Für die Tageszeitung "Jornada" war er einer der angesehensten Vertreter der Befreiungstheologie in Mexiko. Die Tageszeitung "El Universal" schrieb: "Der Bischof der Armen aus Oaxaca ist gestorben."
Nicht nur Mexikos Kirche trauert um Alt-Bischof Arturo Lona Reyes aus der Diözese Tehuantepec, der laut örtlichen Medienberichten am Samstag an den Folgen einer Covid-19-Infektion gestorben war. Auch Staatspräsident Andres Manuel Lopez Obrador reihte sich in die Reihe derjenigen ein, die das Leben und das Wirken von Lona Reyes herausstellten.
Der "Bischhof der Armen"
Er betrauere sehr den Tod des wegen seiner beispielhaften Arbeit für die Verwundbarsten "Bischof der Armen" genannten Bischofs, twitterte Lopez Obrador und versah seine Nachricht mit einem Foto von einem gemeinsamen Treffen, das am 26. Februar im Nationalpalast stattfand.
Am Wochenende verbreitete sich die Nachricht vom Tod des populären, aber nicht populistischen Bischofs über die Landesgrenzen hinaus. Auch in Argentinien, dem Heimatland von Papst Franziskus, wurde die traurige Nachricht beachtet.
Einsatz für indigene Völker
Lona Reyes wurde ab 1. November 1925 im Bundesstaat Aguascalientes geboren. Seine Arbeit als Priester und Bischof galt ganz den Armen, den Vergessenen und Unterdrückten der Gesellschaft. Er gründete zwei Kooperativen für die Produktion organischen Kaffees, eine für Sesam.
Landesweit bekannt wurde er für seinen Einsatz für die Rechte der indigenen Bevölkerung Mexikos. Er gründete das Menschenrechtszentrum Tepeyac in Tehuantepec, und 1972 stand er der Bischöflichen Indigenen-Kommission vor.
Elf Attentatsversuche überlebt
Der Bischof setzte sich gegen umstrittene Großprojekte im Bergbau und der Windkraft auf indigenen Territorien ein, engagierte sich für die Indigene Universität. Doch wer sich so sehr für die sozialen und territoritalen Rechte der Armen einsetzt, der hat schon naturgemäß mächtige Feinde in den Chefetagen der Bergbau- und Energiekonzerne.
Der Geistliche habe wegen seines Einsatzes für die Rechte der indigenen Bevölkerung zu Lebzeiten allein elf Attentatsversuche überlebt, berichteten das Portal "NTR" sowie weitere örtliche Medien. Auch das stärkte den Mythos und den Bekanntheitsgrad Lona Reyes.
Mit Menschenrechtspreis ausgezeichnet
2008 wurde er wegen seines humanitären Engagements mit dem Nationalen Menschenrechtspreis "Don Sergio Mendez Arceo" ausgezeichnet. In der Begründung hieß es, er habe sein ganzes Leben der Verteidigung und der Förderung der Menschenrechte der Armen und der Indigenen von Huejutla, Hidalgo und Tehuantepec gewidmet.
"Er hat mit seinen Gaben und seinem Charisma eine Kirche in der Krise bereichert", kommentierte der katholische Priester und Menschenrechtspreisträger Alejandro Solalinde. "Ein sehr geliebter Pastor trifft jetzt Jesus, der ihn geschickt hat. Mission erfüllt."
Von Coronainfektion nicht erholt
Vor zwei Wochen war der 94-Jährige ins Krankenhaus Medica Azul in El Barrio de la Soledad im südmexikanischen Bundesstaat Oaxaca eingeliefert worden. Sieben Tage später wurde er auf die Intensivstation verlegt. Ein Test bestätigte die Covid-19-Infektion des an Diabetes leidenden Bischofs. Diesen letzten Kampf verlor Lona Reyes.
Dagegen hat sich der ebenfalls an einer Covid-19-Infektion leidende Menschenrechtsbischof Raul Vera Lopez wieder erholt. Er fühle sich gut, werde aber noch weitere Tests abwarten müssen, teilte Vera Lopez laut "El Siglo de Torreon" am Wochenende mit. Der Bischof von Saltillo muss bis Mitte November in Quarantäne bleiben.
Viele Corona-Kranke
Mexikos ist besonders von der Covid-19-Krise betroffen. Mit rund 70 Toten pro 100.000 Einwohner und rund 925.000 registrierten Infektionen liegt das Land auf Rang zehn der Tabelle der Johns-Hopkins-Universität.
Auch die katholische Kirche ist schwer getroffen. Laut Katholischem Medialen Zentrum sind bis zum 7. Oktober mehr als 90 Geistliche an den Folgen einer Covid-19-Infektion gestorben. Mindestens sechs Bischöfe haben bislang eine Covid-19-Infektion durchgemacht.