Theologe kritisiert vorschnelles Verurteilen

"Entscheidend ist das Urteil Christi"

Der evangelische Theologe Albrecht Philipps hat davor gewarnt, etwa bei Fragen des Klimaschutzes, Menschen zu schnell zu verurteilen oder sich über sie zu erheben. Entscheidend sei letztlich sowieso Gottes Urteil, so Philipps auf einer Spendenaktion von Brot für die Welt. 

Religionen können Rassismus und Vorurteile in der Gesellschaft verstärken / © Vitalii Vodolazskyi (shutterstock)
Religionen können Rassismus und Vorurteile in der Gesellschaft verstärken / © Vitalii Vodolazskyi ( shutterstock )

"All das verhärtet und blockiert uns", sagte der Ökumene-Dezernent Albrecht Philipps der Evangelischen Kirche von Westfalen bei der westfälischen Eröffnung der 63. Aktion von "Brot für die Welt" am Sonntag in der Martinikirche in Siegen. Menschen seien schnell dabei mit sich selbst und anderen "hart ins Gericht zu gehen: bei unnötigen Autofahrten, bei Urlaubsreisen mit dem Flugzeug, beim Fleischkonsum, beim Einkauf von überflüssigen Dingen". "Wir wissen, dass dies nicht gut ist, und hadern mit uns und anderen", erklärte er.

Urteilende Haltung gegenüber Mitmenschen ablegen

Allerdings brauche es auch Urteile nach menschlichem Ermessen, erklärte der Theologe. So müsse es möglich sein, dass ein Energiekonzern oder Aktionäre, die viel Geld mit dem Verbrennen von Kohle verdient hätten, für die Schäden aufkämen, die beispielsweise Dürren oder Stürme in Simbabwe anrichteten. "Die Verursacher von Klimawandel und schweren Umweltschäden vor Gericht zu bringen, galt lange als idealistisches Ziel von Aktivisten", sagte er. "Nun wird dieses Ziel Realität."

Entscheidend sei aber nicht das Urteil, "das ich oder andere fällen, entscheidend ist das Urteil Christi", erklärte Philipps. "Ihm sind wir verantwortlich. Das macht mich frei, gegenüber zu hohen Erwartungen an mich selbst und dass ich mit mir hart ins Gericht gehe." Sich bewusst zu machen, "dass nicht wir es sind, die sich ein endgültiges Urteil anmaßen können, das eröffnet neue Wege und Zugänge zu uns und zu anderen". "Überhaupt ist es gut, eine urteilende Haltung gegenüber den Mitmenschen abzulegen", betonte Philipps laut Predigttext. Dazu gehöre auch das vorschnelle Urteil, die Welt sei nicht mehr zu retten und der Mensch sei von Grund auf schlecht.

Spendenaktion "Brot für die Welt"

Die diesjährige Spendenaktion von "Brot für die Welt" steht unter dem Motto "Ein Klima, eine Zukunft!". Das evangelische Hilfswerk sammelt diesmal Spenden und Kollekten, um Menschen zu unterstützen, die besonders hart von den Folgen des Klimawandels betroffen sind. Die Beauftragte von "Brot für die Welt" in der westfälischen Kirche, Katja Breyer, erklärte: "Als Hauptverursacher des Klimawandels sind wir aufgefordert, die Menschen in den Ländern des Südens zu unterstützen, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben und so massiv unter seinen Folgen leiden." Hilfswerke bräuchten finanzielle Unterstützung, um den Menschen vor Ort helfen zu können, "sich an den Klimawandel anzupassen".

Die 63. Spendenaktion von "Brot für die Welt" war am ersten Advent (28. November) mit einem Festgottesdienst in Detmold bundesweit eröffnet worden. Die Landeskirchen laden zusätzlich zu regionale Eröffnungsgottesdiensten ein. Zum Abschluss ist traditionell dieWeihnachtskollekte in den evangelischen Gemeinden für das Hilfswerk bestimmt. Erstmals rief die evangelische Aktion im Jahr 1959 zu Spenden gegen Hunger und Armut auf.


Quelle:
epd