Kurz vor einer Beratung des 2017 von rund 800.000 Menschen unterschriebenen Gesetzentwurfs im Parlament erklärte die Bischofskonferenz am Mittwoch, sie unterstütze alle Initiativen zum "Schutz des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod".
Ihr Sprecher Pawel Rytel-Andrianik ermutigte alle Gläubigen, dafür zu beten, dass sogenannte eugenische Abtreibungen gestoppt werden, also jene von Föten mit Fehlbildungen oder schweren Krankheiten. Gegen die Volksinitiative hatten am Dienstag in Warschau und anderen polnischen Großstädten Frauen protestiert. Sie fuhren mit Autos durch Innenstädte und zeigten Plakate. Sie wählten diese Protestform, weil Demonstrationen wegen der Corona-Pandemie zur Zeit nicht erlaubt sind.
Etwa 1.000 legale Schwangerschaftsabbrüche jährlich
In Polen wurden zuletzt laut offiziellen Angaben jährlich rund 1.000 legale Schwangerschaftsabbrüche registriert. In fast allen Fällen stellten Ärzte demnach eine schwere Krankheit des Fötus fest. In den übrigen Fällen, die weniger als zehn Prozent ausmachen, wurden als Grund für eine Abtreibung der Schutz des Lebens der Mutter oder eine Vergewaltigung angeführt.
Polen hat eines der strengsten Abtreibungsgesetze in Europa. Schwangerschaftsabbrüche sind nur erlaubt, wenn die Gesundheit der Frau gefährdet ist, sie vergewaltigt wurde oder der Fötus missgebildet ist. Die Initiative "Stop Abtreibung" hatte dem Unterhaus (Sejm) 2017 nach eigenen Angaben 830.000 Unterschriften für eine Ausweitung des bestehenden Verbots von Schwangerschaftsabbrüchen auf missgebildete Föten überreicht.
Die rechtskonservative Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) machte den Abtreibungsgegnern zunächst Hoffnungen auf eine Gesetzesverschärfung, ruderte dann aber angesichts einer Protestwelle von Frauenrechtlerinnen zurück. Sie hatte den Gesetzentwurf im Januar 2018 an Parlamentsausschüsse überwiesen, lehnte dann aber eine weitere Beratung ab. Das Plenum des im Herbst 2019 neugewählten Sejm muss sich nun erneut in erster Lesung damit befassen.