DOMRADIO.DE: Der Elisabeth-Preis ging gestern Abend an das Projekt "Zukunftsmusik - Pfandraising für musikalische Bildung von sozial benachteiligten Kindern". Was hat es damit auf sich?
Thomas Hoyer (Vorstandsvorsitzender der CaritasStiftung im Erzbistum Köln): Junge Menschen sammeln auf Musikveranstaltungen Pfandflaschen und Pfanddosen und mit dem Erlös werden benachteiligte Kinder in der musikalischen Erziehung gefördert. Und da kommt einiges zusammen. Bei Großveranstaltungen gibt es oftmals Hunderttausende Pfandflaschen und Pfanddosen. Das sind im Jahr 220 Kinder, die im Kölner Raum damit unterstützt werden. Da unterstützen auch die Caritas und beispielsweise der Sozialdienst Katholischer Männer.
DOMRADIO.DE: Nur noch mal zur Erinnerung: 25 Cent gibt es pro Flasche oder Dose.
Hoyer: Da muss also sehr viel gesammelt werden.
DOMRADIO.DE: Der erste Preis in der Sonderkategorie "Jung + engagiert" ging an das Projekt "Johannesstift meets Alt und Jung" der Alexianer in Köln. Da bewirten Schülerinnen und Schüler einer Hauptschule Bewohner und Gäste des Seniorenheims Johannesstift im Café Domblick. Was ist daran das Besondere?
Hoyer: Es geht über das hinaus, was man sonst kennt. Es werden nicht einfach Jung und Alt zusammengeführt, die Schüler betreiben ein eigenes Café, wo die Senioren hinkommen. Die Schülerinnen und Schüler lernen soziale Kompetenzen und bekommen Einblicke in die Berufswelt.
Das heißt, sie können sich schonmal orientieren, ob das vielleicht was für sie sein könnte. Vielleicht wollen sie sich dann der Pflege oder der Hilfe älterer Menschen zuwenden, oder sie wollen in die Gastronomie gehen. Das ist ein umfassendes Konzept in Zusammenarbeit mit der Clemens-August-Schule in Brühl.
DOMRADIO.DE: Es gab neben diesen beiden Preisträgern noch viele andere Nominierte und Bewerber, die alle auf ihre Weise kreative Lösungen für gesellschaftliche Probleme suchen. Wie wählen Sie die Preisträger aus?
Hoyer: Wir haben eine siebenköpfige Jury, die entscheidet darüber. Wir hatten in diesem Jahr 52 Bewerbungen. Zunächst werden die Projekte in schriftlichen Verfahren vorgestellt. Da bekommt man schon eine Einschätzung davon, ob das etwas Besonderes und förderungswürdig ist.
Ist das so nachhaltig und vorbildlich, dass es wichtig ist, das zu zeigen? Wird sowas Nachahmer finden? So tastet man sich Stück für Stück ran. Dann gibt es abschließend eine Sitzung, in der nochmal gefiltert wird, bis drei Nominierte übrig bleiben. Oft ist das sehr knapp und am liebsten würden wir alle in irgendeiner Form auszeichnen. Aber das geht leider nicht.
DOMRADIO.DE: Wir leben in einer Zeit mit zahlreichen Krisen: Kriege, Inflation, ein zunehmend raueres gesellschaftliches Klima, was sich auch am Wahlverhalten abzeichnet. Führt das dazu, dass sich weniger Menschen sozial und ehrenamtlich engagieren, weil sie mit ihren eigenen Problemen eher beschäftigt sind?
Hoyer: Wir nehmen schon wahr, dass die Probleme die Menschen belasten. Dass es deswegen weniger Engagement gibt, kann ich nicht bestätigen. Gerade wenn ich auf die Projekte gucke, die wir auch neben den Preisträgern vorgestellt haben. Es gibt immer noch ein unheimlich starkes Engagement. Auch wegen dieser Krisen.
Viele sagen, dass sie das vor allem auch wegen der Krisen machen. Weil sie Zusammenhalt in der Gesellschaft wollen, weil sie niemanden ausgrenzen wollen und nicht nur an sich selbst denken. Ich erlebe sie sogar als dankbar dafür, anderen etwas Gutes tun zu können. Ich schaue trotz allem weiter positiv in die Zukunft.
DOMRADIO.DE: Die CaritasStiftung im Erzbistum Köln feiert bald ihr 25. Jubiläum. Ist es Ihr Hauptziel, gesellschaftliches Engagement zu fördern?
Hoyer: Es ist ein Teilziel. Den Elisabeth-Preis vergeben wir ja schon von Anfang an. Vor allem wollen wir Menschen, die sich engagieren wollen, gewinnen. Als Stiftungsgemeinschaft bilden wir eine Plattform, die den Menschen dabei helfen kann, sich einzubringen. Die können zu uns kommen und uns sagen, was sie gerne machen möchten, ob sie gerne mit Kindern arbeiten würden, oder mit Menschen mit Behinderung oder in anderen Feldern und wir helfen ihnen dabei ein passendes Engagement zu finden. Das machen wir seit 25 Jahren und wir sind in der Zeit auch sehr gewachsen.
Das Interview führte Tobias Fricke.