Nach Angaben der Polizei warfen in der Nacht zu Mittwoch zwei vermummte Personen zwei Molotow-Cocktails in Richtung des von Objektschützern bewachten Gebäudekomplexes in der Brunnenstraße. Die Flaschen seien auf dem Gehweg zerbrochen. Dabei sei das Feuer erloschen. Die Täter konnten flüchten.
Berlins Erzbischof Heiner Koch verurteilte am Mittwoch jegliche antijüdische und antisemitische Gewalt auf Berlins Straßen: "Es ist nicht hinzunehmen, dass unser jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn, die in Sorge und Trauer um ihre Angehörigen, Freundinnen und Freunde in Israel leben, Angst um ihr eigenes Leben mitten unter uns haben müssen. Ich verurteile daher jeglichen Applaus für den Terror der Hamas auf unseren Straßen und jeden Angriff auf jüdische Einrichtungen, so insbesondere den Anschlag auf ein jüdisches Gemeindezentrum in der Brunnenstraße. Als katholische Kirche im Erzbistum Berlin verurteilen wir jeglichen Antisemitismus, Terror und Gewalt; wir stehen im Gebet und Solidarität an der Seite unserer jüdischen Nachbarinnen und Nachbaren.“
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach am Mittwoch von einer "abscheulichen Tat". Die Täter müssten schnell ermittelt und mit aller Härte zur Verantwortung gezogen werden, erklärte Faeser. Die Innenministerin versicherte, der Schutz von jüdischen Einrichtungen habe für Deutschland höchste Priorität. "Wir werden weiter mit allen rechtsstaatlichen Mitteln gegen Extremisten und Gewalttäter vorgehen, die Angst und Hass gegen Jüdinnen und Juden schüren", sagte Faeser.
Es klar und deutlich aussprechen
Auch der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner versicherte, der Schutz jüdischer Einrichtungen und die Sicherheit der jüdischen Bürgerinnen und Bürger habe für Bund und Länder höchste Priorität.
Der Beauftragte der Bundesregierung für den Kampf gegen Antisemitismus, Felix Klein, sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwoch/Online): "Wir müssen es klar und deutlich aussprechen: Gestern Nacht gab es den Versuch, eine Synagoge abzubrennen. Mitten in Berlin, im Jahr 2023".
Politik fordert Konsequenzen
Viele Jüdinnen und Juden fühlten sich derzeit nicht sicher in Deutschland, sagte Klein: "Das ist ein absolut unsäglicher, unhaltbarer Zustand." Er forderte, diejenigen, die antisemitischen Hass verbreiten, müssten die volle Härte des Gesetzes spüren. Auch die Gesellschaft müsse "nun endlich geschlossen aufstehen und sagen: Nein, wir lassen es nicht zu, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland in Angst leben müssen".
Der Grünen Co-Vorsitzende Omid Nouripour verurteilte den Anschlag "aufs Schärfste" und forderte ebenfalls zügige Konsequenzen. Es gebe eine besondere Verantwortung für jüdisches Leben in Deutschland. "Dieser Verantwortung müssen wir gerecht werden", sagte er den Funke-Zeitungen.
85 Jahre nach der Pogromnacht
Der Berliner evangelische Bischof Christian Stäblein erklärte auf der Plattform X, vormals Twitter, er sei erschüttert: "85 Jahre nach der Pogromnacht sollen erneut Synagogen angezündet werden. Wir müssen als Gesellschaft zusammenstehen, um solche Taten zu verhindern."
In dem Gebäudekomplex der jüdischen Gemeinschaft Kahal Adass Jisroel befinden sich neben der Synagoge unter anderem auch eine Schule und eine Kita.
Zweiter Angriff am Vormittag
Der Zentralrat der Juden reagierte am Mittwoch ebenfalls erschüttert auf den Anschlag. Die Vernichtungsideologie der Hamas gegen alles Jüdische wirke auch in Deutschland, erklärte der jüdische Dachverband: "Aus Worten werden Taten."
Nach Angaben der Polizei kam es am Mittwochvormittag zu einem weiteren Vorfall vor der Synagoge. Gegen acht Uhr habe ein Mann versucht, während der Polizeiermittlungen zu dem Gebäude zu gelangen. Das sei von Polizisten verhindert worden. Bei seiner Festnahme habe der 30-jährige Mann volksverhetzende sowie israelfeindliche Parolen gerufen.