Mexikos Präsident Andres Manuel Lopez Obrador persönlich bestätigte vor wenigen Tagen die Vermutungen.
Bei einer kürzlich aufgefundenen Leiche handelt es sich um Jose Noriel Portillo Gil alias "El Chueco": jenen Bandenführer und Auftragsmörder, der mutmaßlich für die Ermordung der beiden Jesuitenpater Joaquin Cesar Mora Salazar und Javier Campos Morales am 20. Juni 2022 verantwortlich war.
Die Geistlichen wurden im Norden Mexikos getötet, als sie versuchten, einem Mann, der vor Bewaffneten floh, Schutz in ihrer Kirche anzubieten.
Debatte über Kriminalität im Land
Die beiden Jesuiten hatten sich seit Jahren für die Menschenrechte eingesetzt, insbesondere die der indigenen Bevölkerung. Alle drei überlebten die Schießerei nicht; der Mörder konnte fliehen. Die Tat sorgte über die Grenzen Mexikos hinaus für Entsetzen und löste eine neue Debatte über Kriminalität und die Sicherheitslage im Land aus.
Nun ist "El Chueco" selbst tot. Um seine Leiche herum wurden in der Stadt Choix in der Provinz Sinaloa 16 Patronen gezählt, wie die Generalstaatsanwaltschaft des Bundesstaates Chihuahua mitteilte.
Portillo Gil alias "El Chueco" soll zugleich Anführer der kriminellen Bande "Gente Nueva" gewesen sein, einem bewaffneten Flügel des Drogenkartells Sinaloa. Diese ranghohe Position ermöglichte ihm offenbar ein Luxusleben in einem großen Haus im Dorf Bahuichivo; mexikanische Medien veröffentlichen Bilder des Anwesens. Dass "El Chueco" erschossen wurde, deutet darauf hin, dass er nach dem Jesuitenmord für das Kartell zu einer zu großen Belastung geworden war - und deshalb aus dem Weg geräumt wurde.
Blamage für Ermittlungsbehörde
Damit ist auch eine lange, pannenreiche Suche nach dem Mörder zu Ende, die in Mexiko die Emotionen hochkochen ließ. Zwischenzeitlich soll "El Chueco" auf Partys gesehen worden sein, und lokalen Medien zufolge habe er potenziellen Augenzeugen gedroht. Für die Ermittlungsbehörde war das eine Blamage.
Deshalb ist die Debatte über den Fall noch nicht zu Ende. In einer ersten Reaktion beklagten die mexikanischen Jesuiten das Fehlen eines rechtsstaatlichen Verfahrens. Die Umstände müssten vollständig aufgeklärt werden. Wahrscheinlicher ist aber, dass angesichts der alltäglichen Gewalt in Mexiko der Fall der beiden ermordeten Jesuiten zu den Akten gelegt wird; wie viele tausend andere Fälle auch.
Der Orden bekräftigte auch seine Forderung nach vollständiger Einhaltung der erst kürzlich von der Interamerikanischen Menschenrechtskommission CIDH angeordneten Vorsichtsmaßnahmen, um die Sicherheitslage in der Region zu verbessern.
Streit zwischen Kirche und Regierung
Zugleich kündigten die Jesuiten an, weiter für die Armen und die unter Gewalt leidende Bevölkerung Partei zu ergreifen: "Wir Jesuiten haben nie geschwiegen und werden auch nicht schweigen angesichts von Gewalt und Entmenschlichung. Wir werden uns weiter in den Tarahumara und in anderen Regionen Mexikos für Frieden, Gerechtigkeit, Menschenrechte und den Wiederaufbau des sozialen Gefüges einsetzen."
Darüber hinaus ist zwischen der Kirche und der mexikanischen Regierung ein heftiger Streit über die Sicherheitslage entbrannt.
Fast täglich melden sich Kirchenvertreter zu Wort und fordern mehr Engagement. So etwa Kardinal Felipe Arizmendi Esquivel: Während in hohen Kreisen behauptet werde, "dass es unserem Land sehr gut gehe, fliehen tatsächlich viele Menschen und Familien, weil sie hier keine Sicherheit finden", sagte der Altbischof von San Cristobal de las Casas.