EKD-Militärbischof für schrittweise Annäherung an Wehrpflicht

"Den zukünftigen Aufgaben gerecht werden"

Der evangelische Militärbischof Bernhard Felmberg ist gegen eine Wiedereinführung der Wehrpflicht. Er unterstützt den Vorschlag, eine Wehrerfassung für alle jungen Männer einzuführen mit einer freiwilligen Variante für junge Frauen.

Bundeswehrsoldaten / © Daniel Bockwoldt (dpa)

Diesen Vorschlag hatte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius von der SPD ins Spiel gebracht. "Das könnte auf eine Art kontingentierte Wehrpflicht hinauslaufen", sagte Felmberg dem Evangelischen Pressedienst. Eine "schrittweise Annäherung" halte er aber für richtig. "Wir müssen doch vorher schauen, wie viele Soldatinnen und Soldaten die Bundeswehr überhaupt ausbilden kann", sagte der Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der von Mittwoch an mit den evangelischen Militärpfarrerinnen und -pfarrern in Nürnberg zur Gesamtkonferenz der Militärgeistlichen zusammenkommt.

Bernhard Felmberg, evangelischer Militärbischof   / © Christian Ditsch (epd)

Dass für die Personalgewinnung bei der Bundeswehr etwas getan werden muss, stellt Felmberg nicht in Frage. "Die Bundeswehr wird kleiner und älter - und das sind keine guten Kennzahlen für die Zukunft einer Armee", sagte er. Die deutschen Streitkräfte müssten sich die Frage stellen, wie sie an die jungen Leute herankommen. "Allein das Steigern der Attraktivität wird aber nicht reichen", sagte er.

Bessere Ausstattung der Bundeswehr

Felmberg äußerte auch die Überzeugung, dass die Menschen in Deutschland die Notwendigkeit sehen würden, "dass die Bundeswehr personell und materiell gut aufgestellt sein muss, um den zukünftigen Aufgaben gerecht werden zu können". Spätestens seit der Invasion Russlands in die Ukraine stelle sich die gesellschaftliche Situation anders dar, sagte er. Soldatinnen und Soldaten erführen anders als früher Dank.

Nach seinen Angaben steigt angesichts der Aufgaben der Bundeswehr auch die Nachfrage nach Militärseelsorge. "Das heißt, dass wir mehr Personal brauchen", sagte er. Aktuell gibt es Felmberg zufolge 104 evangelische Militärgeistliche. «Wir müssen das Netz verdichten, weil wir momentan nicht in der Lage sind, all das nachzuhalten, was von uns gefordert wird», sagte der Theologe: "Wir wollen in einem Katastrophenfall in der Lage sein, als Kirche den Menschen beizustehen, die uns brauchen."

Im Katastrophenfall den Menschen beistehen

Er sei darüber im Gespräch mit der katholischen und jüdischen Militärseelsorge sowie anderen Sonderseelsorgen wie der Notfallseelsorge, weil die Militärseelsorge allein das nicht leisten könne. Es sei für manche in der Kirche eine Zumutung, über Seelsorge für den Fall eines militärischen Angriffs nachzudenken, sagte Felmberg. "Für sie ist das, als würde man den Krieg herbeireden", erklärte er und widersprach gleichzeitig: "Mit der Militärseelsorge reden wir nicht dem Krieg das Wort."

Militärseelsorge

Nach dem Soldatengesetz hat jeder Soldat und jede Soldatin Anspruch auf Seelsorge und ungestörte Religionsausübung.

Bislang leisten in der Bundeswehr die evangelische und die katholische Kirche sowie die jüdische Gemeinschaft eine vertraglich vereinbarte Militärseelsorge für die Soldaten und deren Angehörige.

Soldaten der Bundeswehr / © Daniel Reinhardt (dpa)