Bernhard Vogel erinnert an Jerusalem Foundation-Gründer Teddy Kollek

"Er lebte und starb für seine Stadt"

Die Jerusalem Foundation setzt sich seit über 50 Jahren für ein friedliches Zusammenleben in Jerusalem ein. Dessen früherer Oberbürgermeister Teddy Kollek hat die Stiftung gegründet. Der Weggefährte und CDU-Politiker Bernhard Vogel erinnert sich.

Bernhard Vogel (li.) mit Teddy Kollek als Portrait (privat)
Bernhard Vogel (li.) mit Teddy Kollek als Portrait / ( privat )

DOMRADIO.DE: Sie haben die Entstehung der Jerusalem Foundation persönlich miterlebt. Was hat Sie denn in den 1960er Jahren überhaupt ins Heilige Land gezogen?

Prof. Bernhard Vogel (CDU-Politiker und früherer Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen): Ich bin in den frühen 1960er Jahren zum ersten Mal nach Israel gekommen, weil ich an der Universität Heidelberg ein Seminar über das israelische Regierungssystem abgehalten hatte und mit den Seminarteilnehmern nach Israel reisen wollte. Das war damals noch völlig ungewöhnlich. Das war wohl das erste Mal, dass eine größere Studentengruppe von Deutschland nach Israel kam.

Ich war von Anfang an der Überzeugung, dass wir Deutsche zu Frankreich, zu Polen und zu Israel durch die Vergangenheit ganz besondere Verantwortung haben. Das hat sich darin gezeigt, dass ich viele, viele Male nach Israel gekommen bin. Das hat auch zu dieser Freundschaft mit Teddy Kollek, dem Oberbürgermeister von Jerusalem, geführt.

DOMRADIO.DE: Was war das für ein Mensch? Erinnern Sie sich vielleicht noch an Ihre erste Begegnung mit ihm?

Vogel: Ich bin nicht ganz sicher, ob es die erste Begegnung war, aber ich erinnere mich jedenfalls an einen Besuch bei mir in der Mainzer Staatskanzlei. Er war ein ganz außergewöhnlicher Mensch. Er war von der Herkunft her Wiener, Österreicher und sprach auch - soweit ich das beurteilen konnte - Englisch mit ein bisschen österreichischem Akzent. Er lebte und starb für seine Stadt Jerusalem. Das war seine Lebensaufgabe. Obwohl er - wenn ich mich recht erinnere - früher enger Mitarbeiter des Staatsgründers Israels, Ben Gurion, gewesen ist.

DOMRADIO.DE: Was hat ihn dazu bewogen, sich so früh auch schon um ein friedliches Zusammenleben der Menschen in Jerusalem einzusetzen?

Vogel: Die Erkenntnis, dass Frieden nur erreicht werden könne, wenn der jüdische Teil Jerusalems und der arabische Teil Jerusalems nicht gegeneinander kämpfen, sondern dass sie versuchten, miteinander auszukommen und gemeinsam Jerusalem zu sein, war für ihn wichtig. Er wollte nicht Oberbürgermeister einer geteilten Stadt sein. Dafür hatte ich im Hinblick auf die Situation in Berlin natürlich noch zusätzlich Verständnis.

DOMRADIO.DE: Gab es denn bei seiner Arbeit Widerstände, die er überwinden musste?

Vogel: Ja natürlich. Er musste ja gewählt werden und das war nicht ganz einfach. Es war die Initiative der Jerusalem Foundation in der ganzen Welt, um Hilfe - nicht nur für Israel generell, sondern speziell für Jerusalem - zu werben. Und das hat er mit einer Meisterschaft getan. Ich habe niemanden erlebt, der so wie er ein Publikum hinreißen konnte und veranlassen konnte, das Portemonnaie zu öffnen und Israel und Jerusalem zu unterstützen.

DOMRADIO.DE: Mit 95 Jahren ist Teddy Kollek im Jahr 2007 verstorben. Was glauben Sie, war er zufrieden mit dem, was er erreicht hat?

Vogel: Ich habe ihn auch nach seinem Amt als Oberbürgermeister noch gelegentlich besucht - auch zuhause. Er war glücklich über das, was er getan hatte. Zum Schluss hat er darunter gelitten, dass er sich nach langem Widerstand noch einmal bereit erklärt hatte, als Oberbürgermeister von Jerusalem zu kandidieren. Dass diese Wahl dann schief ging, hat ihn geschmerzt, weil er unglücklich über die Nachfolge im Amt war. Aber heute überstrahlt seine große Leistung für diese Stadt auch dieses Ende. Und es gibt Gott sei Dank einen "Teddy Kollek Park" in Jerusalem, wo seiner gedacht und an ihn erinnert wird.

Das Interview führte Verena Tröster.


Die referenzierte Medienquelle fehlt und muss neu eingebettet werden.
Quelle:
DR