EM-Gottesdienst in Schalker Stadion für alle Konfessionen

Beten im Fußballtrikot

Die Spannung vor der Fußball-EM erreicht langsam den Höhepunkt. Für ein friedliches Fest beten die Fans am Sonntag in der Glückauf-Kampfbahn in Schalke. Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer leitet den ökumenischen Gottesdienst.

Deutsche Fans singen die Nationalhymne / © Rene Tillmann (dpa)
Deutsche Fans singen die Nationalhymne / © Rene Tillmann ( dpa )

DOMRADIO.DE: Es gibt einen Open-Air-Gottesdienst in der Glückauf-Kampfbahn auf Schalke unter Ihrer Leitung. Mehr geht doch für Sie persönlich gar nicht, oder? 

Klaus Pfeffer / © Fabian Strauch (dpa)
Klaus Pfeffer / © Fabian Strauch ( dpa )

Klaus Pfeffer (Essener Generalvikar): Für mich persönlich ist das natürlich ein Highlight. Ich bin, seit ich denken kann, Schalke-Fan. Und die Glückauf-Kampfbahn in Gelsenkirchen-Schalke ist ein traditionsreicher Ort, da durften die Schalker noch ihre deutschen Meisterschaften feiern. Jetzt feiern wir da Gottesdienste. 

DOMRADIO.DE: Es ist ein Gottesdienst für alle, für alle Konfessionen und auch für Menschen, die mit Fortuna-Düsseldorf-Trikot kommen würden, oder? 

Pfeffer: Selbstverständlich. Wir im Ruhrgebiet werden den Düsseldorfern Trost spenden für die Niederlage, die die Bochumer ihnen in der Relegation beigebracht haben. 

Klaus Pfeffer

"Fußball ist ein Spiegel des Lebens, wo Sieg und Niederlage so nah beieinander liegen."

DOMRADIO.DE: Wofür steht für Sie die Verbindung "Gottesdienst und Fußball" am Sonntag? 

Pfeffer: Die Verbindung gibt es auf ganz unterschiedliche Weise. Zum einen sind viele traditionsreiche Fußballvereine hier im Ruhrgebiet im Umfeld von Kirchen entstanden, was viele gar nicht wissen. Das gilt für Dortmund, das gilt aber auch für den FC Schalke. Und es gab immer auch eine enge Verbindung zwischen den Vereinen und den Kirchen oder Kirchengemeinden. Das hat sich natürlich in der heutigen Zeit verändert, keine Frage. 

Glückauf-Kampfbahn Gelsenkirchen-Schalke / © Nicola Trenz (KNA)
Glückauf-Kampfbahn Gelsenkirchen-Schalke / © Nicola Trenz ( KNA )

Ich finde, Fußball hat viele Parallelen zum Religiösen. Er übt eine unglaubliche Faszination aus. Das ist ja ein Spiegel des Lebens, wo Sieg und Niederlage so nah beieinander liegen. Vor allem ist es aber etwas, was Menschen verbindet. Man kann dieses Spiel nur im Miteinander spielen. Auch wenn man im Spiel Gegnerschaft erlebt, funktioniert es nur im Miteinander und dass man sich nach dem Spiel wieder die Hände reicht.

Denn nach dem Spiel ist vor dem Spiel, wo wieder die Chance besteht, dass der Verlierer beim nächsten Mal zum Sieger werden kann. Vor allem aber ist beim Fußball das Verbindende ganz herausragend. 

Klaus Pfeffer

"Es kommen viele Erinnerungen an das Sommermärchen 2006."

DOMRADIO.DE: Diese Europameisterschaft in Deutschland soll ein großes Fest des Sports und des Friedens werden. Worauf freuen Sie sich am meisten in den vier Wochen Europameisterschaft ab dem 14. Juni? 

Pfeffer: Es kommen viele Erinnerungen an das Sommermärchen 2006 in diesen Tagen hoch. Schön war, dass da so unglaublich viele Nationen bei uns zu Gast waren und man ein Miteinander, etwas Verbindendes spürte. Nichts brauchen wir dringender, gerade jetzt in diesen krisenhaften Zeiten, als ein solches Signal. Ich hoffe, dass das auch in diesem Jahr wieder gelingt.

Ich hoffe auch sehr, dass die Europameisterschaft von irgendwelchen unschönen Szenen und Auseinandersetzungen verschont bleibt. Darum wollen wir am Sonntag auch beten und ein Signal setzen, dass wir alles tun wollen, damit es ein Fest des Friedens und der Verbundenheit wird. 

DOMRADIO.DE: Es wird noch mehr Aktionen bei Ihnen im Bistum Essen geben. Die Fußballkirche auf Schalke ist zum Beispiel zum Beten und auch zum Fußball gucken geöffnet. 

Pfeffer: Das hat schon eine lange Tradition in Schalke, dass die Sankt-Josephs-Kirche vor den Schalke-Spielen immer geöffnet war. Sie zieht immer wieder viele Menschen an. Es ist eine tolle Idee, das auch in den nächsten Wochen zu tun. 

DOMRADIO.DE: Noch mal kurz der Blick auf den Open-Air-Gottesdienst auf Schalke am Sonntag. Wer Lust und Zeit hat, kann einfach hinkommen? 

Pfeffer: Ja, einfach hinkommen. Es wird ein sehr offener Gottesdienst. Um 17 Uhr geht es los, konfessionsübergreifend. Die Veranstalter haben auch signalisiert, dass man auch in den je eigenen Fußballtrikots kommen darf. Es soll ein schönes Glaubensfest zur Fußball-EM werden. 

Das Interview führte Carsten Döpp.

Fußballgottesdienst in Gelsenkirchener Glückauf-Kampfbahn

Mit einem Gottesdienst in der Glückauf-Kampfbahn auf Schalke feiert das Bistum Essen am Sonntag den Fußball. Diese Sportart verbinde die Menschen, "so, wie es die Religionen mit ihren Gottesdiensten auch tun", erklärte das Bistum Essen am Mittwoch. Das solle mit Blick auf den Beginn der Fußball-Europameisterschaft am 14. Juni bei einem Freiluftgottesdienst gefeiert werden. Besucherinnen und Besucher seien eingeladen, im Trikot der eigenen Nationalmannschaft oder des Lieblings-Vereins zu kommen, hieß es. Gelsenkirchen ist einer der EM-Spielorte. Zwischen dem 16. und 30.

Open-Air-Gottesdienst / © SibRapid (shutterstock)
Quelle:
DR