Benediktiner wegen Kirchenasyls in Kitzingen vor Gericht

Er ist der Ansprechpartner für Flüchtlingsarbeit

Am Montag muss sich erstmals ein Ordensmann wegen der Gewährung von Kirchenasyl vor einem Amtsgericht verantworten. Dem Benediktinerbruder wird "Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt ohne erforderlichen Aufenthaltstitel" vorgeworfen.

Richterhammer / © Pixel-Shot (shutterstock)

Zur Verhandlung gegen den Mönch Abraham Sauer aus Münsterschwarzach kommt es laut dessen Anwalt, Franz Bethäuser, weil die zuständige Richterin am Amtsgericht den Strafbefehl nicht unterschrieben habe, so der Jurist.

Nach Auskunft des bayerischen Justizministeriums wurden im Freistaat 2020 insgesamt 27 Verfahren wegen der Gewährung von Kirchenasyl gegen Kirchenangehörige neu eingeleitet. Wie viele davon noch anhängig seien, konnte ein Ministeriumssprecher auf Anfrage nicht sagen.

Integrationspreis 2018

Bruder Abraham ist in der Verwaltung des Klosters beschäftigt und einer von zwei Ansprechpartnern für Flüchtlingsarbeit. Seit 2014 werden Geflüchtete auch auf dem Münsterschwarzacher Klostergelände beherbergt, derzeit sind es 36. Kirchenasyl ist dabei die Ausnahme.

Vor drei Jahren erhielt die Abtei für ihre Flüchtlingsarbeit den Integrationspreis des Landkreises Kitzingen.

Für Schlagzeilen sorgte zuletzt der Fall von Mutter Mechthild Thürmer, Äbtissin des oberfränkischen Klosters Kirchschletten.

Auch Benediktinerin angeklagt

Die Ordensfrau sieht sich mehreren Strafverfahren wegen Beihilfe zu unerlaubtem Aufenthalt gegenüber, weil sie Frauen in besonderen Notlagen ins Kirchenasyl aufgenommen hat. In einem Fall sollte ihr bereits Ende Juli 2020 vor dem Amtsgericht Bamberg der Prozess gemacht werden. Er wurde kurzfristig abgesagt, nachdem in zwei weiteren Fällen Ermittlungsverfahren eingeleitet worden waren. Einen neuen Verhandlungstermin gibt es noch nicht.

Zuletzt hatte die Vollversammlung der bayerischen Bischöfe der Benediktinerin den Rücken gestärkt. "Die Bischöfe sehen keinen Grund für eine Verurteilung", sagte Kardinal Reinhard Marx Anfang Oktober in München. Die Ordensfrau habe sich an alle Absprachen zwischen Staat und Kirche beim Kirchenasyl gehalten.

Kirchenasyl

Beim sogenannten Kirchenasyl nehmen Gemeinden oder Ordensgemeinschaften vorübergehend Asylbewerber auf, um eine Abschiebung abzuwenden, weil diese für den Flüchtling eine Bedrohung an Leib und Leben darstellt. Schon aus dem vierten Jahrhundert ist bekannt, dass Flüchtlinge in Kirchen Schutz suchten.

Ein Schlafsack und ein Rucksack liegen auf einer Kirchenbank. Im Hintergrund steht ein Zelt. / © Harald Oppitz (KNA)
Ein Schlafsack und ein Rucksack liegen auf einer Kirchenbank. Im Hintergrund steht ein Zelt. / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA
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