalendern. Die russisch orthodoxe und einige andere orthodoxe Kirchen richten sich nach dem auf Julius Caesar zurückgehenden Julianischen Kalender. Katholische und evangelische Kirche folgen dem 1582 von Papst Gregor XIII. reformierten Gregorianischen Kalender.
Der Papst hatte die unpräzise Schalttagsregel des alten Kalenders verbessert. Ziel war es, ein weiteres Auseinanderdriften von Kalender- und Sonnenjahr zu verhindern und beide besser zu synchronisieren. Die Ostertermine von westlichen und östlichen Kirchen können deshalb bis zu fünf Wochen auseinanderfallen.
Gemeinsame Ostern gab und gibt es in den rund 1.500 Jahren zwischen 1583 und dem Jahr 3000 genau 271 Mal, wie Astronomen ausgerechnet haben - davon im 20. Jahrhundert 26 Mal, im 21. Jahrhundert 31 Mal. Für viele Christen ist ein solcher kalendarischer Zufall deshalb von hoher Symbolik.
Veränderte Zeitrhythmen
Doch Kalender-Korrekturen waren in der Geschichte immer nur schwer durchsetzbar, weil Menschen dafür ihre Gewohnheiten ändern und sich an neue Zeitrhythmen gewöhnen müssen. Das beweisen die Volksaufstände und Unruhen, die der Kalenderreform von Gregor XIII. im 16. Jahrhundert folgten.
Zunächst verfluchten auch die Protestanten Gregors Reform als "trojanisches Pferd", das die evangelischen Kirchen unter päpstliche Knechtschaft zwingen solle. Erst im 18. Jahrhundert setzte sich bei ihnen der bis heute gültige Gregorianische Kalender durch.