In seinem aktuellen Internetblog mit dem Titel "Georg Gänswein - Ein Nachruf" begrüßte es Nann, dass sich der wie er selbst aus dem Erzbistum Freiburg stammende Gänswein bis auf weiteres auf seine Aufgabe als Privatsekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI. konzentriere. Dafür trete er nicht mehr als Präfekt des päpstlichen Hauses "immer strahlend lächelnd hinter dem Papst" auf: "Nun ist damit Schluss - endlich."
"Die Flügel beschnitten"
Franziskus habe Gänswein "die Flügel beschnitten", so Nann weiter. Er selbst habe schon länger den Eindruck, "dass die Clique um Benedikt den armen alten emeritierten Papst ganz kräftig manipuliert und für ihre Intrigen einspannt. Und der Drahtzieher bei all dem kann eigentlich nur der Sekretär gewesen sein." Nun habe er sich "überreizt", genau wie vorher schon Kardinal Gerhard Ludwig Müller, dessen Amt als Präfekt der Glaubenskongregation Papst Franziskus nicht verlängert habe.
Er bete jeden Tag für Papst Franziskus, betonte Bischof Nann, "dass er die Böcke von den Schafen im Vatikan unterscheiden kann und im Heiligen Geist die Kurie und die Kirche erneuert". Der 2017 von Franziskus zum Bischof ernannte Geistliche ergänzte, Gänswein sei schon in der gemeinsamen Zeit im Priesterseminar "hart im verbalen Angriff" und "extrem konservativ" gewesen. In einer deutschen Pfarrei wäre Gänswein "durch seine polarisierende Art untragbar gewesen".
Pfarrer in Armengemeinden
Nann ging vor mehr als 20 Jahren nach Peru und arbeitete dort als Pfarrer in Armengemeinden der Hauptstadt Lima sowie im Andenhochland und im Amazonasgebiet. Als Bischof ist er zuständig für die südperuanische Prälatur Caraveli. Dort leben auf einer Fläche, die ähnlich groß ist wie Baden-Württemberg, nur etwa 150.000 Menschen, und in 22 Pfarreien arbeiten 15 katholische Priester.
Der Vatikan hatte vor wenigen Tagen bestätigt, dass Gänswein sich bis auf weiteres auf seine Aufgabe als Privatsekretär von Benedikt XVI. konzentriere. Von einer Entlassung oder Beurlaubung als Präfekt des Päpstlichen Hauses sei aber nichts bekannt.
Zuvor hatten "Die Tagespost" und andere Medien berichtet, Gänsweins Ablösung sei unter anderem auf die "unglückliche Präsentation" eines Buches von Kardinal Robert Sarah über Priestertum und Zölibat zurückzuführen, zu dem Benedikt XVI. einen Aufsatz beisteuerte. Die Publikation wurde von vielen als Affront gegen Franziskus aufgefasst.